# taz.de -- Neue Ministerpräsidentin in Finnland: Sanna Marin wird Jüngste im Amt
       
       > Nach dem Rücktritt von Antti Rinne wird die 34-jährige Sozialdemokratin
       > neue Regierungschefin. Damit ist sie die derzeit jüngste in Europa.
       
 (IMG) Bild: Sanna Marin ist neue Regierungschefin in Finnland
       
       STOCKHOLM taz | Als Mutter der zweijährigen Emma und Politikerin stellt
       sich Sanna Marin auf ihrer Internetseite vor. Schon am Dienstag darf sie
       nach der sicheren Bestätigung durch das Parlament einen neuen Titel
       hinzufügen: Finnlands Ministerpräsidentin. Am Sonntag bestimmte der
       Parteirat der Sozialdemokraten mehrheitlich, sie zur Nachfolgerin des
       [1][am vergangenen Dienstag zurückgetretenen Regierungschefs Antti Rinne]
       zu machen.
       
       Bei der bisherigen Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Grünen,
       Linken, sozialliberaler Schwedischer Volkspartei und rechtsliberalem
       Zentrum soll alles beim Alten bleiben. Dort muss nur der
       Verkehrsministerposten neu besetzt werden – den hatte im bisherigen
       Kabinett Marin selbst inne.
       
       Erst vor drei Wochen ist Marin 34 Jahre alt geworden und war nach eigenen
       Worten „in einer Regenbogenfamilie aufgewachsen, bevor es diesen Ausdruck
       überhaupt gab“. Erst vor zwei Jahren schloss sie ihr
       Verwaltungswissenschaftsstudium mit einem Magister ab, nebenbei legte sie
       eine steile politische Karriere hin.
       
       Nachdem sie von 2010 bis 2012 Vize-Vorsitzende der finnischen
       Jungsozialisten war, wurde sie 2012 in den Stadtrat von Finnlands
       drittgrößter Stadt Tampere gewählt, wurde 2013 dessen Vorsitzende, und ein
       Jahr später machten Finnlands Sozialdemokraten sie bereits zur
       stellvertretenden Parteivorsitzenden. 2015 wurde Marin erstmals in den
       Reichstag gewählt, schon damals fragte die Lokalzeitung von Tamper: Wird
       „die unkonventionelle 29-jährige mit der Kometenkarriere“ künftige
       Parteivorsitzende und der „Rettungsengel“ der dringend
       erneuerungsbedürftigen Sozialdemokraten?
       
       ## Feuerprobe mit Bravour gemeistert
       
       Ihre eigentliche Feuerprobe absolvierte Marin aber erst vor der
       Parlamentswahl in diesem Frühjahr. Der Parteivorsitzende Antti Rinne fiel
       mitten in der Schlussphase des Wahlkampfs krankheitsbedingt für zwei Monate
       aus und Marin musste als seine Stellvertreterin von heute auf morgen in
       seine Rolle schlüpfen. Eine Aufgabe, die sie nicht nur mit Bravour
       absolvierte.
       
       Viele Kommentatoren rechnen es gerade ihr zu, dass die Sozialdemokraten
       einen hauchdünnen Wahlsieg über die [2][rechtspopulistischen Wahren Finnen]
       erzielten: Sie habe viele Jungwähler für eine Stimmabgabe für die
       Sozialdemokraten gewinnen können, die der 57-jährige Ex-Gewerkschaftsboss
       Rinne niemals hätte erreichen können. Auch persönlich wurde die
       Parlamentswahl – in Finnland eine Personenwahl – für sie zum Triumph: Sie
       wurde Stimmenkönigin ihrer Partei.
       
       Dass die „außergewöhnlich talentierte Politikerin“, wie die Helsingin
       Sanomat schreibt, nun Rinnes Nachfolgerin wird, begrüßen nach einer
       aktuellen Meinungsumfrage 30 Prozent der Finnen und Finninnen. Das sind
       immerhin mehr als doppelt so viele wie die 13 Prozent, die sich derzeit
       vorstellen können, bei einer Wahl für die Sozialdemokraten zu stimmen.
       
       Finnland war zwar das erste europäische Land, in dem Frauen aktives
       Wahlrecht erhielten, und seit über 90 Jahren gibt es auch Frauen auf
       Kabinettsposten. Im Amt des Ministerpräsidenten wird Marin allerdings nach
       bislang 45 Männern erst die dritte Frau sein – und die jüngste finnische
       Ministerpräsidentin aller Zeiten.
       
       Wenn Finnlands Sozialdemokraten im kommenden Jahr einen neuen Vorsitzenden
       wählen, gilt die zum linken Parteiflügel gehörende Marin auch für dieses
       Amt als Nachfolgerin Rinnes als so gut wie sicher. Mit ihr hätten dann alle
       fünf Koalitionsparteien der finnischen Regierung weibliche
       Parteivorsitzende.
       
       9 Dec 2019
       
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