# taz.de -- Kommentar EU-Parteitag der Linkspartei: Weg mit der Buchhaltermentalität
       
       > Mühsam hat sich die Linkspartei zu ein bisschen mehr
       > Europa-Freundlichkeit durchgerungen. Gegen Rechts gewinnt man mit so
       > wenig Herz aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Mehr Herz, bitte
       
       In knapp drei Monaten werden 400 Millionen Menschen in der EU ein neues
       Parlament wählen. Die beiden großen Fraktionen, Konservative und
       Sozialdemokraten, werden laut Umfragen die absolute Mehrheit verlieren, es
       kommt künftig wohl auf die Kleinen an.
       
       Gerade noch rechtzeitig [1][hat es die Linkspartei geschafft], sich auf
       ihrem EU-Parteitag von ihrem bisherigen, [2][schrill EU-kritischen Kurs] zu
       verabschieden und zu signalisieren, dass sie die EU als Plattform sieht, um
       ihre Forderungen nach Mindestlöhnen, Weltfrieden und Klimaschutz für alle
       durchzusetzen. Es hat viel innerparteilichen Zuredens bedurft, um einen
       Teil jener GenossInnen zu überzeugen, die die EU für das absolut Böse
       halten. Insofern ist das Wahlprogramm mit seinem gemäßigt EU-freundlichen
       Sound schon ein kleiner Sieg. Aber das wird nicht reichen.
       
       Die Linke muss klarer, profilierter werden, wenn sie, wie sie gern betont,
       tatsächlich ein Bollwerk gegen rechts sein will. Sie muss ihr bequemes,
       innerparteilich prima zu verkaufendes „Ja, aber“ zugunsten eines beherzten
       „Ja, und zwar genau für das und das“ aufgeben. WählerInnen gewinnt man
       nicht mit verschwiemelter Rhetorik. Die Linke muss besser erklären, an
       welcher Stelle sie die EU verändern, aber auch was sie bewahren möchte.
       
       So hätte man auf dem Parteitag mehr an klaren Botschaften und
       Zukunftsentwürfen arbeiten sollen, statt sich in kleinteiliger Wortexegese
       zu ergehen. Künftig wird es darauf ankommen, zu vermitteln, dass und wie
       Mindestlöhne in der EU durchgesetzt werden sollen. Das geht nur, wenn die
       Partei offen ist für Kompromisse. Sie muss verstärkt mit Sozialdemokraten
       und Grünen zusammenarbeiten. Sich an beschlossene Formulierungen im
       Wahlprogramm zu klammern ist da nicht hilfreich.
       
       Die Linke muss [3][ihre Buchhaltermentalität] ablegen. Und mehr
       Begeisterung wecken. Aber auf dem Parteitag herrschte bestenfalls
       Selbstzufriedenheit. Gegen Ressentiments der Rechten kommt man nicht mit
       Hunderten Seiten Papier an. Dazu braucht es auch Herz.
       
       25 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Europaparteitag-der-Linkspartei/!5575918
 (DIR) [2] /Lucy-Redler-ueber-Die-Linke-und-die-EU/!5575925
 (DIR) [3] /Europaparteitag-der-Linken/!5575923
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Die Linke
 (DIR) Europa
 (DIR) EU-Parlament
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Lucy Redler
 (DIR) Europa
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Linke kürt Spitzenkandidaten für Europa: Mit No Names auf nach Brüssel
       
       Mit Martin Schirdewan und Özlem Demirel schickt die Linke zwei eher
       Unbekannte als Spitzenkandidaten in die Europawahl. Aber: Reden können sie.
       
 (DIR) Lucy Redler über Die Linke und die EU: „Für das Recht auszutreten“
       
       Linken-Bundesvorstandsmitglied Lucy Redler hätte sich eine deutliche
       Anti-EU-Position ihrer Partei gewünscht. Die EU-Verträge seien neoliberal
       und undemokratisch.
       
 (DIR) Europaparteitag der Linken: Bitte mehr Begeisterung!
       
       Die Linke ringt um ihr Verhältnis zur EU. Ein Antrag der Reformer für eine
       Republik Europa wird genauso abgelehnt wie eine schärfere EU-Kritik.