# taz.de -- Uniter und der Verfassungsschutz: Jetzt offiziell Verdachtsfall
       
       > Der Verein Uniter, der mit paramilitärischen Trainings und sektenartigen
       > Ritualen aufgefallen ist, wird nun vom Verfassungsschutz beobachtet.
       
 (IMG) Bild: Bei einer Übung von Uniter in Mosbach
       
       BERLIN taz | Der Verein Uniter ist nun Verdachtsfall des Verfassungsschutz.
       Das sagte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutzes (BfV) am
       Montag im Bundestag. Es gibt nun also „hinreichend gewichtige tatsächliche
       Anhaltspunkte“ für rechtsextremistische Bestrebungen bei der Organisation,
       die von dem damaligen KSK-Soldaten André S. alias „Hannibal“ gegründet
       wurde. „Uniter wird von uns beobachtet und wir versuchen umfassende
       Erkenntnisse zu generieren“, sagte Thomas Haldenwang bei der öffentlichen
       Anhörung der Chef der Nachrichtendienste durch das Parlamentarische
       Kontrollgremium.
       
       Haldenwang ging auch auf die jüngste Entwicklungen ein: Der Verein habe
       sich ja in Deutschland aufgelöst und in der Schweiz neu gegründet, sagte
       er. „Wir sind sehr intensiv dabei, weil es jetzt ein Verdachtsfall ist, die
       Hintegründe aufzuhellen.“ Die Einstufung von Uniter als rechtsextremer
       Verdachtsfall sei kürzlich erfolgt und damit „ganz frisch“, bestätigte die
       BfV-Sprecherin auf taz-Anfrage.
       
       Uniter existiert als Verein seit 2012 und wurde 2016 als Netzwerk für
       Spezialkräfte der Bundeswehr, Polizei und Mitarbeitenden privater
       Sicherheitsdienste neu gegründet. Gründungsvorsitzender von Uniter e.V. war
       damals ein Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz
       Baden-Württemberg. Wie [1][taz-Recherchen bereits Ende 2018 ergeben]
       hatten, organisierte Uniter paramilitärische Trainings und pflegte
       sektenartige Praktiken. So sollte [2][bei einem Ritual Rotwein aus einem
       Schädel] getrunken werden. Uniter suchte auch [3][die Nähe zum
       philippinischen Autokraten Rodrigo Duterte].
       
       Der Chef des Bundeswehrgeheimdienstes MAD Christof Gramm sagte im
       Bundestag, dass der Fall Uniter ein besonders glückliches Beispiel für die
       Zusammenarbeit zwischen MAD und BfV sei. „Auch in operativer Hinsicht sind
       wir hier sehr eng beieinander“, so Gramm. Anders als bisher hat Gramm
       eingeräumt, dass es rechtsextremistische „Netzwerke und Strukturen“ bei der
       Bundeswehr gebe.
       
       Hannibal, der mehrere Prepper-Chatgruppen ins Leben rief, war zu seiner
       Zeit im Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr selbst Auskunftsperson des
       MAD, also eine Art Quelle. Er sollte ausdrücklich auch zum Verein Uniter
       informieren. Es gibt den Verdacht, dass er und andere Soldaten vor
       Durchsuchungen in der Calwer Kaserne [4][von einem MAD-Mitarbeiter gewarnt]
       wurden. Das KSK ist zuletzt [5][besonders durch rechtsextreme Vorfälle]
       aufgefallen. Gramm sprach von insgesamt 30 Verdachtsfällen bei der
       Eliteeinheit.
       
       Nach taz-Informationen war auch der BND mit dem Verein Uniter befasst,
       zudem verfügten mehrere Verfassungsschutzbehörden seit Längerem über
       Hinweisgeber zu Uniter. Auch der Generalbundesanwalt führt einen
       Beobachtungsvorgang, er prüft also, ob strafrechtliche Ermittlungen
       einzuleiten sind. Im Februar 2020 [6][hatte das BfV Uniter zum Prüffall
       erklärt], der Verdachtsfall ist nun die zweite Stufe, die dritte ist bei
       „erwiesenen extremistischen Bestrebungen“ der Beobachtungsfall.
       
       29 Jun 2020
       
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