# taz.de -- Kommentar Neue Bamf-Leitung: Ein Rechtsausleger
       
       > Der Sommer kommt: Durch den vermeintlichen Bamf- Skandal konnte Horst
       > Seehofer jetzt einen maximal loyalen Mann als Behördenchef installieren.
       
 (IMG) Bild: Die Bamf-Chefin Jutta Cordt hat Seehofer rausgeworfen – zu Gunsten eines Mannes aus dem Inner Circle der CSU
       
       Aus dem [1][vermeintlichen] Bamf-Skandal ist die Luft in den letzten beiden
       Wochen fast restlos wieder entwichen. Trotzdem hat Seehofer die
       Bamf-Präsidentin Jutta Cordt [2][rausgeworfen]. Vollmundig hatte Seehofer
       angekündigt, die Behörde „aufzuräumen“ und umzubauen. Am Dienstag dann
       wurde bekannt, dass er dem Kanzleramt die Kontrolle über das Bamf entziehen
       will. All das geschieht, ohne dass sich die Vorwürfe gegen das Bamf
       ernsthaft erhärtet hätten: brachiale Symbolpolitik, ohne Rücksicht auf
       Fakten.
       
       Die Berufung eines Juristen aus dem innersten CSU-Zirkel aber erfüllt noch
       einen weiteren Zweck. Der designierte Bamf-Chef Sommer war Büroleiter bei
       Stoiber, Referent bei Beckstein, Kassenprüfer der Partei, Abteilungsleiter
       im bayrischen Innenministerium. Eine zu Seehofer loyalere Figur ist kaum
       denkbar.
       
       Er bringt die passende geistige Grundausstattung mit, um Flüchtlinge
       künftig noch stärker als Sicherheitsproblem zu behandeln. In den
       vergangenen beiden Jahren wurde die Asyldiskussion mit großer Härte
       geführt.
       
       Trotzdem lag die sogenannte Schutzquote 2016 und 2017 [3][höher als je
       zuvor]: 2016 wurden 62 Prozent aller Antragsteller anerkannt, 2017 noch 43
       Prozent. Widerspruchsverfahren sind da noch gar nicht eingerechnet. Der
       Wert ging in den letzten Monaten zwar zurück, ist aber nach wie vor hoch –
       ein Zustand, der der CSU kaum gefallen dürfte.
       
       Mit Sommer soll nun ein Jurist die Behörde leiten, der in Bayern bewiesen
       hat, dass er das Recht immer genau so auszulegen vermag, dass die
       Flüchtlinge, sooft es geht, den Kürzeren ziehen. Als Bamf-Chef hat er da
       durchaus Möglichkeiten: etwa bei der Einleitung von Widerrufsverfahren bei
       bereits erteiltem Asyl oder bei der Verschärfung der
       Herkunftsländer-Leitsätze – einem Hebel, mit dem das Bamf zuletzt schon
       hingekriegt hat, dass immer weniger Afghanen Asyl bekommen.
       
       Hinweis: In einer früheren Fassung des Textes hatte es geheißen, Sommer
       habe in der Vergangenheit für den VS in Bayern gearbeitet. Die bayrische
       Staatsregierung hat dies am Mittwoch erstmals offiziell gegenüber der taz
       dementiert. Wir haben die entsprechende Passage entfernt.
       
       19 Jun 2018
       
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