# taz.de -- Aktivist:innen benennen Apotheke um: M – eine Stadt sucht einen Maler
       
       > „Ohren“ statt „Mohren“. Einer Apotheke in Kassel fehlt der
       > Anfangsbuchstabe auf dem Schild. Die Polizei ermittelt wegen einer
       > politisch motivierten Tat.
       
 (IMG) Bild: Immerhin das A ist noch da. (Obwohl ein A ja auch sehr politisch sein kann)
       
       Kassel/Berlin dpa/taz | „Ohren-Apotheke“ statt „Mohren-Apotheke“: In Kassel
       ermittelt nach der Beschädigung eines Leuchtschildes an einem Geschäft der
       Staatsschutz. Offenbar handele es sich um eine politisch motivierte Tat,
       sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Nordhessen am Donnerstag. Das
       „M“ sei vermutlich am Montag oder Dienstag mit Permanentmarker übermalt
       worden. Der Sachschaden liege bei 500 Euro.
       
       Laut [1][einem Bericht der HNA] wurde ein weiteres „M“ im Schild über dem
       Schaufenster der Apotheke mit einer Spanplatte verdeckt. Die Inhaberin der
       Apotheke berichtet darin, dass sie kürzlich von einer Initiative von Black
       and People of Color aufgefordert worden sei, ihr Geschäft umzubennen und so
       einen „antirassistischen Beitrag für unsere Stadt zu leisten“. Die
       Apothekerin, heißt es weiter, sei selbst nicht glücklich mit dem Namen und
       habe schon über eine Umbenennung nachgedacht.
       
       Auch in anderen Städten gibt es derzeit Debatten über Namen, die den
       Begriff „Mohr“ enthalten. So wird in Berlin seit Wochen heftig über eine
       Umbenennung der Mohrenstraße debattiert, deren Namen viele Menschen als
       rassistisch empfinden. Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG [2][hatten Ende
       Juni angekündigt], die gleichnamige U-Bahn-Station umbenennen zu wollen.
       
       Initiativen [3][wie Decolonise Berlin] hatten für die Straße und den
       U-Bahnhof schon länger einen neuen Namen verlangt. Sie hatten die Straße
       mehrfach symbolisch in „Anton-W-Amo-Straße“ umbenannt. [4][Anton Wilhelm
       Amo gilt als einer der ersten schwarzen Philosophen] und
       Rechtswissenschaftler in Deutschland. Der Vorschlag wird mittlerweile auch
       von den Grünen vor Ort unterstützt.
       
       ## Unterstützung von Christine Lambrecht
       
       Auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht unterstützt die Idee, die
       Berliner Mohrenstraße umzubenennen. „Den Vorschlag einer Fritz-Bauer-Straße
       fand ich total spannend“, sagte die SPD-Politikerin kürzlich.
       
       Der [5][Jurist Bauer], der aus einer jüdischen Familie stammte und während
       der Nazidiktatur im Exil war, wurde später Generalstaatsanwalt in Hessen.
       Er setzte sich dafür ein, beim ersten sogenannten Auschwitz-Prozess das
       SS-Wachpersonal in dem Vernichtungslager vor Gericht zu stellen.
       
       Ähnlich wie jetzt die „Mohren-Apotheke“ in Kassel war auch die Mohrenstraße
       in Berlin bereits mehrfach Ziel aktivistischer Umgestaltung. Hier wurden
       zumeist den Straßenschildern zwei schlichte Punkte hinzugefügt, so dass
       dort „Möhrenstraße“ stand.
       
       31 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.hna.de/kassel/kassel-rassismus-mohren-apotheke-ist-ohren-apotheke-90015172.html
 (DIR) [2] /U-Bahnhof-Mstrasse-wird-Glinkastrasse/!5693928
 (DIR) [3] http://decolonize-mitte.de/
 (DIR) [4] /Afrikanischer-Aufklaerer/!5674617
 (DIR) [5] /25-Jahre-Fritz-Bauer-Institut/!5654860
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gereon Asmuth
       
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