# taz.de -- Außenseiter in der Königsklasse: Die attraktiven Kleinen
       
       > Die Champions League startet mit der oft als öde abqualifizierten
       > Gruppenphase. Dabei beginnen jetzt die interessanten
       > Aufsteigergeschichten.
       
 (IMG) Bild: Überraschung: Mit Ajax bezwang Matthijs de Ligt (r.) Juventus. Diese Saison spielt er für Juve
       
       Die Champions League ist ein schizophrener Wettbewerb. Jedes Jahr im
       Herbst, wenn die ersten Spiele anstehen, wird gejammert über die
       langweiligen Spiele in der Vorrunde, über hohe Favoritensiege und nervige
       Ausflüge in die osteuroäische Fußballprovinz. Die Gruppenphase des
       Wettbewerbs gilt als absoluter Langweiler.
       
       Wenn im Frühjahr dann die K.-o.-Spiele anstehen, dann halten es die Fans
       vor Spannung kaum aus vor den Empfangsgeräten. Die Kneipen, in denen die
       Spiele gezeigt werden, sind von Runde zu Runde voller, und kaum einer würde
       auf die Idee kommen, dass die Champions League einer [1][grundsätzlichen
       Reform] bedarf. Und doch wird man nicht müde, an dem Milliarden-Wettbewerb
       herumzudoktern.
       
       Spätestens 2024 soll der Wettbewerb ein neues Format haben. Da gibt es die
       Idee, die acht Vierergruppen durch Gruppen mit acht Teams zu ersetzen, was
       dazu führen würde, dass jedes Team mindestens 14 Spiele hat. Spannender
       würde der Wettbewerb dadurch sicher nicht. Es gäbe wohl viel mehr Spiele,
       in denen es um nichts mehr geht. Dafür hätte jede Mannschaft mehr Partien
       zu bestreiten.
       
       Der FC Bayern ist im Vorjahr im Achtelfinale nach 8 Spielen ausgeschieden.
       Hätte es Achtergruppen gegeben, hätten sie mindestens 14 Mal spielen
       dürfen. Es hätte 14 Mal Chancen auf Siegprämien gegeben. Das Risiko, den
       teuren Kader früh nicht mehr auf europäischer Bühne zeigen zu können, wäre
       vom Tisch.
       
       ## Freude an Ajax Amsterdam
       
       Es ist kein Wunder, dass es die großen Klubs sind, zu denen neben Real
       Madrid, dem FC Barcelona oder Manchester City auch der FC Bayern gehört,
       die die Uefa regelrecht vor sich hertreiben. Um ein Haar hätten sie es
       geschafft, dem Verband [2][eine abgeschlossene Europaliga] aufzuschwatzen,
       in dem sie eine Startgarantie hätten. Das ist von den kleineren Verbänden
       gerade noch einmal verhindert worden.
       
       Die haben es schwer genug, einen Verein in den Wettbewerb zu entsenden.
       Auch das liegt daran, dass die ganz Großen beinahe schon gesetzt sind,
       während sich alle anderen Länder immer wieder aufs Neue qualifizieren
       müssen. Dass aus den großen vier Ligen, aus England, Spanien, Italien und
       Deutschland, jeweils vier Teams direkt qualifiziert sind, sorgt ja vor
       allem dafür, dass ein Großklub auch dann in der Champions League spielt,
       wenn er in der Meisterschaft mal nicht ganz vorne liegt.
       
       Doch gerade weil es immer mal wieder passiert, dass einer dieser Megaklubs
       früh an einem Kleinen scheitert, ist die Champions League so attraktiv.
       Würden die immer gleichen Mannschaften in den letzten drei Runden des
       Wettbewerbs spielen, so wie es sich die umsatztstärksten Fußballfirmen
       gewiss wünschen würden, hätten sich die meisten Fans längst abgewendet.
       
       Die junge Mannschaft von Ajax Amsterdam, die in der vergangenen Saison den
       Wettbewerb gerockt hat und das Finale nur um ein paar Sekunden verpasst
       hat, ist dafür das beste Beispiel. Auch der Wiederaufstieg des FC
       Liverpool, der lange nicht zu den ganz Großen in Europa gehörte, an die
       kontinentale Spitze wäre nicht möglich gewesen. Und Tottenham Hotspur,
       Finalist der Vorsaison, ist ebenfalls kein Klub aus dem alten Geldadel in
       Fußballeuropa.
       
       Die Champions League lebt von derartigen Aufsteigergeschichten. Sie
       beginnen in der Gruppenphase. Das darf ruhig so bleiben, auch wenn es uns
       vielleicht nicht wirklich interessiert, Dinamo Zagreb am Mittwoch gegen
       Atalanta Bergamo spielt.
       
       17 Sep 2019
       
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