# taz.de -- Nebenwirkungen der Coronakrise: Kalte Dusche im Mariannenkiez
       
       > Hunderte Kreuzberger MieterInnen der Degewo müssen derzeit ohne warmes
       > Wasser auskommen – und haben sich jetzt zusammengetan.
       
 (IMG) Bild: Lieber nicht dran drehen...
       
       Ein Beleg dafür, dass Corona beträchtliche Nebenwirkungen hat, weil die
       Pandemie lange bestehende Probleme verschärft, sind die jüngsten
       Vorkommisse im Kreuzberger Mariannenkiez. In dem Häuserblock zwischen
       Naunyn-, Waldemar-, Adalbert-, Mariannenstraße haben Hunderte Mieter seit
       dem 21. März die meiste Zeit über kein warmes Wasser.
       
       „Die durch Corona geforderte Hygiene kann man so kaum einhalten. Wir können
       nicht duschen, weil ja auch die Schwimmbäder zu sind“, erzählt Maria A.,
       eine Mieterin, die sich schon lange in der Mieter-Initiative Mariannenkiez
       engagiert, aber aus Angst vor Ärger mit dem Vermieter, der landeseigenen
       Degewo, lieber anonym bleiben möchte.
       
       Das Problem mit ausfallendem Warmwasser, oft der ganzen Heizung, gebe es
       schon seit November 2016, sagt die Frau, die in der Naunynstraße wohnt.
       Immer wieder fielen Heizung und/oder Warmwasser über Tage oder Wochen aus,
       doch die Degewo habe Beschwerden immer als Einzelfälle abgetan.
       
       Schon vor Monaten haben sich die Mieter daher zusammengetan. Bei drei
       Treffen seit November, zu denen die Mieter-Ini eingeladen hatte und zu
       denen jeweils 50 bis 80 Anwesenden kamen, wurden über viele ungelöste
       Probleme – von der Heizungsanlage bis zu den Dealern im Hof – geredet. An
       diesem Mittwoch hätten bei einer Unterschriftensammlung im Innenhof 57
       Mieter*innen aus Nauny- und Waldemarstraße einen Brief an die Degewo
       unterschrieben, erzählt Maria A. am Donnerstag.
       
       Darin kündigten sie eine 30-prozentige Mietminderung an, forderten eine
       zügige, vollständige Reparatur der Heizungsanlage und eine „angemesssene
       Kommunikation“ seitens der Degewo. „Viele der Mieterinnen sprechen kaum
       Deutsch, alleine einen solchen Brief zu verfassen ist für sie eine große
       Hürde“, erklärt die Mieterin.
       
       ## Degewo räumt Probleme ein
       
       Die Degewo gibt auf taz-Anfrage durchaus Probleme zu. Sie hingen mit der
       geplanten Umstellung des Häuserblocks auf Fernwärme zusammen. Diese sei
       2018 teilweise bereits passiert, der Rest solle noch in diesem Jahr folgen.
       Jedoch habe es im November bei der Umstellung Probleme gegeben, an deren
       Lösung man damals „intensiv“ gearbeitet habe. Auch die jetzigen Ausfälle
       seien großenteils – „bis auf wenige Objekte“ – schon wieder behoben.
       
       „Ich weiß ja nicht, was die Degewo unter ‚wenige Objekte‘ versteht. Aber
       die Unterschriftenaktion zeigt doch, dass weiterhin viele Mieter*innen
       betroffen sind“, so Maria A. Auch ihr Nachbar habe immer noch nur kaltes
       Wasser. A. hat von der Degewo niemals selbst erfahren, dass man Fernwärme
       bekommen soll, sagt sie – nur durch das entstandene Mieternetzwerk habe sie
       davon erfahren. „Wir haben es satt, nicht richtig informiert zu werden.
       Wenn die Fernwärme erst nächsten Winter kommt, sollen wir dann so lange
       nicht mehr duschen?“
       
       3 Apr 2020
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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