# taz.de -- „Corona in der Welt“ – Krim: Nur der Frühling hilft noch
       
       > Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim herrscht
       > ein hartes Regime. Das gilt erst recht in Zeiten der Pandemie.
       
 (IMG) Bild: Palmsonntag in Jewpatiria auf der Krim
       
       Simferopol taz Trotz strenger Quarantäne und einer geschlossenen
       Verwaltungsgrenze reiste ich kürzlich von der Krim in die ukrainische
       Hauptstadt Kiew. Für jemanden wie mich, der auf der [1][Krim] lebt und sich
       mit der Ukraine identifiziert, war das wie ein kleiner Hauch von Freiheit.
       
       Eine Woche nach meiner Rückkehr kam eine Krankenschwester und übergab mir
       ein Quarantäne-Dokument. Da stand, dass ich in China gewesen sei. „Wo
       kommen Sie her? Aus der Ukraine? Hmmm... Da muss ich anrufen. Oh, das
       Telefon ist nicht aufgeladen...“, sagte sie. Unterschrieben habe ich nicht.
       
       Meine zwei Wochen in Quarantäne verliefen gut, einen Test bekam ich nicht.
       Auf der Krim gibt es nicht für alle Tests. Doch das regt keinen auf. Gut,
       dass wenigstens einige Erkrankungen diagnostiziert wurden. 30 – bis jetzt,
       wenn man den offiziellen Statistiken glaubt.
       
       Auf der Krim herrscht ein „Maskenregime“. Sollte jemand danach fragen, habe
       ich in meinem Rucksack eine bereits mehrfach benutzte Einwegmaske. Und es
       wird gefragt, bar jeder Logik und gesetzlichen Grundlage. Das Wichtigste
       ist wohl, Distanz zu halten. Also mache ich das.
       
       ## Fasten in Quarantäne
       
       Eigentlich geht es mir gut. Ich brauche kein Insulin, habe weder chronische
       Erkrankungen noch Zahnschmerzen. Jedoch mag ich mir kaum vorstellen, wohin
       ich in so einem Fall gehen sollte. Kliniken nehmen nur Patienten mit
       erhöhter Temperatur und Anzeichen einer Lungenentzündung auf.
       
       Die Quarantäne fiel glücklicherweise in die Fastenzeit. Ich esse sowieso
       kein Fleisch, keine Eier und keine Milchprodukte. Buchweizengrütze, Nudeln,
       Kartoffeln und Sauerkraut sind noch zu Preisen erhältlich, wie vor der
       Quarantäne. Zitronen und Ingwer kosten das Zehnfache. Ich nehme stattdessen
       etwas Grapefruit und schon bekommen ich gute Laune.
       
       Krimbewohner, die nicht in lebensnotwendigen Bereichen arbeiten, sollen
       mindestens bis zum 30. April zu Hause bleiben. Niemand darf sich mehr als
       100 Meter von seiner Wohnung entfernen. Man darf nur in ein Geschäft gehen,
       den Hund ausführen oder Müll entsorgen. Wer älter als 65 Jahre ist, darf
       das Haus gar nicht verlassen.
       
       Immer mehr begreifen die Menschen, dass ihre Zukunft in den Sternen steht.
       Doch diese Depression mischt sich mit dem Gefühl, dass der Frühling
       anbricht. Das hält uns aufrecht.
       
       19 Apr 2020
       
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