# taz.de -- Deutsche Milliarden für EU-Krisenländer: Teure Hilfen, die billig sind
       
       > Die Bundeskanzlerin hat es verstanden: Deutschland hilft sich selbst,
       > wenn es Europas Krisenländer unterstützt.
       
 (IMG) Bild: Europa wird gemeinsam reicher, nicht getrennt
       
       Es ist eine Zäsur: Kanzlerin Merkel lernt endlich vom Europapolitiker
       Helmut Kohl. Sie lässt „Bimbes“ springen, um das Projekt Europa zu retten.
       Sie ist jetzt nicht nur bereit, europäische [1][Coronabonds in Höhe von 500
       Milliarden Euro] zu akzeptieren. Sie geht sogar noch weiter und hat
       zugesagt, dass Deutschland milliardenschwere Zuschüsse an die Krisenländer
       gewährt. Noch vor wenigen Tagen schien dies undenkbar.
       
       Doch die ökonomische Logik war stärker: Deutschland erdrückt die Nachbarn
       schon lange mit seinen Exportüberschüssen. Diese Unwucht hat sich jetzt
       durch Corona noch verschärft, weil viele EU-Länder nicht reich genug sind,
       um ihre Betriebe zu unterstützen. EU-Wettbewerbskommissarin Vestager hat
       daher Alarm geschlagen: Die Hälfte aller Anträge für Unternehmenshilfen
       stammten aus Deutschland. Dies sei [2][eine „Wettbewerbsverzerrung“].
       Vestager hat nicht übertrieben. Die Gefahr ist enorm, dass vor allem
       deutsche Firmen die Coronakrise überleben – und dann den gesamten
       Binnenmarkt aufrollen.
       
       Auf den ersten Blick mag es erfreulich wirken, wenn man seine Nachbarn in
       den Boden konkurriert. Doch dieser Siegestaumel wäre kurzsichtig: Die
       anderen Europäer können deutsche Waren nur kaufen, wenn auch sie über
       Einkommen verfügen. Europa wird gemeinsam reicher, nicht getrennt.
       
       Die [3][Details des neuen EU-Fonds] sind noch nicht ausgehandelt, aber am
       Ende dürfte Deutschland Zuschüsse von bis zu hundert Milliarden Euro
       gewähren. Das klingt viel, ist in Wahrheit aber billig. Denn die indirekten
       Effekte sind nicht zu überschätzen: Erstmals signalisiert Deutschland
       unmissverständlich, dass es hinter der gesamten Eurozone steht und dass es
       nicht zulassen wird, dass einzelne Staaten in eine Dauerkrise rutschen.
       
       Dieses deutsche Signal hat bisher gefehlt und einen Teufelskreis in Gang
       gesetzt: Da die Pleite einzelner Länder möglich schien, stiegen die Zinsen
       für diese Staaten, was deren Pleite dann wahrscheinlicher machte. Diesen
       Teufelskreis hat die Kanzlerin nun durchbrochen. Gerade noch rechtzeitig.
       
       19 May 2020
       
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