# taz.de -- Tarifkonflikt bei der BVG: Butter bei die Fische bitte
       
       > Der Nahverkehr wird zum dritten Mal bestreikt. Mit zunehmender Dauer wird
       > die Kommunikation der Ziele des Arbeitskampfes nicht einfacher.
       
 (IMG) Bild: Streikkundgebung der BVG-Beschäftigten
       
       Bei Sonnenaufgang geht auf der A113 stadteinwärts nichts mehr. Gut
       anderthalb Kilometer entfernt, am BVG-Bushof Britz, ist derweil die
       Stimmung entspannt. [1][Zum dritten Mal im aktuellen Tarifkonflikt] stehen
       hier ein paar Dutzend Streikposten vor dem Tor. Zum Betriebsbeginn wurden
       zwei Busse in die Einfahrt geparkt. Seitdem hier alles still. Bei knapp
       unter Null Grad wärmt kurz nach 6 Uhr nur der Kaffee aus einer großen
       Kanne, Essen muss individuell versorgt werden. Ein Mitglied des
       Personalrats freut sich, dass dieses Mal wieder a[2][lle Betriebsteile im
       Ausstand sind und nicht nur die Busfahrer*innen]: „Das ist schon besser
       so.“ Die Kolleg*innen stünden zusammen und fühlten sich gut informiert über
       die Ziele des Arbeitskampfes.
       
       Ob das auch für die breitere Öffentlichkeit gilt, ist aber langsam
       fraglich. Schließlich wird die Kommunikation bei fortdauerndem Arbeitskampf
       nicht einfacher. War die Losung am [3][ersten Streiktag am 15. Februar]
       noch ein relativ klares „Ein Streik für alle Berliner und Berlinerinnen“,
       verliert sich der Konflikt zunehmend im technischen Kleinklein der
       Gehaltstabellen und Abstandsgebote der Lohngruppen. Dabei sind die
       grundsätzlichen Probleme weiterhin ungelöst.
       
       Selbst wenn die BVG hier und da noch eine Million draufpackt, ist
       zweifelhaft, ob das selbst gesetzte Ziel der Gewinnung von gut 1.300 neuen
       Beschäftigten allein in diesem Jahr erreicht werden kann. Selbst diesen
       leicht darzulegenden Punkt, bringt der zuständige Gewerkschaftssekretär
       Jeremy Arndt gegen 9 Uhr am ebenfalls bestreikten Bushof an der Weddinger
       Müllerstraße nicht mehr ein.
       
       Auf einer kleinen Streikkundgebung spricht Arndt von Zwölfteln des
       Weihnachtsgeldes und Sozialabgaben, die unzulässigerweise Teil der
       Berechnung des BVG-Angebots über 90 Millionen Euro pro Jahr seien. Die
       Streikenden wirken weiterhin entschlossen, echte Begeisterung kommt unter
       den vielleicht 200 Anwesenden aber nicht auf. Immerhin mit Heiterkeit wird
       die Anmerkung bedacht, dass der Streik wohl ein gutes Geburtstagsgeschenk
       für die Vorstandsvorsitzende sei. Tatsächlich mag Sigrid Nikutta sich ihren
       50. anders vorgestellt haben.
       
       ## Solidarische Stadt
       
       Das Presseinteresse ist weiterhin groß. Das ist kein Wunder, legt dieser
       Streik doch weite Teile der Stadt lahm. Im Laufe des Morgens und Vormittags
       verwandeln sich die Straßen Berlins in Schauplätze stockenden bis stehenden
       Verkehrs. Nach der Kundgebung vor dem Bushof müssen die Radio- und
       Fernsehinterviews immer wieder unterbrochen werden: Die in Tegel startenden
       Flugzeuge sind zu laut.
       
       Weiter geht es mit einer neuerlichen Verhandlungsrunde, die kurzfristig für
       den kommenden Donnerstag angesetzt wurde. Man wünscht der Stadt und den
       Fahrgästen eine zügige Einigung. Sollte die weiterhin nicht möglich sein,
       brauchen die Beschäftigten eine kämpferische und klare, in die Stadt
       hineinreichende Ansprache, die Solidarität einfordert, indem sie ihre
       Forderungen nachvollziehbar macht und in den Kontext einer sozialen
       Stadtgesellschaft stellt.
       
       1 Apr 2019
       
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