# taz.de -- Vorfall in Atomanlage im Iran: Viel Rauch um Natans
       
       > Wie kam es zu dem Brand in der Atomanlage Natans? Teheran hält sich
       > auffällig bedeckt. Beobachter vermuten einen israelischen Sabotageakt.
       
 (IMG) Bild: Vom Iran veröffentlichtes Bild eines Gebäudes in Natans, das durch ein Feuer zerstört wurde
       
       Berlin taz | Auch fast eine Woche nach einem Brand in der iranischen
       Atomanlage Natans ist Teheran nicht bereit, über den Auslöser und die
       Folgen zu informieren. „Die Ursache wurde nach gründlichen Untersuchungen
       festgestellt, aber aus sicherheitstechnischen Erwägungen werden die
       Ergebnisse erst zu gegebener Zeit bekanntgegeben“, hatte der Sprecher des
       Nationalen Sicherheitsrats Keywan Chorawi bereits am Freitag mitgeteilt. Da
       sich kein nukleares Material in der Anlage befunden habe, seien keine
       größeren Schäden entstanden. Das Feuer war am Donnerstag ausgebrochen.
       
       Der Iran arbeitet seit mehreren Monaten daran, die unterirdische Anlage in
       Natans zu erweitern und sie mit leistungsfähigeren Zentrifugen zu
       modernisieren. Derzeit wird dort Uran auf 4,5 Prozent angereichert, womit
       die im [1][internationalen Atomabkommen] von 2015 vereinbarte Höchstgrenze
       von 3,67 Prozent deutlich überschritten wird.
       
       Zunächst hatte Teheran versucht, den Brand herunterzuspielen. Der Vorfall
       habe sich außerhalb der Urananreicherungsanlage in einem einem
       Industrieschuppen ereignet, sagte Behrus Kamalwandi, Sprecher der
       Atombehörde. Die Anlage selbst habe keinen Schaden erlitten und es seien
       keine radioaktiven Strahlen festgestellt worden.
       
       Demgegenüber sagten die Forscher Fabian Hinz vom kalifornischen Middlebury
       Institute of International Studies und Davis Albright vom Institut for
       Science and International Security der Nachrichtenagentur AP, dass das
       Feuer die Produktion von Zentrifugen betroffen habe. Sie beriefen sich auf
       veröffentlichte Fotos des Brandorts und Satellitenaufnahmen.
       
       Die New York Times schrieb unter Berufung auf einen nicht genannten
       Sicherheitsbeamten aus einem Nachbarstaat Irans, der Brand sei durch einen
       Sprengkörper entstanden. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert drei
       iranische Informanten, die von einem Cyberangriff berichteten.
       
       ## Zweideutige Signale aus Israel
       
       Der Verdacht, es könnte sich um Sabotage handeln, wird dadurch erhärtet,
       dass es in den letzten Wochen mehrere Brände in militärischen und
       industriellen Anlagen im Iran gegeben hat, deren Ursachen nicht geklärt
       sind. Dies könne kein Zufall sein, meinen Beobachter und richten den Blick
       auf Israel.
       
       Von dort kommen zweideutige Signale: Außenminister Gabi Aschkenasi sagte:
       „Wir ergreifen Maßnahmen, über die man besser nicht sprechen sollte.“
       Verteidigungsminister Benny Gantz sagte: Nicht jeder Vorfall im Iran steht
       mit uns in Verbindung.“ Und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte
       wenige Stunden nach dem Vorfall in Natans, er möchte sich nicht äußern.
       
       Am Dienstag erst gab Teheran zu, dass der Schaden in Natans „gravierend“
       sei. Die Entwicklung und Produktion von Zentrifugen könne auf mittlere
       Sicht beeinträchtigt werden, sagte Kamalwandi. Doch nach wie vor wird über
       den vermuteten Täter geschwiegen. Sonst müsste man entsprechend reagieren,
       was mit großen Risiken verbunden wäre, sollte tatsächlich Israel hinter den
       Vorfällen stehen.
       
       ## Trump will neuen Atomdeal
       
       Iran befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage. Neben dem Druck, der
       durch die US-Sanktionen auf das Land ausgeübt wird, hat sich der Konflikt
       über das iranische Atomprogramm zugespitzt. Die Internationale Atombehörde
       (IAEA) gab in ihrem jüngsten Bericht bekannt, dass Iran achtmal mehr Uran
       angereichert hat, als im Atomabkommen erlaubt.
       
       Zudem kritisierte sie, dass Teheran den Inspektoren den Zugang zu zwei
       Anlagen verweigere. Das seien eindeutige Verstöße gegen das Abkommen.
       Sollten diese Verstöße dem UN-Sicherheitsrat gemeldet werden, könnte der
       Rat beschließen, die ruhenden UN-Sanktionen wieder zu aktivieren. Darauf
       drängen die USA und Israel. Sollte dies geschehen, wäre der Zusammenbruch
       der iranischen Wirtschaft kaum zu verhindern.
       
       Zudem versucht Washington, „mit allen Mitteln“ zu verhindern, dass das
       Waffenembargo gegen den Iran“ wie im Atomabkommen vereinbart im Oktober
       aufgehoben wird. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte im Juni: „Sollten
       die Mitglieder des Atomabkommens einer Verlängerung des Embargos nicht
       zustimmen, werden wir alle unsere diplomatischen Möglichkeiten einsetzen,
       um eine Aufhebung zu verhindern.“
       
       US-Präsident Donald Trump versucht den Druck auf den Iran zu erhöhen, um
       Teheran noch vor der US-Wahl im Oktober zu Verhandlungen über ein neues
       Abkommen zu zwingen. An die iranische Führung gerichtet twitterte er:
       „Wartet nicht bis zur nächsten Wahl, um ein großes Abenteuer zu erzeugen.
       Ich werde siegen, jetzt könnt ihr ein besseres Abkommen erzielen.“
       
       8 Jul 2020
       
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