# taz.de -- Kein Fracking-Aus durch Crash: Öl ist ein zäher Stoff
       
       > Die Freude über abstürzende Ölpreise ist verfrüht: Denn das heißt nicht,
       > dass alternative Rohstoff-Konzepte damit automatisch gewinnen.
       
 (IMG) Bild: Hier gibt es noch genug Öl: Tanks von Aramco in Saudi-Arabien
       
       Es gibt ja ganz unterschiedliche Gründe, sich über [1][abstürzende
       Ölpreise] zu freuen. Die einen freuen sich, dass sie nun, wo sie sich
       virusbedingt kaum noch in Busse und Bahnen trauen, wenigstens billiger Auto
       fahren können. Die anderen erwarten, dass der niedrige Ölpreis zumindest
       der schmutzigsten Förderung ein Ende bereitet. Öl, das aus kanadischen
       Teersanden gewaschen, per Fracking aus dem Boden gepresst oder aus der
       Tiefsee in die Pipelines gepumpt wurde, ist teuer und lohnt sich nur bei
       guten Preisen.
       
       Die Freude der einen ist nachvollziehbar (auch wenn einem die Tankwarte
       leider auch nichts dafür zahlen werden, dass man ihnen Benzin abnimmt), die
       der anderen ist verfrüht. Denn die Umweltwirkung des Ölpreises ist so hoch
       nicht. Jahrelang haben Anhänger von Konzepten wie der „[2][Bioökonomie]“ –
       die sich von fossilen Rohstoffen verabschiedet und Energie und Dinge nur
       noch auf Grundlage von Pflanzen, Tieren, Pilzen produziert – oder einer
       Verkehrswende – die einen sehr guten öffentlichen Verkehr mit wenigen
       Elektroautos und E-Bikes kombiniert – auf den hohen Ölpreis gesetzt und
       gedacht, jetzt endlich müssten sich die Alternativen doch lohnen.
       
       Aber nichts da: Genauso, wie ein hoher Ölpreis aufwändige Förderprojekte
       finanziert, so ermöglicht ein niedriger Ölpreis einen verschwenderischen
       Einsatz, sobald die Wirtschaft wieder anspringt. So sehr der Ölpreis in den
       letzten Jahrzehnten geschwankt hat, die Nachfrage nach dem Schmierstoff der
       Weltwirtschaft ist stets gestiegen.
       
       Die Erkenntnis ist banal, doch sie wird in den absehbaren
       Verteilungskämpfen der nächsten Zeit grundlegend: Wir bekommen nur dann
       eine Verkehrswende, eine nachhaltige Produktion von Konsumgütern und ein
       ökologischeres Wohnen, wenn wir uns als Gesellschaft dafür entscheiden. Die
       Notwendigkeit dazu können wir derzeit einmal mehr auf den Dürre-Monitoren
       ablesen. Der niedrige Ölpreis wird die Förderung von [3][Fracking-Öl] und
       Teersand nicht beenden. Das kann nur die Einsicht, dass es nötig ist.
       
       22 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Opec-reagiert-auf-Coronakrise/!5677999
 (DIR) [2] /Tagung-zur-biologischen-Transformation/!5641245
 (DIR) [3] /Wirtschaftsschaeden-durch-Virus/!5670219
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Öl
 (DIR) Energiewende
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Verkehr
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Corona schadet Öl- und Gasindustrie: Fracking leidet unter Virus
       
       Der Zusammenbruch der Nachfrage nach Öl und Gas durch Corona trifft die
       US-Schiefergasförderer hart. Jobs sind in Gefahr, Erneuerbare profitieren.
       
 (DIR) Autofahrer*innen unterschätzen Kosten: Rechenschwach am Steuer
       
       Falsche Annahmen hemmen die Verkehrswende, so eine neue Studie. Denn
       Gesamtkosten des eigenen Autos unterschätzen Deutsche stark.
       
 (DIR) Historischer Preis-Crash: Die umgedrehte Ölkrise
       
       Nach dem Preis-Crash rückt „Peak Oil“ näher. Retten könnte die Industrie
       eine alte Ökoforderung: Staatsgeld fürs Nichtstun.
       
 (DIR) Opec reagiert auf Coronakrise: Ölstaaten drosseln Förderung
       
       Die Corona-Pandemie hat den ohnehin schwächelnden Preis für Öl zum Absturz
       gebracht. Im Mai und Juni wollen die Opec-Mitglieder deutlich weniger
       fördern.
       
 (DIR) Erdöl im Überfluss: Die Welt ertrinkt im schwarzen Gold
       
       Wegen Corona ist die Nachfrage nach Öl eingebrochen wie nie zuvor. Ein
       massiver Preissturz folgte. Förderländern droht der Staatsbankrott.
       
 (DIR) Förderung von Ölsand in Kanada: Billiges Öl gefährdet dreckiges Öl
       
       Die Teersände in Kanada produzieren das dreckigste Öl des Planeten – in
       Krisenzeiten aber zu teuer. Jetzt wurde das erste Projekt auf Eis gelegt.