# taz.de -- Geflüchteter wehrt sich gegen Fake News: Alassa Mfouapon verklagt Weidel
       
       > Der Geflüchtete Alassa Mfouapon geht gerichtlich gegen
       > AfD-Fraktionschefin Alice Weidel vor. Sie hatte ihn als „Rädelsführer“
       > einer Demo verunglimpft.
       
 (IMG) Bild: Muss sie den Mund halten? Alice Weidel wird wegen möglicher Lügen von einem Geflüchteten verklagt
       
       Hamburg taz | Alassa Mfouapon reicht es. Fake News über Flüchtlinge sind im
       Internet zwar Alltag und auch zahlreiche AfD-PolitikerInnen verbreiten
       solche Lügen, um rechte Ideologie zu propagieren, doch der Geflüchtete
       Mfouapon wehrt sich nun vor dem Hamburger Landgericht gegen eine
       Falschaussage von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Die hatte Mfouapon als
       „Rädelsführer“ einer [1][Demo im Erstaufnahmelager Ellwangen] bezeichnet,
       bei der laut ihren Aussagen „deutsche Polizisten brutal angegriffen worden
       sind“. All das allerdings stimmt nicht. Am Freitag begann deshalb der
       Prozess. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten etwa zwanzig
       Unterstützer*innen, die Weidel Rassismus vorwarfen.
       
       In Ellwangen demonstrierten Ende Mai 2018 rund 150 Menschen gegen die
       Abschiebung eines Togolesen aus dem Erstaufnahmelager. Die Polizei zog
       zunächst wieder ab und rückte drei Tage später in der Nacht mit einem
       Großaufgebot wieder an. [2][Mehrere Bewohner wurden von der Polizei
       festgehalten und der Asylsuchende abgeschoben]. Bundesweit berichteten
       Zeitungen über den Fall, die Bild sprach von einem „gewaltsamen
       Widerstand“.
       
       [3][Wie allerdings Recherchen der taz] ergaben, war die mediale Darstellung
       übertrieben. Augenzeugen berichteten von einer friedlichen Demo. Auch in
       der Polizeiakte zur Demonstration steht nichts über Angriffe. Dennoch wird
       bis heute gegen Mfouapon gehetzt und seine Geschichte verdreht – vor allem
       in den sozialen Netzwerken. Gegen falsche Darstellungen der [4][Bild klagte
       er bereits, teilweise mit Erfolg].
       
       ## Weidel hetzt weiter
       
       Im Januar 2019, also ein halbes Jahr nach den Geschehnissen,
       veröffentlichte auch Alice Weidel erneut Falschaussagen über Mfouapon. Das
       wollte er nun nicht weiter hinnehmen. Sein Anwalt Frank Stierlin erklärte,
       Mfouapon habe in Ellwangen zwar für die Gruppe Geflüchteter gesprochen –
       allerdings sei er nicht von Anfang an dabei gewesen, habe keine Gewalt
       angewandt und auch niemanden zu etwas angestiftet. Laut Stierlin war
       Mfouapon eher ein Übersetzer: Er spreche mehrere Sprachen und sei daher
       schnell als Vermittler und Sprecher in Gruppen aktiv.
       
       Beim Prozessauftakt am Freitag in Hamburg durfte Alassa Mfouapon selbst
       aber nicht dabei sein: Er müsse als Flüchtling in der Nähe der Unterkunft
       bleiben, erklärte sein Anwalt. In einer Grußbotschaft zeigte sich der
       Kameruner optimistisch und kämpferisch: „Lasst uns weiter gegen Ausbeutung
       und Unterdrückung kämpfen.“ Von Weidel forderte sein Anwalt eine
       Unterlassungserklärung für die getätigte Aussage.
       
       Alice Weidel selbst erschien nicht im Gerichtsaal. Ihre Anwälte wiesen die
       Forderung Mfouapons zurück. Am Freitag kamen die Streitparteien zu keinem
       Ergebnis. Die Verhandlung wurde vertagt. Im Herbst soll weiter verhandelt
       werden.
       
       Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version haben wir geschrieben,
       dass Alice Weidel, die Aussagen nicht wiederholen dürfe. Wir stellen klar,
       das Gericht hat die Sache noch nicht entschieden.
       
       9 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Protest-von-Fluechtlingen-in-Ellwangen/!5504792
 (DIR) [2] /Urteile-gegen-Fluechtlinge-aus-Ellwangen/!5530218
 (DIR) [3] /Neuer-Blick-auf-Vorfall-in-Unterkunft/!5500584
 (DIR) [4] /Alassa-M-gegen-die-Bild-Zeitung/!5570612
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Inga Kemper
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fake News
 (DIR) Alice Weidel
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Ellwangen
 (DIR) Ellwangen
 (DIR) Ellwangen
 (DIR) Ellwangen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Strafbefehle gegen Flüchtlinge aufgehoben: Razzia in Ellwangen wohl rechtswidrig
       
       Auch Wohnräume in Flüchtlingsunterkünften darf die Polizei nicht ohne
       Durchsuchungsbefehl betreten. So sieht es das Amtsgericht.
       
 (DIR) Alassa M. gegen die „Bild“-Zeitung: Asylsuchender gewinnt – teilweise
       
       Die „Bild“-Zeitung darf eine Falschaussage über einen Geflüchteten nicht
       mehr verbreiten. Recherchefehler aber lässt das Gericht durchgehen.
       
 (DIR) Persönlichkeitsrechte verletzt: Asylbewerber gegen Springer
       
       Die „Bild“ berichtet über den geflüchteten Alassa M. und verdreht
       Tatsachen. M. befürchtet Angriffe. Sein Anwalt geht gerichtlich dagegen
       vor.