# taz.de -- Frankreichs Kampf gegen Corona: Zweifel an Regierung wachsen
       
       > Der von Präsident Macron gesetzte Termin des 11. Mai für
       > Lockerungsmaßnahmen steht. Doch vieles bleibt offen – und das Vertrauen
       > in die Politik sinkt.
       
 (IMG) Bild: Auch von Premierminister Édouard Philippe wünschen sich die Französ*innen mehr Entschlossenheit
       
       Paris taz | Der französische Premierminister Édouard Philippe hat für die
       Perspektive eines Lockdown-Endes einen Plan versprochen, den er am
       Dienstagnachmittag den Abgeordneten der Nationalversammlung vorstellen
       will. Diese dürfen anschließend Stellung nehmen und über die
       vorgeschlagenen Modalitäten der Lockerung der seit 16. März geltenden
       [1][Ausgangsbeschränkungen] abstimmen.
       
       Die Opposition hatte sich in den letzten Wochen mehrfach darüber beschwert,
       dass die Staatsführung in selbstherrlicher Weise entschied, wie Frankreich
       sich am besten gegen die Coronaviruspandemie und deren Nebenfolgen schützen
       soll.
       
       Vorgesehen ist im Prinzip, dass die Leute am Montag, dem 11. Mai, so weit
       wie möglich an die Arbeit zurückkehren und die Schulkinder wieder den
       Unterricht besuchen können. Die Kinderkrippen und ein Teil der Klassen der
       Grund- und der Mittelschule sollen den Anfang machen, die Hochschulen
       bleiben weiterhin geschlossen.
       
       Zusätzlich dürfen voraussichtlich gewisse Geschäfte wieder für ihre Kunden
       öffnen. Restaurants, Cafés, Bars, Theater, Museen und Konzertsäle müssen
       dagegen noch lange warten.
       
       ## Schulpflicht noch offen
       
       Diese schrittweise Öffnung muss zudem von einer Reihe von Vorkehrungen
       begleitet werden, die im Detail noch unklar sind. In Büros, Betrieben und
       auch in Klassenzimmern soll eine Schutzdistanz von mindestens einem Meter
       eingehalten werden und Seife und Wasser oder Gel zum Händewaschen sollen
       zur Verfügung stehen. Ob der Schulbesuch unter diesen Bedingungen
       freiwillig oder obligatorisch ist und ob das Lehrpersonal dabei mitmacht,
       ist noch offen.
       
       Unklar bleibt, inwiefern das Tragen von Gesichtsmasken in öffentlichen
       Verkehrsmitteln, in den Geschäften, in den Schulen (für das Personal oder
       auch die Kinder und Jugendlichen) obligatorisch oder bloß empfohlen wird.
       Da es an industriell gefertigtem Schutzmaterial für den medizinischen
       Gebrauch weiterhin mangelt, sollen ab sofort Apotheken und andere
       Verkaufsstellen „alternative“ und wiederverwendbare Tuchmasken anbieten.
       Sowohl die Behörden der Hauptstadtregion wie BürgermeisterInnen in mehreren
       Städten möchten diese kostenlos verteilen.
       
       Ebenfalls noch offen scheint es zu sein, ob auch die Senioren und
       Risikogruppen sich ebenfalls wieder frei bewegen und sich vielleicht sogar
       in andere Regionen des Landes begeben dürfen. Ein Versprechen bleibt es
       auch, dass in Frankreich endlich mehr oder sogar genügend Testkits zur
       Verfügung stehen.
       
       Mehr noch als ein bisschen mehr Freiheit wünschen sich viele Franzosen und
       Französinnen Zuversicht dank Transparenz, Klarheit und Entschlossenheit der
       Staatsführung, die bisher durch eine Zickzack-Politik mit oft
       widersprüchlichen Aussagen, Verschleierung unangenehmer Tatsachen und
       mangelnder Organisationsfähigkeit ihren bereits geringen Kredit bei der
       Bevölkerung verspielt hat. Der [2][Mangel an Glaubwürdigkeit] wird zu einem
       zusätzlichen Risikofaktor in einer schweren Krise wie der Coronapandemie.
       
       In Frankreich ging die Regierung nach einem langen Konflikt mit der
       Protestbewegung der Gelbwesten und der anschließenden zermürbenden
       Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften wegen der [3][Rentenreform]
       politisch und in ihrer Autorität geschwächt in diese Bewährungsprobe.
       
       Seither hat sie sich zusätzlich diskreditiert. Mitte März hatten laut
       Umfrage noch 55 Prozent der Befragten in Frankreich Vertrauen in die
       Staatsführung, am vergangenen Sonntag waren es noch 39 Prozent – weniger
       als in jedem anderen vergleichbaren Land.
       
       28 Apr 2020
       
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