# taz.de -- Giffey will Berlins Bürgermeisteramt: Für Job mit Weltgeltung bereit
       
       > Die Sehnsucht nach Normalität ist groß: Franziska Giffey könnte den
       > urbanen Grünen den Bürgermeisterjob streitig machen.
       
 (IMG) Bild: Auf dem Weg ins Berliner Rote Rathaus? Franziska Giffey
       
       In Berlin könnte die Sozialdemokratin Franziska Giffey [1][die nächste
       Regierende Bürgermeisterin werden]. Bei dem Job handelt es sich um eine
       Aufgabe, so schön und so groß, wie es der Bürgermeisterposten von, sagen
       wir, New York City ist: sozial-, kultur und identitätspolitisch
       hochspannend. Eine Aufgabe mit Weltgeltung.
       
       Voraussetzung ist natürlich, dass ihn eine Persönlichkeit ausfüllt, die
       eine Verheißung für die Bürgerschaft sein kann und trotzdem sagt, wo es
       hakt und wie es für diese flirrende, großmäulige, hässlich-schöne Stadt
       Berlin vorangehen kann. Der bisherige Regierende Michael Müller ist es
       schon mal nicht; er ist aus Parteiräson in sein Amt gekommen. Und ja,
       Müller hat sich bemüht. Aber seine reizarme Art zu regieren hat – anders
       als bei seinem Vorgänger Klaus Wowereit – nie zu echter Reibung geführt.
       
       Die 41 Jahre alte Franziska Giffey steht auch nicht gerade unter
       Coolness-Verdacht. Aber mit ihrer brandenburgischen Herkunft inklusive
       selbstbewusst dargestellter Provinzialität, mit ihrer sozialen
       Aufsteigerinnenbiografie [2][bei gleichzeitiger Beherztheit] und klarer
       Sprache verbindet sie ideal die Widersprüche dieser Weltstadt. Dass sie mit
       ihrer Art, ihre Projekte in [3][politische Wohlfühllyrik] wie
       „Gute-Kita-Gesetz“ zu hüllen, Abwehrreflexe erzeugt, könnte ihr sogar
       nützen: Gefühle, auch negative, sind eine mittlerweile knappe Ware im
       politischen Tagesgeschäft.
       
       Nun könnte man sagen, es handele sich beim Roten Rathaus letztlich auch nur
       um einen Verwaltungsjob in einer maroden Stadt mit rauen Sitten. Aber wer
       so denkt, hat nicht verstanden, wie viel der Aufstieg der Franziska Giffey
       über dieses Land erzählt. Dass eine Sozialdemokratin wie diese Frau aus dem
       Osten den urbanen und bestens vernetzten Grünen tatsächlich den
       Bürgermeisterjob streitig machen könnte, zeigt doch nur, wie tief
       verwurzelt die Sehnsucht nach Normalität ist. Franziska Giffey wirkt nicht
       nur normal. Sie ist ganz offensichtlich auch kommunikativ und
       selbstbewusst. Die Berliner SPD sollte diese Frau dringend stärken.
       
       29 Jan 2020
       
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