# taz.de -- Diskriminierungs-Vorwurf gegen Hamburger Kita: Spiel nicht mit den Villenkindern
       
       > Einer Kita im Hamburger Villenviertel Wellingsbüttel wird vorgeworfen,
       > mit ihrem überwiegend deutschen Klientel zu werben. Der städtische Träger
       > widerspricht.
       
 (IMG) Bild: Ob schwarz, braun oder weiß: Alle Kinder sollten die gleiche Suppe löffeln
       
       HAMBURG taz | Der Kita Rabenhorst im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel
       wird vorgeworfen, damit zu werben, dass in ihrer Einrichtung kaum Kinder
       mit Migrationshintergrund betreut werden. [1][Die Hamburger Morgenpost
       berichtete] am Sonntagabend über ein Elternpaar, dem ein entsprechender
       Satz im Konzept der Kita aufgestoßen war. Der Bericht sorgte auch in den
       sozialen Medien für Aufsehen. Die Kita sei nun anonymen Schmähungen
       ausgesetzt, berichtet der Träger und weist den Vorwurf einer
       migrantenfeindlichen Haltung deutlich zurück.
       
       Dreißig Seiten lang ist das Konzept der Kita Rabenhorst. Darin finden sich
       Angaben über das Gebäude, die Gruppen und den Tagesablauf in der Kita. Auch
       die pädagogischen Ziele werden erläutert, das Team wird vorgestellt. Für
       Aufregung sorgte das Kapitel „Einzugsgebiet unserer Klientel“. Darin steht,
       dass die finanzielle Situation der Eltern in Wellingsbüttel gut oder sogar
       sehr gut sei, die meisten seien Anwälte, Ärzte oder Makler. „Viele Familien
       leben in eigenen Häusern, Reihenhäusern oder Villen.“ Der darauf folgende
       Satz wurde mittlerweile aus dem Konzept gestrichen: „Von den Familien mit
       Migrationshintergrund nehmen nur wenige unsere Betreuung in Anspruch.“
       
       Für die Eltern auf Kita-Suche, die sich offenbar an die Mopo wandten und
       anonym bleiben wollten, ein „unglaublicher Satz“. Man wolle offenbar damit
       werben, keine Migrantenkinder in den Gruppen zu haben. Für ihr Kind wolle
       das Paar eine andere Kita suchen.
       
       Auch in den sozialen Medien äußerten viele Menschen ihren Unmut. Stefanie
       von Berg, Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen und Sprecherin für
       Schule, Berufsbildung und Religion, schrieb auf Facebook, dass in dem
       Stadtteil zwar tatsächlich keine Vielfalt herrsche. Eine explizite Werbung
       damit in einer Broschüre sei jedoch „die Zementierung der sozialen
       Spaltung, die Aufkündigung einer vielfältigen Gesellschaft und auch
       diskriminierend“.
       
       Der Träger der Kita Rabenhorst, die städtische Elbkinder- Vereinigung,
       weist die Vorwürfe zurück. Auch, weil es an anderer Stelle in dem Konzept,
       unter dem Kapitel „Leitgedanken unserer pädagogischen Arbeit“, heißt, dass
       alle Kinder in den pädagogischen Gedanken eingeschlossen seien. „Unser
       Kitaalltag ist durch einen Inklusionsgedanken geprägt, der offen ist für
       Mädchen und Jungen, klein und groß, stark und schwach, krank und gesund,
       dick und dünn. Ganz gleich, ob deutscher Herkunft oder aus Familien mit
       Migrationshintergrund.“
       
       Der beanstandete Satz beschreibe lediglich die Tatsache, dass nur wenige
       Familien mit Migrationshintergrund die Betreuung in der Kita in Anspruch
       nähmen. Wenige Familien heiße nicht gar keine Familien, so die
       Geschäftsführerinnen Franziska Larrá und Katja Nienaber in einem Statement
       zur Berichterstattung der Mopo.
       
       Ein Konzept, wie das der Kita Rabenhorst, verfassten alle Kitas des Trägers
       . Dazu gehöre auch eine Sozialraumanalyse. „Nichts anderes hat die Kita
       Rabenhorst in diesem Abschnitt der Konzeption gemacht“, schreiben die
       Geschäftsführerinnen. „Sie hat die Sozialstruktur des Stadtteils
       Wellingsbüttel beschrieben.“ Ob eine Kita ihr Konzept öffentlich mache,
       entscheide jede Einrichtung für sich. Manche stellten nur kurze Flyer
       online und hielten die ausführlichen Konzepte auf Nachfrage bereit.
       
       Keiner der Vorgesetzten, die das Konzept der Kita Rabenhorst gegengelesen
       haben, habe den nun beanstandeten Satz für bedenklich und dem
       Inklusionsprinzip der Elbkinder widersprechend gehalten, schreiben die
       Geschäftsführerinnen. Trotzdem wurde er aus dem Papier gestrichen. Jedoch
       nicht, „weil wir der Kita unterstellen, das so gemeint zu haben, wie ihr
       nun vorgeworfen wird, sondern weil er anscheinend missverstanden werden
       kann“, sagte Larrá der taz.
       
       Anne Schultz-Brummer, Kita-Fachberaterin beim Alternativen
       Wohlfahrtsverband Soal, sagt, man könne den Satz zwar missverstehen. Sie
       will der Kita aber keine böse Absicht unterstellen. „Der Träger Elbkinder
       hat Kitas in allen Stadtteilen Hamburgs. Es erscheint mir logisch, wenn
       jede Kita erst einmal analysiert, in welchem Stadtteil sie tätig ist“, sagt
       Schultz-Brummer. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Anliegen war,
       bestimmte Kinder auszuschließen.“
       
       Als Werbung würde sie die Kita-Konzepte nicht unbedingt ansehen. Es seien
       Arbeitswerke für die PädagogInnen, die aber auch den Eltern zugänglich sein
       sollten. Laut Schultz-Brummer ziehen Bildungseinrichtungen häufig homogene
       Milieus an. „Das liegt zum einen an der Stadtpolitik, aber auch an der
       Vernetzung der Eltern untereinander.“
       
       Auch Fynn Gorbatschew spricht sich gegen eine pauschale Verurteilung der
       Kita und des Stadtteils Wellingsbüttel aus. Der Auszubildende und sein
       Bruder besuchten die Kita als Kinder – zusammen mit Kindern mit
       Migrationshintergrund, wie er sagt. Als Jugendlicher habe er in der Kita
       ein Praktikum gemacht und er besuche seine ehemaligen Erzieherinnen in der
       Kita noch regelmäßig. „Die Wortwahl in dem Konzept geht natürlich nicht“,
       räumt er ein. Damit würden die falschen Menschen angesprochen. „Aber den
       Kindern dort geht es super. Sie werden sehr gut behandelt, egal woher sie
       kommen“, sagt der 18-Jährige.
       
       16 Oct 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.mopo.de/hamburg/kaum-migranten-so-wirbt-diese-kita-im-hamburger-villenviertel-31433720
       
       ## AUTOREN
       
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