# taz.de -- Kinderbetreuung in Berlin: Kitabetrieb wird gelockert
       
       > Die Notbetreuung in Kitas und Horten wird am Montag auf 100 Berufsgruppen
       > ausgedehnt. Alleinerziehend Beschäftigte haben grundsätzlich Anspruch.
       
 (IMG) Bild: Auch die Spielplätze machen bald wieder auf
       
       Berlin taz | Nicht nur berufstätige Alleinerziehende dürften aufatmen. Ab
       Montag wird die Notbetreuung in den Kitas und Schulhorten auf einen
       deutlich größeren Personenkreis ausgeweitet. Das hatte der Senat diese
       Woche mit der neuesten [1][Corona-Eindämmungsverordnung] beschlossen. Der
       Betreuungsbetrieb soll laut Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) „zügig
       und stufenweise“ wieder aufgenommen werden. Das Ziel: Ein „Angebot“ für
       alle Eltern, und zwar „deutlich vor dem 1. August“.
       
       Kita-Träger raten indes zur Vorsicht. Gerade in den räumlich oft knapp
       bemessenen Kinderläden seien „die Abstands- und Hygieneregeln dann nicht
       mehr einzuhalten“, sagte Roland Kern vom Dachverband der Kinder- und
       Schülerläden in Berlin, der rund 850 selbst verwaltete, eher kleinere
       Einrichtungen vertritt. „Wir sind nicht gegen die Ausweitung, wir sehen die
       Notlage bei vielen“, betonte Kern.
       
       Die Kommunikation sei allerdings nicht glücklich. Den Eltern werde von der
       Politik suggeriert: „Wir können die Betreuung ausweiten, weil wir einen
       Hygieneplan haben, den alle einhalten – aber das stimmt so einfach nicht.“
       Kern hofft deshalb auf die [2][Vernunft von Eltern], ihren Anspruch nicht
       auszureizen, wenn die Kinderbetreuung auch anders möglich ist.
       
       Bisher wurde die Notbetreuung nur zurückhaltend von Eltern genutzt. Seit
       der Schließung der Kitas und Schulen am 17. März hätten nur fünf bis acht
       Prozent der Eltern das Angebot angenommen, kalkuliert hatte man mit rund
       zwölf Prozent, so eine Sprecherin der Jugendverwaltung.
       
       Die Kapazitäten für die Notbetreuung in den Kitas sei nicht ausgeschöpft
       worden, bestätigt Claudia Chmel, Geschäftsführerin des Landesverbands der
       Alleinerziehenden Mütter und Väter. Für die Alleinerziehenden mit der
       Doppelbelastung aus Job und Kindern zu Hause sei die neue Regelung eine
       „erhebliche Verbesserung“.
       
       Insgesamt ist der Kreis der Anspruchsberechtigen über die Gruppe der
       Alleinerziehenden hinaus deutlich erweitert worden. Rund 100 Berufe stehen
       nun auf der „Systemrelevant-Liste“. Anfangs waren es nur wenige Bereiche
       wie Polizei, Feuerwehr und Gesundheitswesen. Pauschal gilt nun für alle:
       Wenn ein Elternteil „systemrelevant“ ist, öffnet sich für das Kind die
       Kitatür.
       
       Der Paritätische Wohlfahrtsverband, der rund 2.600 Kitas in Berlin
       betreibt, rechnet mit einer Verdreifachung der betreuten Kinder. „Bisher
       hatten wir im Schnitt vier Kinder pro Einrichtung, das werden jetzt etwa
       zehn bis zwölf sein“, sagt Referentin Dorothee Thielen. Sehr viele Eltern
       hätten letzte Woche angefragt. Mitunter müsse man deutlich machen, dass es
       sich weiterhin um einen Notbetrieb dreht.
       
       Es handele sich keineswegs um einen „Regelbetrieb“ im Sinne einer
       Achtstunden-sorglos-Betreuung, betonte auch die Sprecherin von
       Jugendsenatorin Scheeres. Wann man dieses Ziel erreicht habe, hänge auch
       ganz wesentlich davon ab, wie die Kitas mit der Lockerungsstufe ab Montag
       klarkommen. Sprich, wie viele Eltern das Angebot in Anspruch nehmen.
       
       24 Apr 2020
       
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