# taz.de -- Währungskrise in Argentinien: Hoffnung auf schnelle IWF-Hilfe
       
       > Buenos Aires erbittet erneut Finanzhilfen in Washington. Arme Familien
       > will Präsident Mauricio Macri zunächst durch einmalige Zahlungen
       > entlasten.
       
 (IMG) Bild: Der Peso auf Talfahrt: Darunter leidet besonders die einkommensschwächere Bevölkerung
       
       Buenos Aires taz | Argentinien klopft wieder beim Internationalen
       Währungsfonds an. Seit Dienstag verhandeln Wirtschaftsminister Nicolás
       Dujovne und Vize-Zentralbankchef Gustavo Canonero in Washington über
       vorzeitige Finanzhilfen. Die Regierung in Buenos Aires möchte, dass
       Kreditraten früher ausgezahlt werden als bisher vereinbart. Damit will das
       südamerikanische Land seine Zahlungsverpflichtungen im kommenden Jahr
       absichern und zugleich den Verfall des heimischen Peso eindämmen.
       
       Bereits Mitte letzter Woche hatte Präsident Mauricio Macri die vorzeitige
       [1][Auszahlung von IWF-Geldern] verkündet. Allerdings hatte niemand das OK
       des IWF eingeholt. IWF-Chefin Christine Lagarde sprach nach dem Treffen mit
       Dujovne lediglich von Fortschritten und bestätigte, dass die Gespräche
       fortgeführt würden. Vize-Zentralbankchef Gustavo Canonero hofft für die
       zweite Septemberhälfte auf eine Zusage des Fonds. Damit Dujovne nicht mit
       leeren Händen nach Washington fliegen musste, wurde eine neue Exportsteuer
       auf alle Erzeugnisse und Dienstleistungen beschlossen. Damit soll der
       Staatshaushalt bereits 2019 ausgeglichen werden. „Wir können nicht ständig
       mehr ausgeben, als wir haben“, sagte Macri am Montag. Das Land befinde sich
       in „einer Notlage“ und der drastische Verfall des Peso werde in den
       nächsten Monaten zu mehr Armut führen.
       
       Zugleich gab Macri eine Umbildung seines Kabinetts bekannt. Zehn
       Ministerien wurden auf den Rang von Sekretariaten zurückgestuft und den
       verbleibenden elf Ministerien unterstellt. Darunter Gesundheit, Bildung und
       Arbeit. Wer zuvor einen Ministerposten hatte, ist jetzt Staatssekretär.
       Kritik rief besonders die Abstufung des Gesundheitsministeriums hervor.
       „Der Vorgang zeigt das geringe Interessen dieser Regierung an der
       [2][Gesundheitsversorgung der Bevölkerung],“ so der ehemalige
       Gesundheitsminister Ginés Gonzalez García.
       
       Schon im Juni musste sich die Regierung Hilfe beim IWF holen.
       Vorausgegangen war ein starker Wertverlust des Peso gegenüber dem Dollar.
       Regierung und Fonds einigten sich auf einen Stand-By-Kredit in Höhe von 50
       Milliarden Dollar. Die ersten von 15 Milliarden wurden sofort ausgezahlt.
       Die Restsumme sollte über die kommenden drei Jahre verteilt werden. Doch
       der Optimismus der Regierung, die Talfahrt der heimischen Währung damit
       gestoppt zu haben, verflog schnell. Allein im August verlor der Peso
       gegenüber dem Dollar weitere 25 Prozent an Wert. Am Freitag hatte die
       Zentralbank deshalb ihren Leitzins auf 60 Prozent angehoben. Dennoch setzte
       der Peso auch am Montag seinen Sinkflug unbeirrt fort.
       
       ## Zu abhängig vom Dollar
       
       Die Abhängigkeit vom Dollar mach Argentinien anfällig. Das jährliche
       Haushaltsdefizit wird über Auslandskredite gedeckt. Dazu kommt ein
       Leistungsbilanzdefizit: Die Importe übersteigen die Exporte und machen den
       Dollar zu einem raren Gut. Und seit die US-Notenbank begonnen hat, den
       Zinssatz anzuheben und sich renditesuchendes Spekulationskapital aus
       Schwellenländern wie Argentinien oder der Türkei zurückzieht, ist der Fall
       des Peso kaum aufzuhalten. Verschärfend kommt das schnelle Anheizen der
       Inflation hinzu: Groß- und Einzelhandel, Handwerksbetriebe, Dienstleister –
       nahezu alle kalkulieren ihre Preise mit dem Wert des Dollar. Von der zu
       Jahresbeginn von der Regierung prognostizierten 15-prozentigen
       Teuerungsrate ist schon lange keine Rede mehr.
       
       Unabhängige Ökonomen sagen inzwischen eine Inflationsrate von über 40
       Prozent für das laufende Jahr vorher. Dies wird vor allem die unteren
       Bevölkerungsschichten treffen. Um die angespannte soziale Lage nicht weiter
       zu strapazieren, kündigte Macri bereits für September und Dezember
       einmalige Unterstützungszahlungen für besonders einkommensschwache Familien
       an. Außerdem soll das Programm „Geschütze Preise“ ausgeweitet werden, das
       festgelegte Preise für Grundnahrungsmittel und andere Basisprodukte
       garantiert.
       
       6 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Proteste-vor-Finanz-Treffen-in-Argentinien/!5522778
 (DIR) [2] /Abstimmung-in-Argentiniens-Senat/!5526951
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) IWF
 (DIR) Christine Lagarde
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Mauricio Macri
 (DIR) Fed
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Türkei
 (DIR) Argentinien
 (DIR) IWF
 (DIR) Argentinien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) US-Notenbank reagiert auf Handelskonflikt: Zinswende in den USA
       
       Die US-Wirtschaft schwächelt durch den Handelskonflikt mit China. Nun hat
       die US-Notenbank mit einer Zinssenkung reagiert. Trump ist das nicht genug.
       
 (DIR) Proteste nach Sparplan in Argentinien: Auf Geheiß des IWF
       
       Argentiniens Parlament beschließt umfassende Haushaltskürzungen.
       Gewerkschaften und Basisorganisationen protestieren.
       
 (DIR) Krise in Argentinien: Noch ein Milliardenkredit vom IWF
       
       Die argentinische Regierung braucht mehr Geld vom Internationalen
       Währungsfonds. Schon jetzt folgt die Regierung dessen Vorgaben.
       
 (DIR) Linker Ökonom über Erdoğans Politik: „Türkei kommt nicht am IWF vorbei“
       
       Was die türkische Wirtschaft in Schwierigkeiten gebracht hat, was noch zu
       retten ist und wie die Krise schlimmstenfalls ausgeht, erklärt Mustafa
       Sönmez.
       
 (DIR) Militärreform in Argentinien geplant: Gegen die unkonkrete Bedrohung
       
       Argentiniens Präsident Mauricio Macri will das Militär auch im Innern
       einsetzen. Das ist seit der letzten Militärdiktatur verboten.
       
 (DIR) Proteste vor Finanz-Treffen in Argentinien: IWF wird zum Reizwort
       
       IWF-Chefin Christine Lagarde erwarten am Wochenende beim G20-Gipfel heftige
       Proteste. Das Land ist tief in einer wirtschaftlichen Krise.
       
 (DIR) IWF-Kredit für Argentinien: Nehmt Milliarden, aber seid sparsam
       
       Der Internationale Währungsfonds gibt dem wirtschaftlich angeschlagenen
       Argentinien 50 Milliarden Dollar. Nun soll es drastisch sparen.