# taz.de -- Corona-Ausbruch in Göttingen: Schulen schon wieder zu
       
       > Wegen vieler neuer Corona-Fälle schließt Göttingen die gerade erst
       > geöffneten Schulen wieder. Ausgangspunkt der Infektionen waren wohl
       > religiöse Feiern.
       
 (IMG) Bild: Vermutlich Startpunkt des jüngsten Corona-Ausbruchs: das Iduna-Zentrum in Göttingen
       
       Göttingen taz | Allmählich schien ein Ende in Sicht: Nach monatelanger
       [1][Corona]-Zwangspause öffneten Niedersachsens Schulen ihre Türen in den
       vergangenen Wochen für immer mehr Klassen. Weitere Lockerungen waren
       angekündigt. Stattdessen ist in Göttingen und Umgebung jetzt doch wieder
       [2][Homeschooling] angesagt. Grund ist dafür ist ein massiver
       Corona-Ausbruch in der Stadt.
       
       Bei Feiern zum Zuckerfest, das bei Muslimen traditionell das Fastenbrechen
       begleitet, haben sich am vorvergangenen Wochenende offenbar zahlreiche
       Menschen mit dem Virus infiziert. Bis gestern wurden 80 Personen aus dem
       Umfeld von Familien, die mehrheitlich aus dem früheren Jugoslawien stammen,
       positiv auf das Virus getestet. Ein Patient wird im Krankenhaus behandelt
       und künstlich beatmet.
       
       Die Göttinger Stadtverwaltung weiß von mehreren Feiern am 23. Mai im
       Iduna-Zentrum, einem heruntergekommenen Appartement-Komplex. In einem Fall
       hätten sich dort rund 30 Menschen in einer kleinen Wohnung aufgehalten.
       Dort sei es zu Ansteckungen gekommen, sagt Göttingens Oberbürgermeister
       Rolf-Georg Köhler (SPD) – „nicht in den Moscheen“.
       
       Als weiterer möglicher Infektionsort gilt eine Shisha-Bar, in der mehrere
       Jugendliche nach dem Familienfest weiter gefeiert haben sollen. Sie hätten
       dort teilweise auch gemeinsam aus einer Wasserpfeife geraucht.
       Bestätigungen der Betroffenen sind schwer zu erhalten. Einige von der taz
       kontaktierte Jugendliche aus dem Umfeld der Familien erklärten, sie wollten
       nicht mit Journalisten sprechen. Auch ob die Shisha-Bar wie von Lokalmedien
       dargestellt am fraglichen Tag entgegen bestehender Auflagen geöffnet hatte,
       ließ sich zunächst nicht überprüfen.
       
       ## Elternrat forderte Schließung der Schulen
       
       Inzwischen stehen im Zusammenhang mit dem Göttinger Corona-Ausbruch 370
       Personen unter Quarantäne. 170 leben in Göttingen und Umgebung, davon etwa
       die Hälfte im Iduna-Zentrum. Die Stadt will in den nächsten Tagen alle rund
       700 Bewohner der Wohnanlage testen und dazu eine mobile Teststation
       einsetzen. Zudem soll die Hausverwaltung ein Hygienekonzept für das Gebäude
       erstellen und umgehend vorlegen. Ob die Quarantäne im Iduna-Zentrum
       eingehalten wird, will die Stadt auch mit unangemeldeten Besuchen
       überprüfen. Außer aus Göttingen kamen auch Personen aus dem Raum Osnabrück,
       aus Nordrhein-Westfalen und dem thüringischen Eichfeldkreis zum
       Fastenbrechen.
       
       Weil unter den Betroffenen auch 57 Kinder sind – 23 von ihnen wurden
       inzwischen positiv auf das Coronavirus getestet –, hatten die Stadt und der
       Landkreis Göttingen am Pfingstmontag zunächst für 13 Schulen verschärfte
       Sicherheitsregeln angeordnet. Dazu zählten unter anderem die Pflicht zum
       Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf dem Schulgelände und in den Gebäuden.
       
       Die Vorgabe sollte für zunächst 14 Tage gelten, ausgenommen blieben
       lediglich Klassenräume. Sollten ein Schüler oder eine Schülerin positiv auf
       das Coronavirus getestet werden, müsse die ganze Klasse einschließlich der
       Lehrer/innen in Quarantäne, hieß es.
       
       Am Dienstagnachmittag protestierte der Stadtelternrat gegen die
       „unzureichende“ und „verantwortungslose“ Anweisung der Kommune. Sie lasse
       die Fürsorgepflicht für alle an Schule Beteiligten vermissen, da infizierte
       Personen bereits vor dem sichtbaren Auftreten von Symptomen ansteckend sein
       könnten. Die Elternvertretung forderte stattdessen, alle betroffenen
       Schulen für mindestens zwei Wochen zu schließen. Sollte das
       Infektionsgeschehen dann nicht aufgeklärt sein, müsse die Schließzeit
       verlängert und sogar auf alle Schulen ausgeweitet werden.
       
       Dem kam die Stadtverwaltung jetzt weitgehend nach: „Alle Schulen im
       Göttinger Stadtgebiet bleiben ab sofort bis einschließlich Freitag, 5.
       Juni, präventiv geschlossen“, so der Krisenstab am Dienstag. Die Maßnahme
       verschaffe Zeit, um Tests auszuwerten, Infektionsketten nachzuverfolgen,
       Quarantäneanordnungen auszusprechen und ein weiteres Infektionsgeschehen
       möglichst frühzeitig einzudämmen.
       
       Auch die Berufsbildenden Schulen in Göttingen, rund ein Dutzend Schulen im
       Kreisgebiet und fünf Kitas bleiben zunächst bis Freitag dicht. Ab Montag
       müssen Schüler/innen und Lehrer/innen dann zwei Wochen lang in den Schulen
       einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
       
       3 Jun 2020
       
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