# taz.de -- Grünen-Vorstoß für Tempolimit: Rasen ist verpönt
       
       > Grünen-Chef Robert Habeck macht ein Tempolimit von 130 Km/h auf
       > Autobahnen zur Bedingung für eine Regierungsbeteiligung. Das ist schlau.
       
 (IMG) Bild: Eindeutig unter 130 Stundenkilometern: Robert Habeck radelt für die Presse
       
       So eine klare Ansage ist für die Grünen ungewöhnlich: Die Ökopartei will
       nur unter der Bedingung in eine Bundesregierung gehen, dass ihr
       Koalitionspartner der Einführung eines Tempolimits von 130
       Stundenkilometern auf Autobahnen zustimmt. Grünen-Chef Robert Habeck hat in
       Aussicht gestellt, dass dieser Punkt die erste Maßnahme einer
       Bundesregierung mit Beteiligung seiner Partei sein könnte. Das wäre für
       schwarz-grüne Koalitionsverhandlungen eine Herausforderung – aber keine
       unüberwindbare. Auch die ChristdemokratInnen wissen, dass das
       frei-Fahrt-für-freie-Bürger-Denken ein Anachronismus ist.
       
       Dass die Grünen sich ausgerechnet an diesem Punkt aus ihrer ansonsten gut
       gepflegten Unverbindlichkeit wagen, ist schlau. Umfragen belegen immer
       wieder, dass eine Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen für eine
       generelle Begrenzung der Geschwindigkeit auf Autobahnen ist. Sie sind davon
       überzeugt, dass [1][ein Tempolimit] gut fürs Klima ist und Menschenleben
       rettet. Zu Recht gibt es in den meisten Ländern eine Höchstgeschwindigkeit.
       Auf [2][niederländischen Autobahnen] gilt aus Klimaschutzgründen seit
       Kurzem tagsüber sogar eine Begrenzung von 100 Stundenkilometern.
       
       In Deutschland hat es [3][die Autoindustrie] bislang geschafft, ein
       Tempolimit zu verhindern. Denn viele ManagerInnen glauben, dass fehlende
       Geschwindigkeitsbegrenzung gut für den Absatz immer größerer und
       schnellerer Autos ist. Dieses Denken zeigt die große mentale Krise der
       EntscheiderInnen in der deutschen Autoindustrie und der ihnen folgenden
       PolitikerInnen, die noch immer nicht begreifen, wie sich die
       Mobilitätsbedürfnisse verschoben haben. Die meisten Menschen möchten sicher
       und umweltschonend fahren. Über die Autobahn zu heizen gilt längst nicht
       mehr als sportlich, sondern als das Gegenteil – gefährlich, rücksichtslos
       und unverantwortlich. Rasen ist noch Teil des Macho-Kults postpubertärer
       und möchte-gern-junger Männer, aber im Großen und Ganzen zum Glück verpönt.
       Das gesellschaftliche Bewusstsein ist an diesem Punkt viel weiter als die –
       derzeitige – Regierung.
       
       14 Jul 2020
       
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