# taz.de -- Kommentar Mercosur-Abkommen der EU: Dreister Hinterzimmer-Deal
       
       > Nach 20 Jahren ist das Freihandelsabkommen der EU mit den
       > Mercosur-Staaten fertig. Aber warum wurde dazu schon wieder das Parlament
       > übergangen?
       
 (IMG) Bild: Sie konnten einfach nicht warten: Europas Oberhäupter mit Argentiniens Präsident Mauricio Macri
       
       Man hätte abwarten können, bis der EU-Sondergipfel in Brüssel vorbei ist
       und ein neuer Kommissionspräsident bestimmt wurde. Man hätte auch warten
       können, bis sich das neu gewählte Europaparlament am Mittwoch konstituiert.
       Aber nein, Jean-Claude Juncker wollte nicht warten. Angefeuert von
       Kanzlerin Angela Merkel und einigen anderen heißblütigen Staats- und
       Regierungschefs, hat er die Bombe platzen lassen: [1][Nach 20 Jahren zäher
       Verhandlungen ist das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten fertig
       geworden.]
       
       Ist es ein guter Deal, ist es ein schlechter Deal? Wir wissen es nicht,
       denn der ausgehandelte Text liegt noch nicht vor. Nicht einmal Frankreichs
       Staatschef Emmanuel Macron scheint alle Details zu kennen. Und die neu
       gewählten Europaabgeordneten blicken in die Röhre. Sie sitzen auf der
       Zuschauerbank und warten.
       
       Das ist eine Frechheit. [2][Fünf Wochen nach der Europawahl haben wir zwar
       immer noch keine neue EU-Führung], aber schon wieder einen
       Freihandelsvertrag, der im Hinterzimmer ausgehandelt wurde. Wird das
       Klimaabkommen von Paris darin hinreichend geschützt? Werden die Rechte von
       Arbeitnehmern durchgesetzt, auch am Amazonas?
       
       All das liegt im Dunkeln. Juncker und seine Kommission behaupten, mit ihrem
       Deal Maßstäbe für einen nachhaltigen und fairen Handel gesetzt zu haben.
       Vieles spricht dafür, dass es eher darum geht, den Export deutscher Autos
       und südamerikanischen Rindfleischs zu fördern. „Cars for cows“ – das
       scheint das Leitmotiv zu sein. Ist es wirklich das, was die EU-Bürger bei
       der Europawahl gewollt haben? Wollten sie einen Vertrag mit Brasiliens
       rechtsradikalem Präsidenten Jair Bolsonaro – oder haben sie sich vielmehr
       für Demokratie, Menschenrechte und eine klimafreundliche Politik
       eingesetzt?
       
       Diese Fragen wird auch der oder die nächste EU-KommissionschefIn
       beantworten müssen – und erklären, wieso die EU so kurz nach der Europawahl
       schon wieder die gewählten Abgeordneten übergeht.
       
       1 Jul 2019
       
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