# taz.de -- Kommentar Ukraine sagt ESC ab: Eine vertane Chance
       
       > Der Eurovision Song Contest bietet eine Möglichkeit des Austauschs. Auch
       > wenn die Beziehungen zwischen den Regierungen vergiftet sein mögen.
       
 (IMG) Bild: Maruvs ESC-Absage hat ganz schön Rauch.. äh.. Staub aufgewirbelt
       
       [1][Die Nichtteilnahme der Ukraine] am diesjährigen Eurovision Song Contest
       in Tel Aviv lässt tief blicken und ist für die politisch Verantwortlichen
       des Landes eine Blamage sondergleichen. Denn sie haben es auch diesmal
       nicht vermocht, der Versuchung zu widerstehen, eine Showbühne zum Ort einer
       – weiteren – politischen Auseinandersetzung zu machen.
       
       Das erinnert fatal an 2017, als die russische Vertreterin Julia Samoilowa
       wegen Auftritten auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim [2][mit
       einem Einreiseverbot für die Ukraine belegt wurde].
       
       Keine Frage: Ein derartiges musikalisches Engagement muss man nicht
       goutieren, genauso wenig wie übrigens [3][Konzerttourneen der ukrainischen
       ESC-Kandidatin Maruv] alias Anna Korsun durch Russland. Auch würde wohl
       niemand, von einigen beratungsresistenten pro Putin orientierten Gestalten
       einmal abgesehen, ernsthaft bestreiten, dass für Kiew angesichts des
       fortdauernden bewaffneten Konflikts in der Ostukraine die Beziehungen zum
       Nachbarn ein in jeglicher Hinsicht vermintes Terrain sind.
       
       Aber [4][Künstler in Haftung zu nehmen] und für eigene Zwecke zu
       instrumentalisieren – noch dazu in Zeiten des Wahlkampfes für das
       Präsidentenamt – ist schlicht inakzeptabel.
       
       Genau das haben die SängerInnen erkannt und sich gegen derartige Versuche
       zur Wehr gesetzt. Ein Teil der Zivilgesellschaft, der „denen da oben“ die
       Stirn bietet – das ist die eigentliche gute Nachricht inmitten dieses
       unsäglichen Gezerres aus der Ukraine. Und so ist die Absage auch der Zweit-
       und Drittplatzierten des nationalen Vorentscheides, die nicht für Maruv in
       die Bresche springen wollen, folgerichtig.
       
       Aber sie ist leider auch eine vertane Chance. Schließlich ist der ESC auch
       immer wieder eine Möglichkeit, dass sich Menschen begegnen und austauschen
       können, wie vergiftet die Beziehungen zwischen den Regierungen ihrer
       Staaten auch sein mögen. Glaubt man Insidern, scheint das in der
       Vergangenheit ja ganz gut geklappt zu haben.
       
       28 Feb 2019
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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