# taz.de -- Arbeitsvisa für Menschen aus Afrika: Immerhin ein Vorschlag
       
       > Europa hat AfrikanerInnen oft legale Wege zur Migration in Aussicht
       > gestellt, aber nie gehandelt. Jetzt bewegt sich was.
       
 (IMG) Bild: Gefährlicher Weg: Schmuggler geleiten Flüchtende in Äthiopien
       
       Wir Deutschen dürfen praktisch unbeschränkt reisen, wohin immer es uns
       passt. AfrikanerInnen nicht: Der Weg nach Europa ist den allermeisten
       versperrt. Ein Teil von ihnen soll nun künftig kommen dürfen, wenn sie
       [1][vorab eine Kaution hinterlegen], um zu garantieren, dass sie auch
       wieder gehen. Das hat ein Expertengremium vorgeschlagen, das die
       Bundesregierung berät.
       
       Der Vorstoß reproduziert den staatlichen Generalverdacht gegen afrikanische
       MigrantInnen – und stellt sie weiterhin schlechter als solche aus Ländern
       mit geringerem Wohlstandsgefälle zu Europa. Und er ignoriert den Umstand,
       dass Europa Afrika nicht nur wegen der kolonialen Vergangenheit, sondern
       auch wegen der wirtschaftlichen Gegenwart viel schuldig ist.
       
       Dem gegenüber aber steht die Realität der irregulären Migration. Und die
       bedeutet heute für sehr viele afrikanische MigrantInnen, ihre Freunde und
       Angehörigen enormes Leid und oft auch Tod. Afrikanischen Migrationswilligen
       könnte dies erspart werden, würde man sie einfach genauso behandeln wie
       etwa kanadische. Doch dafür gibt es politisch in der EU derzeit schlicht
       keinen Konsens – zu sehr wurde Migration in den vergangenen Jahren auch in
       der politischen Mitte dämonisiert, zu infam haben Populisten mit dem Thema
       Politik gemacht.
       
       Für viele afrikanische Staaten sind Zugänge zum europäischen Arbeitsmarkt
       für ihre BürgerInnen ein wichtiges Anliegen. Man muss sich keine Illusionen
       machen: Die enorme Nachfrage wird ein solches Programm nicht decken. Aber
       es ist immerhin ein Impuls, die völlig festgefahrene Debatte wieder in
       Bewegung zu bringen. Denn die Europäer haben den AfrikanerInnen seit 2015
       mehrfach legale Wege in Aussicht gestellt, diese Ankündigungen aber nie
       erfüllt.
       
       In Kombination mit dem andauernden Sterben auf dem Mittelmeer hat dies das
       Verhältnis der beiden Kontinente schwer belastet. Eine Öffnung, gerade in
       der Zeit, in der auch die Afrikaner [2][durch Corona in wachsende Nöte
       geraten], würde südlich des Mittelmeers zweifellos willkommen geheißen.
       
       28 Apr 2020
       
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