# taz.de -- Trump und die Corona-Krise in den USA: Parteitag doch kein Massenevent
       
       > Wegen der rasant ansteigenden Infektionszahlen sagt Donald Trump den
       > republikanischen Parteitag in Florida ab. Er möchte „ein Vorbild sein“.
       
 (IMG) Bild: Öffentlicher Kurswechsel beim Umgang mit Corona in den USA: Wendehals Donald Trump
       
       Washington dpa | Wegen des „Aufflammens“ der Corona-Pandemie im
       US-Bundesstaat Florida hat Präsident Donald Trump den dort für Ende August
       geplanten Parteitag der Republikaner abgesagt. „Der Zeitpunkt für die
       Veranstaltung ist nicht richtig“, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus.
       „Ich muss das amerikanische Volk beschützen.“ Es gebe nichts Wichtigeres
       als die Sicherheit der Amerikaner.
       
       Die formelle Nominierung Trumps zum Kandidaten für die Präsidentenwahl am
       3. November soll nun in kleinerem Rahmen in Charlotte im Bundesstaat North
       Carolina erfolgen. In welchem Rahmen er seine Nominierungsrede halten
       werde, sei noch nicht entschieden.
       
       Mit der Absage der in Florida geplanten Großveranstaltung vollzog Trump
       eine [1][Kehrtwende]. Erst im Juni hatte er die Verlegung von Teilen des
       ursprünglich in Charlotte geplanten Parteitags mit rund 19.000 Delegierten
       angekündigt. North Carolinas Gouverneur Roy Cooper hatte wegen der
       Corona-Pandemie erklärt, eine solche Großveranstaltung werde nur unter
       Auflagen wie dem Tragen von Masken und weniger Teilnehmern möglich sein.
       
       „Wir hatten eine gewaltige Sache geplant“, sagte Trump am Donnerstag. Er
       wolle sich aber nicht in der Situation wiederfinden, in der ihm vorgeworfen
       werde, etwas Unsicheres zu tun. Vielmehr wolle er ein „Vorbild“ sein.
       
       ## Kehrtwende der Republikaner innerhalb weniger Tage
       
       Kritiker werfen dem Präsidenten das Gegenteil vor. Trump hat schon früh in
       der Pandemie auf eine Wiedereröffnung der Wirtschaft und eine rasche
       Rückkehr zum Normalbetrieb gedrängt. Im Juni hielt er nach einer
       mehrmonatigen Unterbrechung gegen den Rat von Experten eine
       Wahlkampfveranstaltung vor mehreren Tausend Anhängern in einer
       geschlossenen Halle ab.
       
       Die Parteivorsitzende der Republikaner, Ronna McDaniel, hatte noch am
       Montag gesagt, der Präsident werde bei dem Parteitag vor Delegierten
       sprechen. Es sei möglich, Gesundheit und die Wiedereröffnung der Wirtschaft
       in Einklang zu bringen – und das werde man beim Parteitag beweisen.
       
       Seit Mitte Juni hat sich jedoch die Corona-Situation in Florida deutlich
       zugespitzt. In dem Staat mit gut 21 Millionen Einwohnern gibt es inzwischen
       rund 400.000 bekannte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2. Jacksonville
       gehört zu den stark betroffenen Gebieten.
       
       In den USA entscheidet jeder der 50 Bundesstaaten separat darüber, welche
       Corona-Auflagen zu welchem Zeitpunkt gelten und wann es Zeit für
       Lockerungen ist. Voll besuchte Großveranstaltungen gelten jedoch bislang
       fast überall als tabu.
       
       ## Mehr als 4 Millionen Infizierte in den USA
       
       Die Demokraten werden ihren für August geplanten Parteitag zur Nominierung
       ihres Präsidentschaftskandidaten ebenfalls zumeist virtuell abhalten.
       Ex-Vizepräsident [2][Joe Biden] soll die Nominierung als Kandidat aber am
       ursprünglichen Veranstaltungsort in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin
       entgegennehmen, hieß es. Die Delegierten sollen aber wegen der
       Corona-Pandemie nicht anreisen.
       
       Die USA passierten in der Corona-Pandemie einen weiteren dramatischen
       Meilenstein. Mittlerweile sind in dem Land mit rund 330 Millionen
       Einwohnern mehr als 4 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2
       nachgewiesen worden. Mehr als 144.000 Menschen starben nach einer
       Infektion, wie am Donnerstag aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in
       Baltimore hervorging. In keinem anderen Land der Welt sind so viele
       Ansteckungen bekannt.
       
       Die US-Gesundheitsbehörde CDC geht davon aus, dass es in vielen Regionen
       des Landes eine hohe Dunkelziffer an Infektionen gibt. Weltweit wurden mehr
       als 15 Millionen Corona-Infektionen verzeichnet. Rund 626.000 Menschen
       starben im Zusammenhang mit der Erkrankung Covid-19.
       
       In den USA hat sich die Pandemie zuletzt dramatisch zugespitzt. Die
       Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000
       Neuinfektionen pro Tag. Am Dienstag und Mittwoch wurden jeweils mehr als
       1.000 Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet.
       
       24 Jul 2020
       
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