# taz.de -- Kriegsmunition tötet Meeressäuger: Ostsee-Wale totgesprengt
       
       > Naturschützer*innen führen den Fund 18 toter Schweinswale auf die
       > Sprengung alter Kriegsmunition zurück.
       
 (IMG) Bild: Klein und bedroht: der Schweinswal
       
       Die deutsche Bundesmarine hat mit der Sprengung von 39 alten Seekriegsminen
       im Ostsee-Naturschutzgebiet Fehmarnbelt Kritik auf sich gezogen. „Die
       Sprengungen der Marine gefährden den Bestand der [1][streng geschützten
       Schweinswale] in der Ostsee“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan
       Philipp Albrecht (Grüne) am Sonntag.
       
       Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hatte erklärt, im Zeitraum nach den
       Sprengungen im Rahmen eines Nato-Manövers im August seien insgesamt 18 tote
       Schweinswale gefunden worden. Wie viele tatsächlich während der
       Fortpflanzungszeit verletzt oder getötet worden seien, wisse noch niemand,
       sagte Nabu-Geschäftsführer Leif Miller.
       
       Im vergangenen Jahr waren an der deutschen Ostseeküste insgesamt 203 tote
       Schweinswale gefunden worden: in Schleswig-Holstein 134, in
       Mecklenburg-Vorpommern 69. Die kleinen, als scheu geltenden Meeressäuger
       sind die einzigen in der Ostsee heimischen Wale. Ihre genaue Zahl ist
       schwer zu schätzen, scheint aber deutlich rückläufig zu sein. Eine von
       Expert*innen als Unterart betrachtete Teilpopulation der zentralen Ostsee
       zählt weniger als 500 Tiere und ist somit vom Aussterben bedroht.
       
       ## 1,6 Millionen Tonnen Munition modern in der Ostsee
       
       Der Nabu vermutete, das Nato-Manöver könnte eine gute Gelegenheit gewesen
       sein, kostengünstig zu sprengen und aufwendige Abstimmungsprozesse mit
       Naturschutzbehörden zu umgehen. Nach Angaben der Organisation liegen noch
       [2][mehr als 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition in der deutschen Nord-
       und Ostsee]. Die Munitionshülsen korrodieren, gefährliche Giftstoffe
       reichern sich in der Meeresflora und -fauna an und erreichen über die
       Nahrungskette auch den Menschen.
       
       Landesumweltminister Albrecht forderte den Bund auf, umgehend auf
       Alternativen zur Sprengung im Meer zu setzen und Projekte zur
       Unterwasserentschärfung per Roboter zu fördern. „Ich erwarte von
       Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer, dass sie den umfangreichen
       internationalen Schutzstatus der Schweinswale endlich achtet und auf
       Sprengungen von Munition verzichtet“, sagte er. Zuletzt hatte die
       Umweltministerkonferenz den Beschluss gefasst, ein gemeinsames Konzept zur
       Munitionsräumung zu erarbeiten. (dpa, taz)
       
       24 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Bedrohte-Schweinswale/!5588765/
 (DIR) [2] /Weltkriegs-Hinterlassenschaften/!5568872/
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ostsee
 (DIR) Wale
 (DIR) Schweinswal
 (DIR) Artensterben
 (DIR) Munition
 (DIR) Meeresschutz
 (DIR) Wale
 (DIR) Greenpeace
 (DIR) Wal
 (DIR) Nato
 (DIR) Ostsee
 (DIR) Fischerei
 (DIR) Schweinswal
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Verrottende Weltkriegsmunition: Pläne gegen die Zeitbomben im Meer
       
       Für die Bergung von Munition aus dem Zweiten Weltkrieg vom Grund der Nord-
       und Ostsee liegen mehrere Konzepte auf dem Tisch. Aber noch fehlt das Geld.
       
 (DIR) Arlamierende Zahlen aus der Ostsee: Das Sterben der Schweinswale
       
       In der Ostsee sind Schweinswale vom Aussterben bedroht. Die Zahl der tot
       aufgefundenen Meeressäuger bleibt hoch.
       
 (DIR) Meeressäuger vor Tasmanien: Beinahe 500 Wale gestrandet
       
       An der Küste Tasmaniens sind 470 Grindelwale auf Grund gelaufen, so viele
       wie noch nie zuvor. Navigationsfehler könnten ihnen zum Verhängnis geworden
       sein.
       
 (DIR) Behörden bremsen Greenpeace-Aktion: Teure Steine vor Fehmarn
       
       Weil der Meeresschutz lahme, kippten Umweltschützer*innen Felsen in die
       Ostsee. Das beschert ihnen Ärger mit diversen Behörden.
       
 (DIR) Drama um Meeressäuger in Kanada: Ein Buckelwal auf Abwegen
       
       Über 1.000 Kilometer ist ein tonnenschwerer Meeressäuger vom Atlantik bis
       ins kanadische Montréal geschwommen. Nun ist er gestorben, die Ursache ist
       unklar.
       
 (DIR) Streit um höhere Nato-Ausgaben: „Es ist absurd“
       
       Die Nato-Staaten haben sich auf eine neue Aufteilung der
       Gemeinschaftskosten geeinigt. Deutschland zahlt künftig so viel wie die
       USA. Politiker der Linken sehen das kritisch.
       
 (DIR) Hindernis für Fehmarnbelt-Verbindung: Tunnel lässt Umweltschützer rasen
       
       Ein neues Hindernis für den Bau des Fehmarnbelttunnels zwischen Dänemark
       und Deutschland: Der Nabu entdeckt streng geschützte Riffe.
       
 (DIR) Zukunftssorgen der Ostseefischer: Im Trüben fischen
       
       Peter Dietze ist einer der beiden letzten Fischer in Niendorf an der
       Lübecker Bucht. Er weiß nicht, wie es in den nächsten Jahren weitergehen
       wird.
       
 (DIR) Ostsee-Schweinswale vorm Aussterben: Fischer als Walkiller
       
       Eine Liste der Bundesregierung belegt tausende Totfunde von Schweinswalen.
       Durch die Fischerei ist der Wal in der Ostsee kurz vorm Aussterben.