# taz.de -- „Le Monde“-Journalistin vorgeladen: Ariane Chemin soll reden
> Der französische Inlandsgeheimdienst will die Journalistin von „Le Monde“
> zu ihren Quellen verhören. Chemin hatte eine Staatsaffäre aufgedeckt.
(IMG) Bild: Ariane Chemin, Journalistin bei der französischen Zeitung „Le Monde“
Es war Ariane Chemin, die dem französischen Präsidenten Macron einen seiner
größten Skandale bescherte. Nun muss sie beim Inlandsgeheimdienst
vorsprechen. Vor einem Jahr sichtete die Journalistin von Le Monde ein
Video, in dem ein vermeintlicher Polizist Demonstrierende schlug. Chemin
erkannte in dem Mann den Sicherheitschef Macrons, Alexandre Benalla. Sie
stieß damit die sogenannte [1][Benalla-Affäre] an.
Nun wollen Beamte der Direction générale de la sécurité intérieure (DGSI)
die Journalistin befragen. Die DGSI ist für Frankreichs innere Sicherheit
und den Staatsschutz zuständig. Die Behörde möchte von Chemin im Speziellen
wissen, wie sie an vertrauliche Informationen über den
Luftwaffenunteroffizier Chokri Wakrim gekommen ist.
Wakrims Name ist im Zusammenhang mit Benallas Geschäftsbeziehungen mit
einem russischen Oligarchen gefallen. Wakrim war laut Libération früher als
„Buchhalter der Operationen der Spezialeinheiten“ eingesetzt und soll dank
Benalla an einen Vertrag zum Schutz von Familienangehörigen dieses
russischen Kunden gekommen sein.
Zugleich wurde bekannt, dass seine Lebenspartnerin für die Sicherheit des
französischen Premierministers Edouard Philippe zuständig war. Diesen
Posten musste sie umgehend abgeben.
## Eine Botschaft an Enthüllungsjournalisten
Der 2009 verschärfte Artikel 413-14 im französischen Strafgesetz verbietet
es, „Informationen zu verbreiten, die direkt oder indirekt zur
Identifizierung von Mitgliedern von (militärischen) Spezialeinheiten führen
könnten“. Man darf sich aber fragen, ob das nur ein Vorwand für die
Vorladung von Ariane Chemin sowie von Le Monde-Direktor Louis Dreyfus ist.
Die Botschaft an Enthüllungsjournalisten ist jedenfalls klar: Wer eine
Staatsaffäre aufdeckt, bekommt es mit dem Geheimdienst zu tun.
Allein in den letzten Wochen wurden bereits sieben andere JournalistInnen
von der DGSI verhört. Bei ihnen ging es um die angebliche Verletzung der
militärischen Geheimhaltung im Zusammenhang mit Recherchen über
französische Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien und Jemen.
Die französischen Journalistengewerkschaften und rund vierzig
Medienredaktionen haben protestiert, dieses Vorgehen der DGSI im Auftrag
der Regierung sei „ein neuerlicher Versuch zur Einschüchterung von
Journalisten, die bloß ihre Arbeit tun“.
26 May 2019
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## AUTOREN
(DIR) Rudolf Balmer
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