# taz.de -- Türkischer Einfluss auf deutsche Moschee: Das Ende der Import-Imame
       
       > Ankara ist bereit, künftig keine Geistlichen mehr nach Deutschland zu
       > entsenden. Doch damit sind längst nicht alle Fragen geklärt.
       
 (IMG) Bild: Ein Imam sitzt dem Mittagsgebet vor in der DITIB Zentralmoschee in Ehrenfeld im Oktober
       
       Berlin taz | Der Islamwissenschaftler Bülent Uçar begrüßt die Pläne der
       Bundesregierung, den Einfluss der Türkei auf deutsche Moscheegemeinden zu
       verringern. „Das ist ein lang überfälliger Schritt“, sagt Uçar der taz. Das
       Osnabrücker Islamkolleg Deutschland (IKD), bei dem Uçar Wissenschaftlicher
       Direktor ist, bildet seit 2021 Imame in staatlicher Verantwortung aus.
       Wichtig sei nun, schnellstmöglich die Details zu klären, so Uçar.
       
       [1][Auf der Islamkonferenz, die am Mittwoch zu Ende ging,] hatte
       Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) angekündigt, dass die
       Imamausbildung in Deutschland „signifikant“ ausgebaut werden solle. Ziel
       sei es, „die Entsendung von Imamen aus der Türkei in der Folge ganz zu
       beenden“. Auf diese Punkte hatten sich am vergangenen Wochenende auch der
       türkische [2][Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Bundeskanzler Olaf Scholz
       (SPD) in Berlin verständigt.] Wegen Erdoğans Äußerungen zum Nahostkonflikt
       fand die Nachricht jedoch kaum Beachtung. Dabei wäre sie eine Zäsur.
       
       Seit rund 30 Jahren entsendet die türkische Religionsbehörde Diyanet Imame
       nach Deutschland. Sie sind vor allem beim türkischen Islamverband Ditib
       tätig, dem mit 900 Gemeinden größten Moscheeverband in Deutschland. Immer
       wieder wird Kritik laut, dass die türkische Regierung dadurch Einfluss auf
       deutsche Moscheegemeinden nehme. Der Eindruck verstärkte sich, als
       Ditib-Imame nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei 2016 unter
       Verdacht standen, Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland
       auszuspionieren.
       
       Bis heute tut sich der Verband schwer, seine Unabhängigkeit von Ankara
       unter Beweis zu stellen. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya
       Kaddor, bezeichnete derlei Versuche der Organisation als „nicht glaubhaft“.
       Sollte Ditib bereit sein, künftig nur noch Imame einzustellen, die in
       Deutschland ausgebildet worden sind, wäre das „vielleicht ein erster
       Versuch“, sagte Kaddor am Mittwoch im Deutschlandfunk.
       
       ## Woher kommt das Geld?
       
       Ob Ditib diesen Schritt ganz gehen wird, war allerdings nicht klar. Eine
       entspreche Anfrage der taz ließ die Organisation zunächst unbeantwortet. In
       der Vergangenheit hatte der Verband darauf verwiesen, dass Imame bereits
       teilweise an einer eigenen Akademie in Deutschland ausgebildet würden. Das
       Innenministerium teilte auf Anfrage lediglich mit, dass der Austausch mit
       der türkischen Religionsbehörde Diyanet und Ditib zur stärkeren
       Unabhängigkeit von Ankara „weit vorangeschritten“ sei.
       
       Wo die Imame ausgebildet werden, ist für Islamwissenschaftler Uçar nicht
       die allein entscheidende Frage. In diesem Jahr hat das Islamkolleg
       Deutschland die ersten staatlich ausgebildeten Imame verabschiedet. Doch
       nicht alle finden eine gut bezahlte Anstellung, berichtet Uçar: „Die fünf
       Moscheeverbände, mit denen wir kooperieren, haben wenig finanzielle
       Spielräume.“ In der Regel bekämen Imame zwar Wohnungen gestellt, mehr als
       1.000 Euro Gehalt seien aber nicht drin.
       
       Uçar fordert deshalb, dass der deutsche Staat Moscheegemeinden mit
       jüdischen, katholischen und evangelischen Gemeinden gleichstellt und ebenso
       finanziell unterstützt. Ansonsten drohe, dass die verstärkte Imamausbildung
       in Deutschland die beabsichtigte Wirkung verfehle.
       
       23 Nov 2023
       
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 (DIR) Ralf Pauli
       
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