# taz.de -- Parlamentswahl im Irak: Für Neuauszählung gestimmt
       
       > Bei der Wahl im Irak soll es Verstöße gegeben haben – nun könnte eine
       > Neuauszählung folgen. In Bagdad gab es Explosionen in einer Moschee.
       
 (IMG) Bild: Die unabhängige Wahlkommission hat Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten zurückgewiesen
       
       Bagdad ap | Das irakische Parlament hat nach Angaben eines Abgeordneten für
       eine Neuauszählung der bei der [1][Parlamentswahl] abgegebenen Stimmen
       gestimmt. Der Abgeordnete Mohammed Saadun sagte, das Parlament habe am
       Mittwoch für eine Änderung des Wahlrechts gestimmt, womit auch Stimmen
       ungültig würden, die im Ausland abgegeben wurden. Auch die Stimmen, die in
       Vertriebenenlagern in vier sunnitisch dominierten Provinzen abgegeben
       wurden, würden ungültig.
       
       Ministerpräsident Haidar Al-Abadi hatte am Dienstag gesagt, bei der Wahl im
       Mai habe es „gefährliche Verstöße“ gegeben, die strafrechtliche
       Ermittlungen erforderten. Eine Untersuchungskommission habe „weit
       verbreitete Manipulation“ entdeckt.
       
       Die Unabhängige Hohe Wahlkommission, die die Abstimmung organisierte, hat
       dagegen Vorwürfe verbreiteter Unregelmäßigkeiten zurückgewiesen und
       Forderungen nach einer Neuauszählung als illegal abgewiesen.
       
       Bei der [2][Wahl am 12. Mai] hatte das Bündnis des schiitischen Geistlichen
       Muktada al-Sadr die meisten Stimmen bekommen, wäre für eine
       Regierungsbildung aber auf Koalitionspartner angewiesen. Al-Abadis Block
       kam nur auf den dritten Platz.
       
       Saadun sagte: „Damit soll das Wahlergebnis im Irak korrigiert werden,
       nachdem bewiesen wurde, dass Betrug und Manipulation von Wahlergebnissen
       stattfanden“. Nur die Stimmzettel ethnischer Minderheiten würden nicht neu
       ausgezählt. Die vier Provinzen, wo Stimmen in Lagern für Menschen, die
       während des Kriegs gegen die Terrormiliz Islamischer Staat vertrieben
       wurden, erneut ausgezählt würden, seien Anbar, Dijala, Salahuddin und
       Nineveh.
       
       ## Neuauszählung mit neun Richtern
       
       Es sei unklar, wann die Neuauszählung beginne, sagte Saadun. Die
       Entscheidung darüber liege beim Obersten Justizrat, der auch gebeten worden
       sei, neun Richter zu bestimmen, die die Neuauszählung überwachen sollen.
       
       173 Abgeordnete des Parlaments mit 328 Sitzen hätten für eine Neuauszählung
       der Stimmen aller Wahllokale gestimmt, sagte Saadun. Dies sind beinahe elf
       Millionen Stimmzettel.
       
       Al-Abadi sagte, sein Kabinett habe den Empfehlungen der
       Untersuchungskommission zugestimmt, der Leiter von fünf Sicherheits- und
       Aufsichtsbehörden sowie der Chef der Anti-Korruptionsbehörde angehören. Sie
       umfassten eine Neuauszählung von mindestens fünf Prozent der abgegebenen
       Stimmen und die Annullierung von Stimmzetteln aus dem Ausland und von
       vertriebenen Wählern.
       
       Al-Abadi untersagte Mitarbeitern von Wahlbehörden, ohne seine Genehmigung
       ins Ausland zu reisen. Er warf den Wahlbehörden vor, „nicht die notwendigen
       Maßnahmen oder die falschen“ ergriffen zu haben.
       
       ## Explosionen in Moschee
       
       Am Mittwoch sind außerdem bei Explosionen in einer Moschee in der
       irakischen Hauptstadt sind mindestens 16 Menschen getötet worden. 35
       weitere seien bei dem Vorfall in dem Bagdader Bezirk Sadr City verletzt
       worden, teilten Sicherheitskreise am Donnerstag mit. Durch die Explosionen
       wurde die Moschee fast vollständig zerstört, mehrere Häuser nebenan wurden
       beschädigt. Sadr City wird überwiegend von Schiiten bewohnt.
       
       In einer offiziellen Mitteilung der Regierung hieß es, die Explosionen
       hätten sich in einem Waffenlager in Sadr City ereignet. Ermittler hätten
       Untersuchungen zur Ursachenforschung aufgenommen. Wo sich das Waffenlager
       genau befand, wurde nicht mitgeteilt. Aus Sicherheitskreisen verlautete,
       die Waffen seien in der Moschee gelagert worden.
       
       Das Gotteshaus wird regelmäßig von Unterstützern des Geistlichen Muktada
       al-Sadrs aufgesucht. Sein Bündnis hatte bei der Parlamentswahl am 12. Mai
       die meisten Stimmen bekommen.
       
       7 Jun 2018
       
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