# taz.de -- Iran-Verhandlerin Helga Schmid: Wegen Trump von vorne anfangen
       
       > Helga Schmid handelte mit dem Iran das Atomabkommen aus. Mit Trumps
       > Kündigung und den Iran-Sanktionen ist ungewiss, was aus dem Vertrag wird.
       
 (IMG) Bild: Helga Schmid 2015 bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes durch den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier
       
       Berlin taz | Die großen Auftritte standen noch nie in Helga Schmids
       Jobbeschreibung. Und so bleibt sie auch in diesen Tagen mal wieder im
       Hintergrund: In den Fernsehnachrichten taucht sie nicht auf, die
       Nachrichtenagenturen schicken ihre Statements nicht in die Redaktionen,
       nicht mal auf ihrem eigenen Twitter-Account äußert sich Schmid. Lediglich
       eine Erklärung europäischer Außenminister retweetete die EU-Diplomatin
       dort.
       
       Und das, obwohl gerade die ganze Welt über Schmids Lebenswerk redet: das
       Atomabkommen mit dem Iran, das US-Präsident Donald Trump im Mai
       aufkündigte. Seit dieser Woche sind neue Sanktionen der USA in Kraft, die
       Zukunft des Abkommens ist ungewisser denn je.
       
       Ein Abkommen, dem Schmid Jahre ihres Berufslebens geopfert hatte. Die
       Bayerin, seit 1990 im Auswärtigen Dienst, war eine der ersten Frauen, die
       sich im Auswärtigen Amt hocharbeitete. Unter Klaus Kinkel war sie die erste
       Frau mit Posten im Ministerbüro. Dort blieb sie auch, als die Koalition
       wechselte und der Joschka Fischer übernahm.
       
       Im Jahr 2003 flog der Grüne mit zwei anderen europäischen Außenministern
       nach Teheran, um erstmals über das iranische Atomprogramm zu verhandeln.
       Schmid war mit dabei. In unterschiedlichen Funktionen sollte sie in den
       folgenden Jahren immer wieder in den Iran und zu anderen Verhandlungsorten
       zurückkehren. Auch, nachdem sie den Arbeitgeber gewechselt hatte und
       bereits für die Europäische Union arbeitete.
       
       An der Endphase der Verhandlungen war sie zwölf Jahre später als
       stellvertretende Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes
       beteiligt. Wobei „beteiligt“ die Sache nicht ganz trifft: Glaubt man denen,
       die damals dabei waren, dann lief in den Gesprächen kaum etwas ohne die
       heute 58-Jährige. Sie war es, die in nächtelangen Verhandlungen die Details
       des Vertrages mit den Iranern klärte.
       
       ## Verhandlungen in der Nacht
       
       Vor drei Jahren bekam Schmid für diese Leistung das Bundesverdienstkreuz.
       Bei der Verleihung erinnerte sich der damalige Außenminister Frank-Walter
       Steinmeier an die entscheidenden, wochenlangen Gespräche in einem Wiener
       Hotel. Die Minister seien regelmäßig erst spät in der Nacht in ihren
       Zimmern verschwunden, um zumindest ein bisschen Schlaf zu bekommen.
       
       „Nicht aber Sie, liebe Helga!“, sagte Steinmeier. „Sie machten weiter, wenn
       alle anderen fertig waren. Durch die Nacht hindurch saßen Sie mit Ihren
       amerikanischen und iranischen Kollegen zusammen, fügten die losen Enden
       zusammen, spannen die Fäden weiter, sodass es am Morgen für uns alle
       weitergehen konnte.“
       
       Als das Abkommen dann fertig war, blieb sie weiter im Hintergrund: Die
       Außenminister ließen sich vor den Kameras feiern und flogen dann nach
       Hause. Schmid blieb und kümmerte sich um die Details der Umsetzung. Und
       jetzt? Wird die Diplomatin wieder verhandeln müssen, um zumindest die Reste
       des Abkommens zu retten. Mittlerweile als Generalsekretärin des
       Europäischen Auswärtigen Dienstes, aber immer noch im Stillen. Tobias
       Schulze
       
       7 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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