# taz.de -- EU-Gipfel zu Klimaneutralität: Polen schert aus
       
       > Der EU-Gipfel bekennt sich zu einer klimagasneutralen Wirtschaft bis
       > 2050. Polen bekommt aber mehr Zeit, Ungarn und Tschechien dürfen AKWs
       > behalten.
       
 (IMG) Bild: Schornsteine und Kühltürme des Kohlekraftwerks Łaziska bei Katowice
       
       Brüssel taz | Fast zehn Stunden hat es gedauert, drei Staaten legten sich
       quer. Doch am Ende haben sich die Staats- und Regierungschefs beim
       EU-Gipfel in Brüssel doch noch auf das Ziel der [1][Klimaneutralität bis
       2050] geeinigt.
       
       Alle EU-Chefs? Nein, [2][Polens] Ministerpräsident Mateusz Morawiecki stand
       auf der Bremse. Er wollte das Klimaziel auf 2070 verschieben, war damit
       aber isoliert. Am Ende bekam er eine Extrawurst – und mehr Zeit für eine
       Entscheidung.
       
       Polen soll sich nun erst im Laufe des kommenden Jahres festlegen. Beim
       EU-Gipfel im Juni 2020 soll es so weit sein. In sechs Monaten, so die
       Hoffnung, werden auch wichtige Details des „European Green Deals“
       feststehen, etwa zur billionenschweren Finanzierung.
       
       Bisher ist dieser grüne Deal vor allem ein symbolträchtiges Versprechen –
       maßgeschneidert für die [3][Weltklimakonferenz in Madrid,] in der sich die
       EU nun wie geplant als Vorreiterin präsentieren kann.
       
       ## Erster klimaneutraler Kontinent
       
       „Wir sind die historische Verpflichtung eingegangen, Europa bis 2050 zum
       ersten klimaneutralen Kontinent zu machen“, sagte der neue belgische
       EU-Ratspräsident Charles Michel sichtlich erleichtert gegen ein Uhr
       morgens.
       
       Klimaneutralität bedeutet, dass Treibhausgase vermieden oder gespeichert
       werden müssen. Erforderlich ist dafür der Umbau von Energieversorgung,
       Industrie, Verkehr und Landwirtschaft und die Abkehr von Kohle, Öl und Gas.
       
       Polen hat sich jedoch eine Sonderregel gesichert. Das Land bezieht 77
       Prozent seines Stroms aus Kohle. Im Gipfelbeschluss heißt es nun, ein Land
       könne sich noch nicht darauf verpflichten, das Ziel umzusetzen.
       
       Außerdem einigte man sich auf den Zusatz, dass einige EU-Staaten in ihrem
       Energiemix auch künftig auf die Atomenergie setzen wollen. Das war ein
       Zugeständnis an Tschechien und Ungarn, die an der Atomkraft festhalten.
       
       ## Tschechien pocht auf Atomkraft
       
       Tschechiens Regierungschef Andrej Babiš hatte ursprünglich sogar verlangt,
       die EU solle die Atomkraft ausdrücklich als Instrument bei der Klimawende
       anerkennen – was auf Widerstand stieß.
       
       „Atomenergie ist eine grüne Energie“, sagte Babiš bei seiner Ankunft am
       Donnerstagnachmittag im Brüsseler Gipfelgebäude, das Umweltschützer von
       Greenpeace zuvor symbolisch in Flammen gesetzt hatten.
       
       Babiš rief Widerspruch hervor – Luxemburg, Österreich und am Ende auch
       Deutschland legten ihr Veto gegen eine offizielle Anerkennung der Atomkraft
       ein. Die Extrawurst für Polen konnten sie am Ende aber nicht verhindern.
       
       Um die Reihen zu schließen, habe man sich „kreativ“ gezeigt, resümierte
       Ratspräsident Michel. Die EU hat den Kompromiss ohne Konsens erfunden, der
       einen Beschluss ermöglicht, Nachverhandlungen aber nicht ausschließt.
       
       Perfekt sei das nicht, räumte Bundeskanzlerin Angela Merkel ein. Unter den
       gegebenen Umständen sei sie dennoch zufrieden: „Es gibt keine Spaltung
       Europas in verschiedene Teile, sondern es gibt einen Mitgliedstaat, der
       noch etwas Zeit braucht.“
       
       13 Dec 2019
       
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 (DIR) Eric Bonse
       
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