# taz.de -- Linken-Parteichef über die Wahlschlappe: „Eine schwierige Phase“
       
       > Wie kam es zu dem Misserfolg im Osten für die Linke? Bernd Riexinger will
       > neue WählerInnen suchen und setzt trotz allem auf die Wahl in Thüringen.
       
 (IMG) Bild: „Die eine geniale Idee, wie wir ganz schnell wieder nach oben kommen, wird es nicht geben“
       
       taz: Herr Riexinger, die Linkspartei hat in Sachsen und Brandenburg die
       [1][schlechtesten Ergebnisse ihrer Geschichte erzielt]. Ist sie als
       Ostpartei Geschichte? 
       
       Bernd Riexinger: Wir werden uns nicht mit diesem Ergebnis abfinden, wir
       haben in Thüringen Chancen, den Ministerpräsidenten zu verteidigen. Aber
       wir müssen realisieren, dass wir dringend neue Wählergruppen dazugewinnen
       müssen.
       
       Weil Sie viele im Osten an die AfD verloren haben? 
       
       Das Wahlergebnis zeigt leider, dass wir in alle Richtungen verloren haben.
       Wir haben in Brandenburg deutlich mehr an die Grünen und die SPD als an die
       AfD verloren, in Sachsen an die CDU, an die AfD und an die Grünen. Das Bild
       ist bunt.
       
       Trotzdem hat die AfD Ergebnisse, von denen Sie nur träumen können. 
       
       Mit der Wahl der AfD wollten die Leute den etablierten Parteien einen
       mitgeben. Zudem hat die AfD für sie eine Funktion: Manche wollen
       tatsächlich weniger Ausländer oder einen autoritären, nationalistischen
       Staat.
       
       Wo sehen Sie die Gründe für Ihr eigenes Scheitern? 
       
       Wir sind zum einen taktischem Wählen zum Opfer gefallen. Diejenigen, die
       die AfD als stärkste Partei verhindern wollten, haben CDU oder SPD gewählt.
       
       Damit schieben Sie die Verantwortung weg von der Linkspartei hin zu den
       WählerInnen. 
       
       Das reicht natürlich als Erklärung nicht aus. Wir machen als Partei ein
       schwierige Phase durch und leiden im Osten unter einer
       Mobilisierungsschwäche. Im Unterschied zum Westen sind wir hier stark
       überaltert. Wir müssen alle Kraft darauf verwenden, bei den jungen und
       mittleren Altersgruppen stärker zu werden.
       
       Mehr als zwei Drittel der WählerInnen haben der Linkspartei bescheinigt,
       ihr fehlten politische Ideen. 
       
       Im Gesamten haben wir Konzepte geliefert: beim Verkehr, der Pflege, dem
       Mieterschutz, dem sozialökologischen Umbau und Klimaschutz. Wir müssen uns
       da nicht neu erfinden.
       
       Das kam aber offenbar nicht an. 
       
       Manchen dieser zukunftsentscheidenden Fragen müssen wir uns stärker
       zuwenden. Wir dürfen aber auf keinen Fall die Frage der sozialen
       Gerechtigkeit und Themen wie den Klimaschutz gegeneinander ausspielen, das
       gehört für uns zusammen. Wir treten ein für die Mehrheit der
       Lohnabhängigen, für Ärmere und prekär Arbeitende. Aber wir stellen uns den
       Herausforderungen der Zukunft.
       
       Braucht es einen Sonderparteitag, um das inhaltlich festzuklopfen? 
       
       Ich glaube nicht, dass wir das durch einen Sonderparteitag lösen. Wir
       brauchen eine breite Debatte in unserer Partei, wir brauchen Foren, in
       denen die Strategiediskussion stattfindet. Aber es gibt keinen schnellen
       Weg. Die eine geniale Idee, wie wir ganz schnell wieder nach oben kommen,
       wird es nicht geben. Wir haben eine Menge komplexer Fragen zu behandeln.
       Wir stellen uns der Herausforderung, die Linke zukunftsfähig aufzustellen.
       
       Katja Kipping hat angekündigt, sich über eine Neuaufstellung verständigen
       zu wollen. Gibt es personelle Konsequenzen? 
       
       In der Fraktion wählen wir im November eine neue Doppelspitze. In der
       Partei werden wir nicht die Nahles machen: keine Schnellschüsse. Wir haben
       im Sommer 2020 einen Parteitag, dann endet unsere Amtsperiode. Wie wir uns
       selbst entscheiden, werden wir uns in den nächsten Monaten überlegen. Jetzt
       konzentrieren wir uns darauf, die Wahlen in Thüringen zu gewinnen. Danach
       wird Bilanz gezogen.
       
       Sie wollen die Debatte bis nach Thüringen deckeln? 
       
       Die inhaltliche Debatte muss geführt werden. Aber wir dürfen uns nicht in
       innerparteilichen Machtkämpfen zermürben. Es muss einen solidarischen
       Umgang sowohl mit Wahlgewinnen als auch mit Wahlverlusten geben. Wenn wir
       das schaffen, ist mir um die Zukunft unserer Partei nicht bange.
       
       3 Sep 2019
       
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