# taz.de -- Protest in Hongkong: Überwachungstechnologie zerstört
       
       > Erneut kommen Tausende zu Demonstrationen in Hongkong zusammen. Am
       > Freitagabend bildeten über 100.000 Bürger eine riesige Menschenkette.
       
 (IMG) Bild: Demonstranten bilden eine Menschenkette: Hongkong am 23. August
       
       Hongkong rtr/dpa/ap | In Hongkong sind am Samstag erneut Tausende Menschen
       gegen eine zunehmende Einflussnahme Chinas in der früheren britischen
       Kronkolonie auf die Straße gegangen. Nach einem zunächst friedlichen Marsch
       zeichneten sich neue Spannungen ab. Protestler errichten Barrikaden auf
       Straßen im Stadtteil Kwun Tong, während sich in der Nähe Einheiten der
       Bereitschaftspolizei sammelten.
       
       Die Polizei setzte dann Tränengas gegen Protestierende ein, die sich in der
       Nähe eines Polizeireviers versammelt hatten. Der Rundfunksender RTHK
       meldete, die Einsatzkräfte seien mit Schlagstöcken bewaffnet gewesen, um
       Protestierende zu vertreiben, die wiederum mit Steinen und vermutlich einem
       Molotowcocktail warfen. Zudem lieferten sich beide Seiten Gefechte mit
       Baseballschlägern und Schlagstöcken.
       
       Die Demonstranten hatten die Gegend für ihren Protest ausgewählt, weil Kwun
       Tong nach ihren Angaben der erste Bezirk in Hongkong ist, in dem sogenannte
       intelligente Überwachungskameras eingesetzt werden. Wie Hongkonger Medien
       berichteten, zerstörten Demonstranten einen Mast mit der neuen
       Überwachungstechnik. Bei den Demonstranten besteht die Befürchtung, dass
       die Technologie zur Verfolge von Demokratie-Aktivisten eingesetzt werden
       könnte.
       
       Die Behörden schlossen vier U-Bahn-Stationen, um die Demonstration in einem
       Industriegebiet zu erschweren. Die Menschen ließen sich davon jedoch nicht
       abhalten.
       
       Der Betrieb am Flughafen und auf den Straßen und Bahnverbindungen dorthin
       verlief zunächst normal, obwohl die Demonstranten die Verkehrsinfrastruktur
       eigentlich einem „Stresstest“ unterziehen wollten. Die Behörden hatten
       einen Gerichtsbeschluss erwirkt, der [1][Proteste am Flughafen] untersagte.
       Wegen der Belagerung des Hauptterminals durch Tausende Demonstranten hatte
       der Flughafen vergangene Woche zeitweise den Betrieb einstellen müssen.
       Rund tausend Flüge wurden abgesagt.
       
       Ein in China verhaftete Mitarbeiter des britischen Konsulats in Hongkong
       kam unterdessen wieder frei. Er sei am Samstag freigelassen worden, teilte
       die Polizei mit. Simon Cheng habe die Anschuldigungen zugegeben, die gegen
       ihn erhoben worden seien. Der chinesische Konsulatsmitarbeiter sei 15 Tage
       in Haft gewesen, weil er gegen gesetzliche Bestimmungen zum Schutz der
       öffentlichen Sicherheit verstoßen habe, erklärte die Polizei über den
       Kurznachrichtendienst Weibo.
       
       Am Freitagabend hatten bei Demonstrationen nach Angaben der Organisatoren
       135.000 Menschen eine Menschenkette rund um die Stadt gebildet. Sie folgten
       damit einem Vorbild aus dem Jahr 1989, als schätzungsweise zwei Millionen
       Menschen in den drei baltischen Staaten so gegen die Sowjetunion
       protestierten.
       
       In Hongkong demonstrieren [2][seit Wochen Hunderttausende Menschen]. Sie
       fürchten eine Beschneidung ihrer Rechte durch China und werfen
       Regierungschefin Carrie Lam eine zu große Nähe zur kommunistischen
       Regierung in Peking vor. Die frühere britische Kronkolonie Hongkong ist
       seit 1997 chinesische Sonderverwaltungszone, deren Einwohner größere
       persönliche Freiheiten genießen als in der Volksrepublik.
       
       24 Aug 2019
       
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