# taz.de -- Trumps Kehrtwende bei Masken-Frage: Zu spät, zu wenig
       
       > Meinte der US-Präsident es jetzt ernst mit dem Kampf gegen die Pandemie,
       > wäre mehr nötig als Lippenbekenntnisse: eine nationale Strategie.
       
 (IMG) Bild: Eigentlich nicht für die Hand, sondern fürs Gesicht: Trump zeigt Maske
       
       Fünf Monate und mehr als 140.000 Tote in den USA später zeigt Präsident
       [1][Donald Trump Anfänge von Einsicht]. Er sagt, dass die Pandemie
       schlimmer werden wird, bevor sie nachlässt, empfiehlt das Tragen von Masken
       und nennt es – kein unwichtiges Detail für seine fähnchenschwingenden
       AnhängerInnen – „patriotisch“.
       
       Das ist mehr als nichts und ohne Frage besser als das Leugnen von
       wissenschaftlicher Evidenz und das Behindern von Gesundheitspolitik. Und
       trotzdem ist es kein Anlass zum Jubel. Trump scheint der größte
       Verantwortliche für die [2][rapide Ausbreitung von Corona] zu sein, nicht
       nur in den USA, sondern in der ganzen Welt. Von Beginn der Krise an stellt
       er der Bekämpfung der Pandemie Hindernisse in den Weg. Wider besseres
       Wissen verbreitet er das Gerücht, das Virus werde die USA verschonen.
       Krankenhäuser und Testzentren seien ausreichend ausgestattet. Anstatt sie
       zu stärken, verließ er die Weltgesundheitsorganisation, hetzte gegen China
       und nannte die „Wirtschaft“ ein höheres Gut als die Gesundheit und das
       Leben. Wahltaktische Überlegungen wiegen für Trump schwerer als die
       Gesundheitspolitik.
       
       Selbst am Tag seiner späten Einsicht bleibt Trump Teil des Problems. Beim
       Treffen mit politischen GeldgeberInnen trägt er wieder keine Maske. Und er
       hält fest an seiner konsequenten Verniedlichung des Problems. So will er
       LehrerInnen und SchülerInnen nach den Ferien zum Regelunterricht in
       geschlossenen Räumen zwingen.
       
       An der Basis ist die Maske längst ein Politikum geworden. Wer keine Maske
       trägt, bekennt sich damit fast automatisch zu Trump. Die ideologische
       Überfrachtung eines Stücks Gewebe hat die Ausbreitung der Pandemie
       begünstigt. Sie hat zugleich die sachliche Diskussionen und das Vorgehen
       gegen die Ausbreitung des Virus behindert.
       
       Wenn Trump es jetzt ernst mit der Pandemiebekämpfung meinte, wäre sehr viel
       mehr nötig als Lippenbekenntnisse und eine Wiederaufnahme seiner
       Selbstdarstellung bei Briefings aus dem Weißen Haus. Die Pflicht zum
       Maskentragen in geschlossenen Räumen und das Schließen von Bars, Schulen
       und anderen Versammlungsräumen an Orten, wo die Pandemie wütet, gehört
       dazu. Noch wichtiger wäre es, endlich eine nationale Strategie für den
       Umgang mit der Pandemie zu entwickeln und auf den Rat von
       WissenschaftlerInnen und GesundheitspolitikerInnen zu hören.
       
       Stattdessen setzt Trump weiterhin auf WahlkampfstrategInnen und Umfragen.
       Solange das so bleibt, schreitet der US-Präsident über Leichen auf dem Weg
       zur erhofften Wiederwahl.
       
       22 Jul 2020
       
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