# taz.de -- Kleinstes Lichtspielhaus in Deutschland: Kino aus dem Home Office
       
       > Das Lodderbast in Hannover ist das einzige Kino, das im Lockdown volles
       > Programm zeigte: online aus der Wohnung der Betreiber*innen.
       
 (IMG) Bild: Kiosk oder Kino? Das Lodderbast kann beides sein
       
       Bremen taz | Mit 20 Cocktailsesseln als Kinositzen ist [1][das Lodderbast
       in Hannover] das kleinste Kino Deutschlands – aber wann dort wieder Filme
       gezeigt werden, ist ungewiss. Während andere Kinos wieder eröffnet haben,
       bleibt das Wohnungskino von Wiebke und Johannes Thomsen geschlossen, denn
       die Hygieneregeln sind in dem kleinen Raum nicht einzuhalten. So beträgt
       der Abstand zwischen der Bar und der Unisextoilette weniger als 1,5 Meter.
       
       Selbst wenn sie wieder eröffnen dürften, wären nur vier Zuschauer*innen pro
       Vorstellung gestattet. Im März war das Lodderbast das erste Kino in
       Niedersachsen, das freiwillig den Betrieb einstellte. Als sich bei einer
       Vorstellung 32 Zuschauer*innen in dem kleinen Raum drängten, wurde den
       Thomsens klar, dass dies ein potentieller Hotspot sein könnte.
       
       Seitdem ist dort kein Film gezeigt worden. Stattdessen ging das Lodderbast
       online und war so das einzige Kino Deutschlands, das [2][während des
       Shutdowns] Vollprogramm zeigte. Dafür organisierten die Inhaber*innen
       digitale Vorstellungen, die sie in ihrem zum Videostudio umfunktionierten
       Büro moderierten.
       
       Per Skype waren dabei fast immer die Filmemacher*innen oder
       Darsteller*innen zu Gast, für die dies ja auch eine der ganz wenigen
       Gelegenheiten war, ihre Werke in der Öffentlichkeit vorzustellen. Die
       Thomsens riefen zu Spenden auf und sammelten bis zu 1.000 Euro pro Abend.
       
       ## Filmpreis im Lodderbast, statt glamourös in Berlin
       
       Inzwischen ist das Lodderbast offiziell in der Sommerpause, aber als eine
       Art Fortsetzung ihres Online-Programms moderieren Wiebke und Johannes
       Thomsen bis zum 2. September die „Langen Nächte des Jungen Films“. Dort
       wird seit dem Jahr 2000 der deutsche Filmnachwuchspreis „First Step Award“
       an Student*innen von deutschsprachigen Filmschulen vergeben.
       
       Die glamouröse Preisverleihung im Berliner Theater des Westens muss in
       diesem Jahr ausfallen, doch dafür sind die Screenings der nominierten Filme
       zum ersten Mal öffentlich. Sie werden auf der unabhängigen
       Streamingplattform „behind the tree“ live ins Netz gestellt, sodass in
       einem virtuellen Lichtspielhaus Vorstellungen zu sehen sind, die jeweils um
       19:30 Uhr beginnen.
       
       ## Eine Zukunft als Kiosk?
       
       Die Thomsens führen von ihrem Homeoffice aus durch die Abende und im
       Anschluss an die Projektionen gibt es Filmgespräche, an denen sich das
       Publikum beteiligen kann. Digitalen Zugang bekommt man mit einem Eventpass
       für 9,99 Euro.
       
       Doch wie es mit dem realen Kino Lodderbast weitergehen soll, bleibt vorerst
       ungewiss. Johannes Thomsen spricht davon, es nach der Sommerpause eine
       Zeitlang als Kiosk mit Straßenverkauf zu betreiben. Das könnte sogar
       klappen, denn das Lodderbast hat eine Betriebsgenehmigung von der Stadt
       erhalten – nicht als Kino, sondern als Kulturkiosk erhalten.
       
       21 Aug 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.lodderbast.de/
 (DIR) [2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/angeblich-kleinstes-kino-der-welt-durch-die-corona-krise.1008.de.html?dram%3Aarticle_id=473143
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wilfried Hippen
       
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