# taz.de -- Polizeigewalt in Frankreich: Freundin von Beschuldigtem prüft Fall
       
       > In Nizza haben Polizisten eine 73-Jährige heftig zu Boden geworfen. Der
       > Vorfall wird nun von einer nicht ganz unabhängigen Stelle untersucht.
       
 (IMG) Bild: Hat friedlich in Nizza demonstriert und wurde von Polizisten umgerannt: Geneviève Legay
       
       Paris taz/afp | Wie unabhängig ist eine gerichtliche Untersuchung von
       Polizeigewalt, wenn diese von der Lebensgefährtin des Beschuldigten
       geleitet wird? [1][Das Onlinemagazin Mediapart] hat am Dienstag eine solche
       persönliche Verbindung im Fall der in Nizza von der Polizei schwer
       verletzten Geneviève Legay enthüllt. „Ich sehe nicht, wo da ein Problem
       existiert“, sagt der Staatsanwalt von Nizza, Jean-Michel Prêtre. Der
       betroffene Polizeikommissar ist derselben Ansicht: „Das ist mein
       Privatleben, und geht nur mich etwas an.“
       
       Die Untersuchung bezieht sich auf [2][einen Einsatz am 23. März in Nizza]
       unter seinem Kommando. Die Behörden hatten vor einem Besuch des
       chinesischen Präsidenten Xi Jinping ein Demonstrationsverbot für große
       Teile der Stadt erlassen. Trotzdem hatten sich etwa 100 Gelbwesten auf dem
       Garibaldi-Platz versammelt.
       
       Damals wurde die 73-jährige Geneviève Legay heftig zu Boden geworfen, als
       die Polizei die Demonstranten einkesselte und räumte. Legay, örtliche
       Sprecherin der Organisation Attac und in Nizza für ihr pazifistisches
       Engagement bekannt, musste mit einem mehrfachen Schädelbruch und
       Hirnblutungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Szene wurde gefilmt,
       die Aufnahmen zeigen, wie Ordnungskräfte auf schockierende Art und Weise
       gewaltlos mit Schildern protestierende Leute über den Haufen rennen.
       Geneviève Legay stellte keinerlei Gefahr für die Polizisten dar, sie trug
       eine Regenbogenfahne mit der Aufschrift „Paix“ („Frieden“).
       
       Die Untersuchung soll nun zeigen, ob dabei unnötig Gewalt oder Brutalität
       gegen Demonstrierende verwendet wurde. Doch nun sieht die Prüfung für viele
       eher nach einer familieninternen Entsorgung aus. Nicht von ungefähr hatte
       der Anwalt des Opfers von Beginn an verlangt, dass die Klage seiner
       Mandantin von einer anderen Gerichtsbarkeit als der in Nizza behandelt
       werde. Dieser Antrag wurde aber von der Generalstaatsanwaltschaft als
       unbegründet abgelehnt.
       
       Die Regierung verteidigte ihre Ordnungskräfte trotzdem öffentlich gegen
       alle Kritik. Präsident Emmanuel Macron sagte sogar der Zeitung Nice-Matin
       über Legay: „Wenn man zerbrechlich ist und stürzen kann, begibt man sich
       nicht an einen (für Kundgebungen) untersagten Ort und in eine solche
       Situation.“ Legay hatte laut ihrer Tochter an der Protestaktion
       teilgenommen, um gegen das Demonstrationsverbot zu demonstrieren. Zuerst
       habe ihre Mutter sie nach dem Angriff gar nicht erkannt, erzählte die
       Tochter. Dann habe sie gesagt: „Ich erinnere mich, dass mich ein Polizist
       angegriffen hat, und danach erinnere ich mich an nichts.“
       
       9 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.mediapart.fr/journal/france/080419/affaire-legay-la-policiere-chargee-de-l-enquete-est-la-compagne-du-policier-en-cause
 (DIR) [2] /Polizei-gegen-Gelbwesten-in-Nizza/!5582663
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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