# taz.de -- Ausstellung Berlins größte Grabung: Marzahn, 10.000 B.C.
       
       > „Berlins größte Grabung. Forschungsareal Biesdorf“ im Neuen Museum zeigt
       > Berlins Siedlungsgeschichte in Marzahn-Hellersdorf.
       
 (IMG) Bild: Viel über Berlins Geschichte findet sich im Untergrund
       
       Berlin taz | Berlin ist ein Dorf. Wer dafür noch einen Beweis gebraucht
       hat, der bekommt ihn nun mit der neuen Ausstellung zur Vor- und
       Frühgeschichte Berlins geliefert. Denn wie ein – im besten Sinne –
       dörfliches Heimatmuseum funktioniert die am Dienstagabend im Neuen Museum
       neu eröffnete Sonderausstellung „Berlins größte Grabung. Forschungsareal
       Biesdorf“ im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Sie ergründet, wie viel
       Geschichte in Berlins Böden steckt und ist ab dem 2. Oktober bis zum 19
       April 2020 zu sehen.
       
       Auf einem riesigen Areal von 22 Hektar haben Archäolog*innen in Biesdorf
       zwischen 1999 und 2014 Fundstücke aus 10.000 Jahren Siedlungsgeschichte an
       der Wuhle freigelegt. Herzstück der neuen Ausstellung ist eine
       Kopfbedeckung aus einem Hirschgeweih, die aus dem 9. Jahrtausend v. Chr.
       stammt und wohl schamanische Funktionen erfüllt hat.
       
       Dabei beschränkt sich die Ausstellung nicht darauf, Erkenntnisse zu Vor-
       und Frühgeschichte wiederzugeben, sondern veranschaulicht gleichzeitig die
       Forschungsmethoden der Archäolog*innen – und wie sich ihre Arbeitsweisen
       erweitert und verändert haben.
       
       Um mehr über die Schamanen-Hut aus dem steinzeitlichen Marzahn
       herauszufinden, haben die Forscher*innen ein möglichst originalgetreues
       Replikat der Hirschkopfbedeckung hergestellt, das man vor Ort sogar
       anprobieren darf. Jeden Donnerstag und Freitag demonstrieren zudem
       Student*innen bei Live-Ausgrabungen direkt in der Ausstellung, wie sie aus
       einem dicken Erdklumpen mit Tonscherben durch Fotometrie 3-D-Modelle von
       alten Keramikgegenständen erstellen.
       
       Mittels technisch aufwändiger Pflanzen- und Pollenanalysen der Biesdorfer
       Erde ergab sich zudem, dass an der Wuhle erstmals in der Jungsteinzeit
       Getreide angebaut wurde – also vor rund 12.000 Jahren. Luftaufnahmen und
       Phosphatrückstände von Tierdung ließen sogar darauf schließen, wo die
       bronzezeitlichen Marzahner*innen ihr Vieh entlangtrieben.
       
       Nicht zu kurz kommen sollte für die Kuratorin Anne Sklebitz auch die
       Vermittlung von Geschichte: So sind Teile der Ausstellung zusammen mit dem
       Marzahner Jugendprojekt Manege entstanden. Die Jugendlichen haben einzelne
       Stationen mitgestaltet und unter anderem ein bronzezeitliches
       Marzahn-Brettspiel hergestellt.
       
       2 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Museumsinsel
 (DIR) Ausstellung
 (DIR) Berlin
 (DIR) Archäologie
 (DIR) Geschichte
 (DIR) Steinzeit
 (DIR) Alexander von Humboldt
 (DIR) Kunsthaus Hamburg
 (DIR) Archäologie
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) 250 Jahre Alexander von Humboldt: „Wir versuchen sachlich zu schauen“
       
       Die Brüder Humboldt werden als Humanisten gefeiert. Doch ihre Biografien
       sind durchaus widersprüchlich, sagen Bénédicte Savoy und David
       Blankenstein.
       
 (DIR) Ausstellung über kulturelle Ambivalenz: Fliegender Teppich über Grenzen
       
       In der Ausstellung „hybrID“ im Kunsthaus Hamburg geht es um oft
       problematische Abgrenzungen der Identitäten. Und um die Grenzen enger
       Zuschreibungen.
       
 (DIR) Archäologe über Kolonialismus: „Schädel mit Würde behandeln“
       
       Der Archäologe Bernhard Heeb hat im Auftrag der Stiftung Preußischer
       Kulturbesitz versucht, die Herkunft von 1.200 menschlichen Schädeln
       aufzuklären.