# taz.de -- Sex-Berichterstattung nach dem Brexit: Schnackseln mit Angelsachsen
       
       > Toller Quatsch: Die Londoner NDR-Korrespondentin Annette Dittert
       > berichtet digital über die britische Libido, tote Hosen und
       > Vintage-Pornohefte.
       
 (IMG) Bild: Alarm! Nach dem Brexit ist im Vereinigten Königreich tote Hose
       
       Vor ein paar Jahren hatte jemand in der ARD mal eine gute Idee: Der
       Senderverbund unterhält ja rund 30 Auslandsstudios in aller Welt. Die
       können logischerweise aber nicht jeden Tag in der „Tagesschau“ vorkommen.
       Und da auch der „Weltspiegel“ – höflich formuliert – nicht grenzenlos ist,
       sollten sich die KorrespondentInnen doch auch im Netz austoben.
       [1][Videoblogs aus den Auslandsstudios], in denen dann auch berichtet wird,
       wenn es mal nicht gleich knallt und stinkt und für die große
       TV-Nachrichtenwelt reicht.
       
       Hat irgendwie aber nicht so richtig funktioniert, jedenfalls sind heute
       alle diese Blogs schon wieder Rundfunkgeschichte. Alle? Nein! Eine von
       einer unbeugsamen Korrespondentin und Studioleiterin bevölkerte Außenstelle
       hört nicht auf, sich dem Trend entgegenzustemmen.
       
       Alle zwei Wochen meldet sich Annette Dittert aus London, wo in diesen Tagen
       ja auch so allerhand los ist. Der EU-austrittwütige Neu-Premier Boris
       Johnson lügt schon wieder so schön und entlarvend wie beim
       Brexit-Referendum vor drei Jahren – und keineR stört sich wirklich dran.
       Das Pfund ist im Keller und gräbt noch ein bisschen tiefer. Und dann ist
       London in diesem crazy and magic summer auch noch brüllend heiß.
       
       Vielleicht ein bisschen zu heiß, jedenfalls hat sich Frau Dittert in ihrem
       jüngsten „Brexit Diary“ mit der ihr eigenen Verve auf das englischste aller
       Themen geworfen. Nein, nicht das Wetter. [2][Es geht um Sex.] Weil der
       Brexit drückt jetzt auch auf die britische Libido, da kannst du staunen.
       Hat jedenfalls die Daily Mail geschrieben, dass die Geburtenrate im noch
       Vereinigten Königreich auf einem 80-Jahre-Tiefpunkt angekommen ist.
       
       „Neues von der Brexit-Insel“, so heißt der Blog in Lang, ist dabei
       natürlich in erster Linie eine „Annette Dittert“-Show, die schon früher
       einmal im Studio London war und immer noch auf ihrem Hausboot auf der
       Themse lebt. Von dort aus geht es erst mal mit Boris Johnson zu Waliser
       Hühnern, dann geht es weiter in einen Laden für Vintage-Pornohefte – „aus
       der guten alten Zeit, als man Sex noch gelesen hat“, wie Dittert das
       unsterblich formuliert.
       
       Dort verkehren natürlich nur Sammler, und Wissenschaftler Oli sagt „there
       is no big porn industry in Britain“, womit das dann auch geklärt wäre.
       Hinten in der Ecke hat Dittert noch die Journalistin Rachel Thompson
       versteckt, die dann sagt, dass schon seit dem Referendum in Britanniens
       Bettchen tote Hose ist; und es ist schon lustig, wenn Dittert auf Deutsch
       fragt und ihre garantiert kein Wort Deutsch sprechenden
       InterviewpartnerInnen brav antworten, weil das natürlich Fernsehen und
       alles vorher abgesprochen ist.
       
       Auch wenn Dittert eher mal auf aufdringlich macht und damit durchaus nervt
       und auch wenn die Erkenntnis „No sex please, we are British“ nicht so ganz
       taufrisch ist und der Brexit nicht an allem schuld: Eigentlich schade, dass
       nicht mehr Studios diesen wunderbaren Quatsch machen.
       
       8 Aug 2019
       
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