# taz.de -- Europaparlament nach der Wahl: EU-Umfrage sieht Konservative vorne
       
       > Die EVP-Fraktion bleibt Berechnungen des EU-Parlaments zufolge stärkste
       > Kraft in Straßburg. Die rechte ENF-Fraktion dürfte aber deutlich zulegen.
       
 (IMG) Bild: Im Mai entscheidet sich, wer im Europaparlament bald Platz nehmen darf
       
       Eins bleibt beim Alten: Die Konservativen dürften Umfragen des
       EU-Parlaments zufolge auch nach den Europawahlen im Mai die stärkste Kraft
       in Straßburg bleiben. Die EVP-Fraktion, zu der CDU und CSU gehören, dürfte
       demnach noch über 183 statt 217 Sitze verfügen. Doch steht das EU-Parlament
       nach den Umfragen vor Umwälzungen: Die SozialdemokratInnen der S&D-Fraktion
       dürften ganze 51 Sitze verlieren und so nur noch 135 Abgeordnete stellen.
       
       Rund drei Monate vor den Europawahlen hat das EU-Parlament damit am Montag
       zum ersten Mal Berechnungen dazu veröffentlicht, wie Straßburg nach dem
       Urnengang aussehen könnte. Die große Gewinnerin wäre demnach die
       rechtspopulistische ENF-Fraktion, der EU-skeptische Parteien wie etwa die
       italienische Lega angehören sowie das französische Rassemblement National
       (früher Front National) von Marine Le Pen. Sie dürfte sich von 37 auf 59
       Sitze steigern.
       
       Das ist den Umfragen zufolge vor allem auf Zuwächse in Italien und
       Frankreich zurückzuführen. Insgesamt aber bleiben die eher EU-kritischen
       Fraktionen ENF, ECR, EFDD demnach wie gehabt bei insgesamt 153 Sitzen.
       
       Allerdings: Die Annahmen gehen davon aus, dass Großbritannien wie geplant
       am 29. März die EU verlässt. Wenn die BritInnen dann keine
       EU-ParlamentarierInnen mehr stellen, schrumpft das Parlament fürs Erste –
       statt 751 gibt es in der kommenden Legislaturperiode nur noch 705 Sitze.
       Auch das verändert die Kräfteverhältnisse.
       
       ## Fraktionen verlieren britische Abgeordnete
       
       So verliert die S&D die britischen Labour-Mandate. Labour stellt in dieser
       Legislaturperiode immerhin 19 Abgeordnete. Auch die EU-kritische
       ECR-Gruppe, der die britischen Tories angehören, muss auf diese verzichten.
       So kommt es, dass diese wohl von 75 auf 51 Sitze schrumpfen wird.
       
       Bis Mai könne sich noch einiges ändern, betonte Richard Kühnel, Vertreter
       der Europäischen Kommission in Deutschland. So sei schwer abzusehen, wie
       sich der Brexit auf die Wahlentscheidung der EU-BürgerInnen auswirke.
       
       Zudem kommt noch eine weitere Variable ins Spiel: Manch nationale Parteien
       sind bisher nicht im EU-Parlament und gehören keiner europäischen
       politischen Partei an – dürften aber durchaus Sitze holen. Sie sind derzeit
       in den Berechnungen nur unter „Andere“ geführt – wie Frankreichs
       Regierungspartei La République en Marche. Sie dürfte eine Allianz mit der
       liberalen Alde schließen, wird ihr aber bisher nicht zugerechnet. Alde
       gewinnt nach den Berechnungen 7 Sitze hinzu und hätte damit 75 Abgeordnete.
       
       Kommissionsvertreter Kühnel verwies überdies auf das jüngste Eurobarometer.
       Nach dieser regelmäßigen Befragung ist das Vertrauen der EU-BürgerInnen in
       die Union auf dem höchsten Stand seit 2010. „Die Europawahlen sind deshalb
       kein Heimspiel für antieuropäische Populisten“, sagte Kühnel.
       
       Eine Studie der Denkfabrik ECFR mit anderer Methodik hatte kürzlich ein
       alarmierenderes Ergebnis gezeigt. Demnach würden die europaskeptischen
       Parteien ein Drittel der Sitze gewinnen.
       
       18 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eva Oer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Europaparlament
 (DIR) EU-Kommission
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Schwerpunkt Brexit
 (DIR) Ungarn
 (DIR) Sarah Wiener
 (DIR) Parteitag
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Protest gegen Viktor Orbán: Kroatische Partei tritt aus EVP aus
       
       Die traditionsreiche HSS verlässt die Konservativen im Europaparlament –
       unter anderem wegen des Verhaltens des ungarischen Ministerpräsidenten
       Viktor Orbán.
       
 (DIR) Linke-SpitzenkandidatInnen über EU-Wahl: „Wollen eine Aufklärer-Partei sein“
       
       Die Linken-SpitzenkandidatInnen Demirel und Schirdewan diskutieren vor der
       Europawahl: Wie scharf muss die Kritik an der EU ausfallen?
       
 (DIR) Sarah Wiener kandidiert bei EU-Wahl: Von der Starköchin zur Politikerin
       
       Wiener soll mit ihrer Prominenz Österreichs Grünen Stimmen bringen. In
       Brüssel will sie auch für eine nachhaltige Agrarpolitik kämpfen.
       
 (DIR) FDP-Parteitag zur Europawahl: Nicola Beer wird Spitzenkandidatin
       
       Die Generalsekretärin erhält 86 Prozent der Stimmen. Im Programm zur
       Europawahl wirbt die FDP für eine Art Vereinigte Staaten von Europa.