# taz.de -- Kommentar Proteste in Frankreich: Die neue Autoritätsallergie
       
       > Die Proteste der Gelbwesten und der Frauen haben auf den ersten Blick
       > nichts miteinander zu tun. Gemeinsam ist ihnen das Engagement an der
       > Basis.
       
 (IMG) Bild: Feuer und Flamme dem französischen Präsidenten Macron: die Pariser Innenstadt am Samstag
       
       Während sich am Samstag auf der Avenue des Champs-Élysées [1][noch
       protestierende Gelbwesten], verstärkt durch Aktivisten von links und
       rechts, eine Straßenschlacht mit sichtlich überforderten Ordnungskräften
       lieferten, demonstrierten in Paris gleichzeitig mehrere zehntausend Frauen
       friedlich, aber nicht weniger entschlossen gegen sexuelle Gewalt und
       Belästigungen und zur Verteidigung ihrer früher erkämpften Rechte. Mehr
       denn je findet die Politik in Frankreich auf der Straße statt.
       
       Die beiden Anlässe und Mobilisierungen haben politisch auf den ersten Blick
       nichts miteinander zu tun. Doch gemeinsam ist ihnen das Engagement an der
       Basis. Aus einem mittlerweile tief sitzenden Misstrauen gegenüber allen
       Institutionen, Medien, Traditionen und allen bisher als repräsentativ
       erachteten Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften nehmen Bürger und
       Bürgerinnen ihre Anliegen selber in die Hand.
       
       Die sozialen Netzwerke liefern dazu die Instrumente, sie ermöglichen es,
       wie vor allem die Bewegung der „Gilets jaunes“ gegen die
       Treibstoffpreiserhöhungen, aber auch die französischen Feministinnen mit
       der Weiterführung der #MeToo-Kampagne beweisen, eine große Zahl von
       Gleichgesinnten zu mobilisieren und so öffentlichen Druck zu schaffen.
       
       Dieses Gewicht und diesen Einfluss haben die Parteien und Gewerkschaften
       weitgehend verloren. Während in anderen Ländern deswegen
       rechtspopulistische Bewegungen an die Macht gespült werden, hat in
       Frankreich die Krise der Wahldemokratie (zunächst) diese Form der
       Autoritätsablehnung angenommen.
       
       Was daraus wird, weiß noch niemand. Die Revolte auf der Straße kann in der
       Erkämpfung neuer Rechte und einer Erneuerung der Demokratie münden, sie
       kann aber mit der Diskreditierung der Institutionen auch die letzten
       Hindernisse für einen Sieg der Populisten beseitigen. Es bliebe dann – nur
       noch, aber immerhin – der Widerstand auf der Straße.
       
       25 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gelbwesten-Proteste-in-Frankreich/!5552816
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Protest
 (DIR) Gelbwesten
 (DIR) Gewalt gegen Frauen
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Gilets jaunes
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Proteste in Frankreich: Und wieder knallt es in Paris
       
       Die „Gelbwesten“ sind abermals in Paris unterwegs. Über 100 Demonstranten
       wurden nach Auseinandersetzungen mit der Polizei festgenommen.
       
 (DIR) „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich: Sie lassen sich nicht einschüchtern
       
       Frankreichs Präsident Macron will die Protestbewegung „Gilets jaunes“
       besänftigen. Seine Angebote reichen den AnhängerInnen nicht aus.
       
 (DIR) Gewaltsame Ausschreitungen in Paris: Macron spricht von „Schande“
       
       Auf die Proteste der „Gelbwesten“ reagiert der französische Präsident
       Emmanuel Macron mit scharfen Worten. In Paris setzte die Polizei Tränengas
       ein.
       
 (DIR) „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich: Champs-Elysées voller Barrikaden
       
       Demonstranten in gelben Westen geraten in Paris heftig mit der Polizei
       aneinander. Unter ihnen sind zahlreiche Rechtsextreme.
       
 (DIR) Proteste in Frankreich: Paris bleibt bei Steuererhöhung
       
       Die Proteste in Frankreich gegen höhere Benzinsteuern sind heftig und
       weiten sich auf immer mehr Themen aus. Doch die Regierung zeigt sich
       unbeeindruckt.