# taz.de -- Debatte um Schulöffnungen: Einsame Einzelkinder
       
       > Rund ein Viertel der Kinder in Deutschland wächst ohne Geschwister auf.
       > Gerade sie drohen in der familiären Isolation zu verkümmern.
       
 (IMG) Bild: Viele Kinder ohne Geschwister verkümmern sozial während der Corona-Isolation
       
       Wenn die Kanzlerin am Mittwoch wieder mit den Regent*innen der Bundesländer
       per Corona-Videoschaltung zusammenkommt, wird es auch um die Öffnungen der
       Kitas und Schulen gehen. Die meisten Länder wollen die Betreuung und
       Beschulung schrittweise auf 50 Prozent hochfahren. Argumente gilt es hin
       und her zu wälzen, etwa: Welche weiteren Berufsgruppen sollen als
       systemrelevant gelten, welche Eltern brauchen außerdem Notbetreuung, um
       wieder ihrem Job nachgehen zu können? Mit etwas Glück wird es auch um
       Familien in schwierigen Verhältnissen gehen.
       
       Nur sie werden wohl keine Rolle spielen: die einsamen Einzelkinder. Rund
       ein Viertel der Kinder in Deutschland wächst ohne Geschwister auf. Seit
       über sechs Wochen schon haben sie keinen Kontakt mehr zu Gleichaltrigen,
       haben [1][nicht gespielt], gestritten oder Unsinn mit Freund*innen
       angestellt. Mag sein, dass so manche Kids die große Schwester blöd oder den
       kleinen Bruder lästig finden, aber es sind immerhin soziale Kontakte, auf
       die man in der Krise zurückgreifen kann.
       
       Die Einzelkinder verkümmern sozial. Viele werden apathisch, ängstlich,
       wütend oder ziehen sich ganz in sich zurück. Die Eltern: hilflos im
       Homeoffice. So viel Lego oder Monopoly kann man gar nicht spielen, wie
       andere Kinder vermisst werden und die Traurigkeit wächst. Besonders schlimm
       ist es für die Jüngsten, die Kita- und Grundschulkinder, bei denen durch
       die Einsamkeit die [2][Stimmung zu Hause] oft schon nach einer Woche
       gekippt ist.
       
       So erklärt sich auch, warum die Frage der Wiedereröffnung und Notbetreuung
       so unterschiedlich beurteilt wird. Wer eine größere Familie hat, erlebt
       seinen Nachwuchs weniger unglücklich als die Mütter und Väter von
       Einzelkindern.
       
       Welches Kind nun bald wieder in die [3][Kita oder Schule] darf, kann
       deshalb nicht nur auf der Grundlage von Systemrelevanz der Eltern
       beziehungsweise Ankurbelung der Wirtschaft entschieden werden. Es muss auch
       berücksichtigt werden, welche Kinder am nötigsten Sozialkontakte brauchen.
       Ganz oben dabei sind auf einer solchen Liste die einsamen Einzelkinder.
       
       6 May 2020
       
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