# taz.de -- Rechte unter Verdacht: Anschlag auf alternatives Zentrum
       
       > Im Kieler Stadtteil Gaarden haben Unbekannte Feuer vor einem linken Treff
       > gelegt. Die Polizei möchte trotzdem nicht von einem Anschlag reden.
       
 (IMG) Bild: Reichen der Polizei nicht für das Wort „Anschlag“: Brandspuren vor dem Li(e)ber Anders
       
       Hamburg taz | Die Eingangstür zum linken Zentrum „Li(e)ber Anders“ in
       Kiel-Gaarden ist verkohlt. Angesengte Stoffreste liegen herum, Rauch hat
       Spuren an der Hauswand hinterlassen. In der Nacht von Mittwoch auf
       Donnerstag haben Unbekannte hier „Leib und Leben der Bewohner“ gefährdet,
       sagt Julia Schmidt von der Autonomen Antifa-Koordination Kiel und betont,
       dieser „Brandanschlag“ sei von rechts motivierten Tätern erfolgt. Die
       Polizei möchte nicht von „Anschlag“ sprechen.
       
       Anwohner hatten den Schwelbrand und die starke Rauchentwicklung bemerkt und
       die Feuerwehr gerufen. Als Brennstoff verwendeten die Täter Transparente
       mit politischen Botschaften, die im Oktober von dem Bauwagenplatz
       „Schlagloch“ entwendet worden waren.
       
       Für Schmidt ist das ein Indiz dafür, dass die Täter aus der politisch
       rechten Ecke kommen. Ein weiterer Hinweis sei laut Schmidt, dass in den
       vergangenen Wochen wiederholt rechtsextreme Parolen wie „Rotfront verrecke“
       an das Gebäude gekritzelt wurden.
       
       ## „Nur Laken gebrannt“
       
       „Die Ermittlungen laufen“, sagt ein Pressesprecher der Polizei Kiel der
       taz. Das Wort „Anschlag“ wolle er für den Vorfall aber nicht wählen. Vor
       der Tür hätten Laken gebrannt, sagt der Sprecher. Nicht mehr. Ein Anschlag
       wäre doch anders vorbereitet worden und auch anders verlaufen, so der
       Sprecher. In die Statistik rechter Gewalttaten wird dieser Vorfall also
       nicht einfließen.
       
       „Im Zuge eines gesellschaftlichen Rechtsrucks stellen wir fest, dass die
       Hemmschwellen weiter gefallen sind“, sagt Thorsten Nagel, Leiter des
       regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus des Landesverbandes der
       Arbeiterwohlfahrt. Die regionalen Beratungen seien 2018 auch gestiegen,
       sagt Nagel.
       
       Diese Beobachtung deckt sich mit den offiziellen Zahlen zu Hasskriminalität
       in Schleswig-Holstein. Im Jahr 2017 lag das Bundesland mit 1,63 Taten pro
       100.000 Einwohner in der bundesweiten Statistik auf Platz 1 der
       westdeutschen Länder.
       
       Das linke Zentrum „Li(e)ber Anders“ in Kiel-Gaarden gibt es seit zehn
       Jahren. Die Räume werden von verschiedenen Initiativen genutzt. Es gibt
       etwa ein antirassistisches Café für Menschen mit oder ohne deutschen Pass.
       „Antifaschistische Arbeit findet in den Räumen auch statt“, sagt Schmidt.
       Der Angriff, versichert sie, werde die Aktivitäten des Zentrums nicht
       ausbremsen.
       
       21 Dec 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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