# taz.de -- Tipico in Hamburg-Wilhelmsburg: Ein Automat im Weg
       
       > Der Wettanbieter Tipico verstößt gegen das Gesetz, weil an der
       > Außenfassade einer Filiale ein Geldautomat hängt. Den will Tipico nun
       > loswerden.
       
 (IMG) Bild: Beides rot, gehört aber nicht zusammen: Haspa-Automat und Tipico-Filiale
       
       Hamburg taz | Vier Wochen ist es her, dass die taz einen Gesetzesverstoß
       des Sportwettanbieters Tipico in Wilhelmsburg öffentlich machte – doch
       anstatt diesen zu beheben, schiebt das Unternehmen die Verantwortung
       anderen zu. An der Außenfassade der Wettfiliale im Reinstorfweg hängt ein
       Geldautomat. Das bedeutet nicht nur ständigen Geldnachschub für
       Spieler*innen, sondern ist auch verboten.
       
       Im Gesetz zum veränderten Glücksspielstaatsvertrag steht, dass es in „den
       Räumlichkeiten von Wettvermittlungsstellen sowie in oder an zugehörigen
       Gebäudeteilen und auf zugehörigen Flächen“ keine Möglichkeit zum Abheben
       von Bargeld geben darf.
       
       Die Sparkasse war schon vor dem Wettanbieter an dem Standort. Nachdem die
       Filiale vor 16 Jahren geschlossen wurde, blieb nur der Geldautomat.
       
       Nun plädiert das Unternehmen Tipico, das betont, dass der Spielerschutz
       höchste Priorität habe, dafür, diesen zugunsten des Wettbüros abzubauen:
       „Wir haben sowohl mit dem Vermieter der Fläche als auch mit dem Betreiber
       des Geldautomaten Kontakt aufgenommen“, um „auszuloten“, ob der Geldautomat
       entfernt werden könne, sagt ein Sprecher des Unternehmens, der nicht
       namentlich genannt werden will. Beide Anfragen seien abgelehnt worden. „Wir
       haben keine Handhabe, den Automat zu entfernen.“ Stattdessen bietet er an,
       den Spieler, der anonym im vorigen taz-Artikel zitiert wurde, zu sperren.
       
       In Wilhelmsburg kommt der Vorstoß, einfach den Geldautomaten abzubauen,
       statt die Filiale zu schließen, nicht gut an: Er sei „strategisch total
       wichtig“, weil gleich nebenan eine Apotheke und ein Supermarkt lägen, sagt
       Annika Hoffmann, die in der Nachbarschaft nicht darauf verzichten möchte.
       „Gerade ältere Menschen brauchen eine nahe Bargeldversorgung.“
       
       Auch die Hamburger Sparkasse will es dem Wettanbieter nicht so einfach
       machen. Man habe sich „auf Wunsch von Tipico intensiv mit der Frage nach
       einem möglichen Abbau unseres Geldautomaten befasst“, sagt Haspa-Sprecher
       André Grunert. Aber die „nächsten Versorgungsmöglichkeiten sind mindestens
       1,5 km entfernt“. Daher sehe die Haspa die „Fortsetzung des Betriebs als
       zwingend notwendig an“.
       
       [1][Die Glücksspielaufsicht will sich erst zu dem Fall äußern], wenn die
       Verwaltungsprüfung abgeschlossen sei, sagt der Innenbehördensprecher Frank
       Reschreiter. Diese werde noch einen Monat dauern.
       
       Timo Fischer, dem Bezirksfraktionschef der FDP, geht das nicht schnell
       genug: Um Spielsüchtige zu schützen, müsse geprüft werden, „ob die
       entsprechenden Regeln so verändert werden können, dass die Verwaltung
       schneller aktiv werden kann“. Wie ein „Sportwettbüro neben einem
       Geldautomaten eröffnen konnte“, kann er sich nicht erklären. Er „erwarte
       von den Betreiber*innen eines Sportwettstudios die Prüfung der Umgebung vor
       der Aufnahme des Geschäftsbetriebes“, sagt Fischer.
       
       Auch Stefanie Rose von der Stadtteilgruppe der Linken in Wilhelmsburg,
       sagt, dass „Tipico niemals die Erlaubnis für die Eröffnung einer Filiale an
       dieser Stelle bekommen haben dürfte“. Die Gesundheit der Menschen im
       Stadtteil habe Priorität. „Tipico ist ein international tätiges
       Unternehmen, das Geld mit der Wettsucht von vor allem finanziell schlechter
       gestellten Menschen verdient“, sagt Rose. Auch sei es „unglaublich dreist,
       dass Tipico seine fragwürdig erzielten Gewinne über das Bedürfnis der
       Wilhelmsburger*innen nach ortsnaher Versorgung mit Bargeld stellt“, sagt
       sie. Ihre Forderung: „Tipico muss verschwinden – so schnell wie möglich.“
       
       3 Aug 2020
       
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