# taz.de -- Neue Neonazi-Gruppe in Bremen: Rechte schlagen in Bremen zu
       
       > Rechte Gruppe „Phalanx 18“ greift Menschen im Viertel an. Später kommt es
       > zu Schlägerei an der Schlachte. Älteres Foto zeigt Anhänger mit
       > AfD-Vorstand.
       
 (IMG) Bild: Von „Phalanx 18“ verbreitetes Gruppenbild: Pose im alternativen Steintorviertel
       
       BREMEN taz | Der Name der neuen Gruppe an der Weser ist Programm: „Phalanx
       18“. Am Samstagabend griffen Anhänger der selbst ernannten „Schlachtreihe
       Adolf Hitler“ im Bremer Viertel drei politische Gegner an und traten einem
       am Boden Liegenden ins Gesicht.
       
       In einer ersten [1][Mitteilung über den Vorfall erwähnt die Bremer Polizei]
       den politischen Hintergrund nicht. Sie spricht lediglich von einer
       „unbekannten Personengruppe“, die vor einer Lokalität „randalierte“, wobei
       „mehrere Personen“ verletzt worden seien. Auf Nachfragen der taz sagte die
       Polizeipressesprecherin nur, dass „Hinweise eingegangen“ seien und die
       Ermittlungen noch andauerten.
       
       In der besagten Nacht des 5. Oktobers waren zunächst etwa zehn
       Rechtsextreme in der „Steintor Schänke“ aufgetaucht. Die Szene-Kneipe liegt
       mitten im alternativen Viertel. Zeugen berichten, die Rechten seien aus der
       24-Stunden-Kneipe rausgeschmissen worden. Auf der Straße hätten die Männer
       rassistische Sprüche skandiert und Sticker mit dem Aufdruck „Phalanx 18“
       verklebt.
       
       Die Provokation hat die Gruppen offensichtlich erfreut. Über Messenger
       verbreiteten sie: „Erster Rauswurf … Schänke Verbot. Wir bösen Nazis“,
       verziert mit drei breit lachenden Emojis. Ein Bild von Adolf Hitler
       posteten sie mit dem Kommentar: „Stabile Gruppe … Gemeinsam Stark“. Im
       nächsten Post prahlt der User „Michael Bremen“ mit dem Angriff: „Sind jetzt
       gerade weg aus dem Viertel … Feindkontakt gehabt und SIE sind gelaufen … Am
       Sielwall … Mission erfolgreich erledigt“.
       
       ## Rechte prahlen mit Provokation
       
       Am Sielwall traf die Gruppe um Michael O. auf die drei politischen Gegner.
       Einem traten sie ins Gesicht. Danach zog die Gruppe weiter zur Ausgehmeile
       „Schlachte“ an der Weser – in die Kneipe „Kangaroo Island“. Auf der
       Terrasse des Lokals sollen die Rechtsextremen gegen 23 Uhr dann wiederum
       selbst angegriffen worden sein.
       
       Der Vorfall sei so schnell gegangen, schreibt das Lokal auf seiner
       Facebook-Seite, dass die Kneipenmitarbeiter „keine Chance hatten, irgendwie
       einzugreifen, außer den Notruf zu wählen“. Die Angreifer waren vermummt,
       die Ermittlungen laufen.
       
       Seit wenigen Monaten versucht sich „Phalanx 18“ in Bremen zu etablieren. In
       einer Selbstdarstellung schreibt die Gruppe: „Wir sind ein Verbund treuer,
       stolzer, heimatliebender Deutscher Kameraden, die es wunderbar finden,
       deutsch zu sein“. Der Gruppe sollen etwa zehn Personen angehören, die mit
       der rechten Hooligan- und Rechtsrock-Szene vor Ort verbunden sind. Sie
       weisen auch Bezüge zur Identitären Bewegung auf.
       
       In den sozialen Kanälen sind sie laut „[2][AfD Watch Bremen]“ sehr aktiv.
       Das Recherchenetzwerk entdeckte Fotos, auf denen der Schatzmeister der
       [3][AfD Bremen] und stellvertretende Bremer Vorsitzende der Jungen
       Alternative, Mertcan Karakaya, und Phalanx-Anhänger zusammen posieren. Der
       Kommentar dazu: „Begleitschutz für die AfD-Plakatierer erfolgreich vorm
       Weserstadion/Ostkurvensaal beendet.“ Sie scheinen ideologisch auf einer
       Linie zu sein.
       
       Peter Beck, Landesvorsitzender der AfD Bremen, erklärte zu dem Foto: Im Mai
       habe Herr Karakaya eine Wahlkampfbesprechung an der Schlachte gehabt,
       zusammen mit Heiner Löhmann, der für den Europawahlkampf in Bremen-Mitte
       zuständig gewesen sei. Die beiden seien dann von vier jungen Männern
       angesprochen worden, die sie unterstützen wollten. Karakaya habe einen der
       Männer namens Michael gekannt und die Hilfe angenommen.
       
       Abends habe Karakaya eine aggressive Grundstimmung bei den Männern
       wahrgenommen und dann das Wahl-Plakatieren abgebrochen. „Das war eine
       einmalige Sache“ sagte Beck über den Kontakt. „Wir distanzieren uns als AfD
       grundsätzlich von Neonazis.“
       
       ## Linksfraktion warnt vor Neonazi-Gruppe
       
       Die Bremer Linksfraktion indes will nun in der nächsten Fragestunde vom
       Senat wissen, welche Erkenntnisse über die bis dato weitgehend unbekannten
       Neonazis vorliegen – ebenso wie zu Verbindungen zur AfD-Jugend.
       
       Für den 9. November hat „Phalanx 18“ zudem einen „Liederabend im Herzen von
       Bremen“ beworben. Auch hierzu will die Linksfraktion vom Senat mehr
       erfahren.
       
       Nelson Janssen, innenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, erklärte: „Das
       Vorgehen dieser neuen Nazigruppe ist offenbar auf größtmögliche Provokation
       und aggressive Konfrontation ausgelegt: Die Angriffe am Sielwall auf
       vermeintliche Linke und die Ankündigung eines Nazikonzertes am Jahrestag
       der Reichspogromnacht in Bremen sprechen Bände.“ All das halte die Fraktion
       für „sehr gefährlich“ – und fordert die Sicherheitsbehörden dazu auf, genau
       hinzuschauen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholten.
       
       Hinweis der Redaktion: Nach der Veröffentlichung meldete sich der
       AfD-Landesvorsitzende Peter Beck bei der taz. Er legt Wert auf die
       Feststellung, dass er sich nicht „von Flügel-Leuten“ distanziere, weil
       diese im Bremer Landesvorstand der AfD nicht vertreten seien. Ein
       entsprechendes Zitat wurde im Artikel geändert.
       
       8 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/35235/4394562
 (DIR) [2] https://afdwatchbremen.com/
 (DIR) [3] /AfD-Fraktion-Bremen-spaltet-sich/!5619686
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
 (DIR) andrea Röpke
       
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