# taz.de -- Konflikt in Nordsyrien: Erdoğan und Putin einigen sich
       
       > Nach stundenlangen Verhandlungen in Sotschi vereinbaren Russland und die
       > Türkei eine längere Waffenruhe. Es könnte zu weiteren Kämpfen kommen.
       
 (IMG) Bild: Putin und Erdoğan verhandeln über das Schicksal Nordsyriens
       
       SOTSCHI dpa | Die Türkei und Russland haben sich auf die gemeinsame
       Kontrolle von Gebieten an der türkisch-syrischen Grenze geeinigt und eine
       weitere Eskalation des Nordsyrien-Konflikts zunächst vermieden. [1][In der
       am Dienstagabend zwischen Kremlchef Wladimir Putin] und dem türkischen
       Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan geschlossenen Vereinbarung wurde eine
       150-Stunden-Frist (rund sechs Tage) für den Abzug der Kurdenmiliz YPG aus
       Grenzgebieten gesetzt. Das läuft auf eine weitere Waffenruhe hinaus. Eine
       zuvor von den USA ausgehandelte Feuerpause war am Dienstagabend
       ausgelaufen.
       
       Russland unterstützt im Syrien-Konflikt den umstrittenen Machthaber Baschar
       al-Assad, pflegt aber als Vermittler auch enge Kontakte zur Türkei. Laut
       dem Abkommen mit Ankara sollen unter anderem russische Militärpolizisten
       und „syrische Grenzwächter“ ab Mittwochmittag die „Entfernung der
       YPG-Elemente und ihrer Waffen“ aus einem Gebiet bis zu 30 Kilometer von der
       türkischen Grenze entfernt unterstützen. Danach sollen gemeinsame
       russisch-türkische Patrouillen beginnen.
       
       Mit dem Abkommen kommt die Türkei ihrem Ziel einer sogenannten
       Sicherheitszone an der Grenze näher. Sie hatte am 9. Oktober einen –
       international massiv kritisierten – Feldzug gegen die YPG im Norden des
       Landes begonnen. Die Türkei betrachtet die YPG, die an der Grenze zur
       Türkei ein großes Gebiet kontrolliert, als Terrororganisation. Ziel der
       Offensive war es, entlang der Grenze eine Zone zu schaffen, aus der sich
       alle Kurdenmilizen zurückziehen sollten. Aus Sicht der Türkei soll sich
       diese rund 30 Kilometer tiefe Zone ab dem Euphrat-Fluss ostwärts über mehr
       als 400 Kilometer bis an die irakische Grenze erstrecken.
       
       Sowohl das russisch-türkische als auch das amerikanisch-türkische Abkommen
       von vergangener Woche machten allerdings in ihrer kurzen schriftlichen Form
       – jeweils nicht mehr als rund eine DIN-A4-Seite – nicht deutlich, um welche
       Gebiete genau es sich handelte.
       
       ## Erdoğan warnt weiterhin
       
       Aus Sicht der USA und der Kurden bezog sich das von den USA mit der Türkei
       ausgehandelte Abkommen auf einen Teilabschnitt der Grenze zwischen den
       Städten Tall Abjad und Ras al-Ain, auf den die Türkei ihre Offensive
       zunächst weitgehend konzentriert hatte. Erdoğan machte nach der Einigung
       mit den USA aber mehrfach klar, dass er den YPG-Abzug aus einem weitaus
       größeren Gebiet erwarte.
       
       Dass trotz des neuen Abkommens mit Russland weitere kriegerische Handlungen
       nicht ausgeschlossen sind, zeigte eine Warnung, die Erdoğan am späten Abend
       auf dem Rückweg nach Ankara ausstieß: „Die Frist des Abkommens mit den USA
       endet heute Nacht um 22.00 Uhr. Die gegebenen Versprechen wurden nicht
       vollständig eingehalten. Sobald wir zurückkehren, werden wir die
       endgültigen Ergebnisse bekommen, und wenn es so ist, dann werden wir die
       nötigen Schritte setzen“, sagte er laut der Zeitung Hürriyet.
       
       Die Türkei hatte mehrfach mit der Wiederaufnahme ihrer Offensive gedroht,
       falls die Kurden ihre Kämpfer nicht vollständig abziehen sollten.
       
       Nach US-Angaben hat sich die YPG inzwischen aber aus den vereinbarten
       Gebieten zurückgezogen. Der Kommandeur der von den Kurden dominierten
       Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Maslum Abdi, habe US-Vizepräsident
       Mike Pence in einem Schreiben darüber informiert. Pences Büro teilte am
       Dienstag mit: „Der Vizepräsident begrüßt diese Entwicklung und sieht darin
       die Erfüllung der Bedingungen des Abkommens vom 17. Oktober, was den
       Rückzug der YPG betrifft.“
       
       23 Oct 2019
       
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