# taz.de -- Nachfolge in der Berliner SPD: Müller geht, Giffey kommt
       
       > Die Familienministerin soll zukünftig die Berliner SPD führen. Damit
       > könnte sie auch im Bürgermeisteramt nachfolgen.
       
 (IMG) Bild: Franziska Giffey will Berliner SPD-Vorsitzende werden
       
       Berlin taz | Franziska Giffey will es wissen. Nachdem die
       Bundesfamilienministerin am Wochenende bei ihrem Überraschungsauftritt auf
       der Fraktionsklausur der Berliner SPD in Nürnberg umjubelt worden war,
       wirft sie nun ihren Hut in den Ring. Zusammen mit Fraktionschef [1][Raed
       Saleh] will die ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeisterin beim
       Landesparteitag der SPD im Mai als Doppelspitze für den Landesvorsitz
       kandidieren.
       
       Noch ist der Vorsitz der Berliner SPD in der Hand von [2][Michael Müller],
       der zugleich Regierender Bürgermeister ist. Nach Informationen der taz wird
       es beim kommenden Landesparteitag aber keine Kampfkandidatur geben. Müller,
       heißt es im Roten Rathaus, wolle nicht gegen das Duo Giffey und Saleh um
       den Landesvorsitz antreten. Allerdings gelte nach wie vor, dass er bis zum
       Ende der Legislaturperiode Regierungschef bleiben wolle.
       
       Eine Kandidatur für den Bundestag, wie bereits öffentlich spekuliert wurde,
       sei nicht geplant. Ganz will der 55-Jährige das Feld also nicht räumen.
       Noch nicht. Symbolisch aber hatte er es bereits bei der
       SPD-Fraktionsklausur in Nürnberg getan. Bevor Giffey vor den 38
       Abgeordneten ihre Rede hielt, hatte Müller den Saal verlassen.
       
       Schon da war deutlich geworden, dass es Giffey ernst meint. Mit einer
       kurzen, aber emotionalen Ansprache hat sie die Abgeordneten für sich
       eingenommen, auch wenn der ein oder die andere noch skeptisch gegenüber der
       41-Jährigen ist. Giffey gilt als Parteirechte und hat im traditionell
       linken SPD-Landesverband keine Hausmacht. Die aber könnte ihr nun
       Fraktionschef Saleh verschaffen.
       
       ## SPD-Hoffnung: Giffey könnte es schaffen
       
       In den jüngsten Umfragen dümpeln die Berliner Sozialdemokraten derzeit bei
       15 Prozent vor sich hin. Die Grünen liegen bei 23 Prozent, die Linken bei
       19 Prozent. Die Koalition aus SPD, Linken und Grünen, die nach der Wahl
       2016 angetreten war, hätte also immer noch eine Mehrheit. Nur wäre die SPD
       nicht mehr stärkste Partei. Dass Müller das Ruder auf den letzten Metern
       noch einmal herumreißen könnte, glaubt bei den Berliner Sozialdemokraten
       keiner mehr. [3][Franziska Giffey] aber, so lautet die Hoffnung, könne es
       schaffen. Giffey und die Berliner SPD wären keine Liebesbeziehung, aber
       [4][das pragmatische Prinzip Hoffnung].
       
       Werden Giffey und Saleh im Mai zu den Berliner Landesvorsitzenden gewählt,
       dürfte auch die Frage der Spitzenkandidatur für die Abgeordnetenhauswahlen
       im Herbst 2021 entschieden sein. Unklar ist aber, ob Giffey Müller bereits
       vorher aus dem Amt als Regierungschef drängen kann. Hier heißt es aus dem
       Roten Rathaus, dass der Regierende Bürgermeister nicht von der SPD, sondern
       vom Berliner Abgeordnetenhaus gewählt werde. Ob Grüne und Linke Giffey
       einen Amtsbonus verschaffen würden, ist fraglich. Ein schwacher Michael
       Müller als Lame Duck wäre den Koalitionspartnern sicher lieber.
       
       Michael Müller hatte 2014 den damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus
       Wowereit (SPD) abgelöst. Für Wowereits Nachfolge hatte sich auch Raed Saleh
       beworben. In einer Mitgliederbefragung konnte sich Müller aber schon in der
       ersten Runde durchsetzen. Allerdings ging es seitdem mit seiner SPD stets
       nach unten. Zuletzt versuchte Müller die Grünen und Linken wegen ihrer
       Verkehrs- und Wohnungspolitik zu attackieren. Ohne Erfolg.
       
       Die spannende Frage hinter dem Duo Giffey und Saleh ist deshalb, ob in der
       Berliner SPD nun der dänische Weg eingeschlagen wird. Denn sowohl Giffey
       als auch Saleh gelten innenpolitsch als rechts, sozialpolitisch aber als
       eher links. Mit diesem Konzept waren die dänischen Sozialdemokraten im Juni
       vergangenen Jahres stärkste Partei geworden.
       
       29 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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