# taz.de -- Freiluftkinos warten auf den Neustart: „Kulturell ausgehungert“
       
       > Das Konzept steht, Umbauten sind fertig: Dennoch gibt es keine Signale,
       > wann die Freiluftkinos in Berlin starten können, sagt Betreiber Arne
       > Höhne.
       
 (IMG) Bild: „Viele Besucher werden nicht merken, dass sie die Abstandsregeln beachten“: Kino Friedrichshain
       
       taz: Herr Höhne, sie betreiben drei der großen [1][Freiluftkinos] in
       Berlin. Wenn jetzt die Erlaubnis käme: Wären Sie startbereit? 
       
       Arne Höhne: Was die Konzepte angeht: auf jeden Fall. Das Kino im Park
       Friedrichshain könnten wir sofort öffnen, weil wir es schon umgebaut haben
       entsprechend der Auflagen, die wir erwarten.
       
       Was haben Sie dort gemacht? 
       
       Wir haben die Bestuhlung verändert: Im vorderen Bereich ohne feste Bänke
       haben wir Abstände und Laufwege markiert; im hinteren Bereich haben wir
       Bänke ausgebaut, damit man immer durch eine Reihe zu seinem Platz gehen
       kann, ohne anderen Besuchern zu nahe zu kommen. Gebucht würde – übrigens in
       allen Kinos – online, mit genauer Platzreservierung.
       
       Das bedeutet, dass deutlich weniger Menschen in das Freiluftkino passen. 
       
       Ja. Etwa noch ein Viertel der ursprünglichen Kapazität.
       
       Ein Viertel? Das ist ja ein drastischer Einschnitt. Wie viel sind das in
       Zahlen? 
       
       Rund 450 statt 1.700 Plätze.
       
       Sie sagten, das ist Ihr Konzept. Gab es Vorgaben? 
       
       Nein, es gibt keine Anleitung, wir haben das Konzept selbst entwickelt. Es
       sagt auch keiner: So müsst ihr es machen, dann kriegt ihr eine Genehmigung.
       
       Haben Sie mit niemanden in der zuständigen Senatsverwaltung reden können? 
       
       Wir haben Ende April unsere Pläne dem dortigen Abteilungsleiter für Film
       und Kino mitgeteilt. Irgendwann hieß es, Kino sei Thema auf der
       Ministerpräsidentenkonferenz Anfang Mai. Da wurde aber nichts entschieden.
       Seitdem haben wir nichts mehr gehört. Und eine direkte Antwort haben wir
       nie bekommen.
       
       Dabei gehören Open-Air-Kinos ja zu jenen kulturellen Angeboten, die
       vergleichsweise leicht den Corona-Auflagen entsprechend anzupassen sind.
       Sind sie ein bisschen sauer? 
       
       Es ist schon sehr unangenehm, dass niemand mit uns direkt gesprochen hat.
       
       Wie sind die Bedingungen in den anderen beiden Freiluftkinos: In Kreuzberg
       am Bethanien und im Volkspark Rehberge? 
       
       Kreuzberg ist so eine Art Pop-Up Kino, da stellen wir jeden Abend die
       Stühle raus. Da ist es einfach, die Abstände genau einzuhalten: Wir haben
       die entsprechenden Positionen markiert. Rehberge ist eine ältere Bühne, da
       ist es etwas komplizierter. Aber da hat uns Mittes Bezirksbürgermeister
       Stephan von Dassel mitgeteilt, dass er unser Konzept unterstützt, und wir
       warten jetzt nur auf den Senat.
       
       Wie ist das mit Masken? 
       
       Ein Mund-Nase-Schutz muss getragen werden, wenn man sich im Kino bewegt –
       am Sitzplatz nicht.
       
       Glauben Sie, die Leute halten sich daran? 
       
       Wir sind gut im Organisieren. Wer schon mal bei uns war, weiß: Selbst wenn
       es ganz voll ist, fangen wir pünktlich an, das Bier ist kalt und die
       Stimmung gut. Und es gibt die Bereitschaft des Publikums, diese Orte zu
       pflegen: Aschenbecher werden genutzt, leere Flaschen und Sitzkissen
       zurückgebracht. Das sind gute Voraussetzungen, um auch die neuen Regelungen
       umzusetzen.
       
       Wirklich? 
       
       Durch die Umbauten werden viele Besucher im Kino Friedrichshain gar nicht
       merken, dass sie jetzt automatisch die Abstandsregeln beachten. Und dass
       man sich in diesem Sommer den neuen Begebenheiten stellt, das kann man
       schon erwarten. Die Leute sind doch, was Kultur angeht, total ausgehungert.
       Und wenn das Freiluftkino mal losgeht wäre das auch ein Ort, den andere
       Kultureinrichtungen – Theater etwa – nutzen könnten für Auftritte, etwa am
       Nachmittag.
       
       Was wäre Ihr Wunschtermin für den Start? 
       
       Pfingsten. Das würden wir im Friedrichshain hinkriegen.
       
       Freiluftkinos sind ja aufgrund des Wetters eh [2][unberechenbar]. Von
       daher: Haben Sie noch Hoffnung, dass die Saison doch noch finanzierbar
       wird? 
       
       Dazu müsste es ein Jahrtausendsommer werden und im Lauf der Saison mehr
       Plätze genehmigt werden. Wir werden wohl die Eintrittspreise um 1 Euro
       erhöhen, Und abgerechnet wird im September. Aber das ist immer so.
       
       20 May 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Berliner-Kiezkinos/!5658188
 (DIR) [2] /Berliner-Open-Air-Krise/!5159046
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Berliner Nachtleben
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Kino
 (DIR) Film
 (DIR) Filme
 (DIR) Kino
 (DIR) Berlin Kultur
 (DIR) Open-Air-Festival
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Kino Berlin
 (DIR) Berliner Nachtleben
 (DIR) Kolumne Berlin viral
 (DIR) Kino Berlin
 (DIR) Kino Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Politisch bewusstes Open-Air-Kino: Von verschwundenen Flüssen und Menschen​
       
       „Lux“ heißt die Freiluft-Kinoreihe der Arbeitnehmerkammer Bremen. Sie zeigt
       Filme übers Mensch-Natur-Verhältnis an Orten, die zu ihrem Inhalt passen.
       
 (DIR) Start der Freiluftkinos in Berlin: Auch die Berlinale ist wieder dabei
       
       In diesen Tagen öffnen die Freiluftkinos, erstmals seit zwei Jahren ohne
       Coronavorgaben. Ein Highlight der Saison: Das Berlinale-Sommerkino im Juni.
       
 (DIR) Öffnung der Freiluftkinos in Berlin: Ausverkauft, aber leer
       
       Seit Dienstag dürfen Open-Air-Veranstaltungen wieder stattfinden, aber nur
       mit 200 Zuschauern. Trotzdem war die Euphorie bei Gästen und Machern groß.
       
 (DIR) Corona-Auflagen in Berlin: Locker vorm Hocker
       
       Der Senat erlaubt ab 2. Juni die Öffnung von Freiluftkinos, Muckibuden und
       Kneipen. Schon ab Samstag darf wieder richtig demonstriert werden.
       
 (DIR) Corona und Kultur in Berlin: Im ganz falschen Film
       
       Nicht einmal Freiluftkinos dürfen in Coronazeiten öffnen: In Berlin fehlt
       ein Konzept für pandemieresiliente Kulturangebote.
       
 (DIR) Bald wieder Autokinos in der Hauptstadt: Neukölln ist überall
       
       Autokinos als pandemieresiliente Locations. Warum auch nicht: Ohne Clubs
       und Bars wird Berlin sowieso immer mehr zur Provinz.
       
 (DIR) Überleben der Programmkinos: Jetzt schlafen die Geschichten
       
       Vom Kinobesuch kann man jetzt nur träumen. Der Preis für Programmkinos in
       Berlin und Brandenburg soll ihnen beim Überleben helfen.
       
 (DIR) Berliner Kiezkinos: Licht an in den Lichtspielen
       
       Viele kleine Programmkinos haben derzeit um ihre Existenz zu kämpfen. Grund
       sind nicht fehlende Zuschauer, sondern steigende Mieten.
       
 (DIR) Berliner Kino in Gefahr: Großer Einsatz fürs Kino
       
       Das Moviemento in Kreuzberg ist bedroht, ein Investor will die Räume
       verkaufen. Nun sammeln die Betreiber Geld, um das Kino selbst kaufen zu
       können.
       
 (DIR) Berliner Open-Air-Krise: Regenromantik statt lauer Sommernacht
       
       Für Freiluftkinos, Biergärten und Freibäder ist die Saison durch den
       verregneten Sommer bislang ziemlich mau. Nun hoffen die Veranstalter auf
       den Spätsommerboom und ein regenresistentes Publikum