# taz.de -- Mehr Polizei am Bremer Hauptbahnhof: Obdachlose im Visier
       
       > Die Polizei hat ihre Präsenz am Hauptbahnhof deutlich verstärkt. Doch
       > nicht nur Drogendealern geht es an den Kragen, sondern auch Obdachlosen
       > aus der Trinkerszene.
       
 (IMG) Bild: Obdachlose am Bremer Hauptbahnhof fühlen sich von der Polizei schikaniert
       
       BREMEN taz | Die Polizei hat ihre Präsenz vor dem Hauptbahnhof deutlich
       verstärkt. Ziel der seit einer Woche laufenden Maßnahme ist die
       „Verhinderung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten“ sowie die „Stärkung
       des Sicherheitsgefühls auf dem Bahnhofsplatz und im Umfeld“, sagt
       Polizeisprecher Niels Matthiesen. Denn der Hauptbahnhof sei nach wie vor
       „ein Brennpunkt der Gewalt-, Eigentums- und Drogenkriminalität“.
       
       Die verstärkte Polizeipräsenz soll mindestens in den Sommermonaten
       aufrechterhalten werden und betrifft neben Drogendealern auch Obdachlose,
       die sich in Bahnhofsnähe aufhalten: Sie, so berichtet es einer von ihnen,
       fühlen sich von der Polizei schikaniert und vermuten ein gezieltes Vorgehen
       gegen Obdachlose seitens der Polizei und des Innenressorts.
       
       Damit haben die Betroffenen zumindest teilweise recht: Denn nicht nur die
       Bekämpfung von Straftaten wie Drogenhandel, Raub und Diebstahl sind der
       Grund für die verstärkte Polizeipräsenz vor Ort. Auch Ordnungswidrigkeiten
       wie etwa das „wilde Urinieren“ und das dauerhafte Niederlassen zum
       Alkoholkonsum stehen im Fokus der Polizei, die in solchen Fällen
       Platzverweise gegen Obdachlose ausspricht.
       
       Der Streetworker Jonas Pot d'Or von der Inneren Mission sagt hingegen, er
       habe bislang nicht den Eindruck gewonnen, dass sich die Aktion vorrangig
       gegen die Obdachlosen richte. Ihm sei auf Nachfrage gesagt worden, es gehe
       in erster Linie um die Drogendealer. Und wenn man schon einmal da sei,
       könne man über weitere begangene Ordnungswidrigkeiten nicht einfach
       hinwegsehen. „Die Argumentation finde ich nachvollziehbar“, sagt er.
       
       Dass es zumindest in Teilen aber auch um die Obdachlosen geht, bestätigt
       Polizeisprecher Niels Matthiesen: „Es geht um die Gesamtsituation vor Ort“.
       PassantInnen fühlten sich in dem Bereich oftmals unsicher. „Insbesondere in
       den Sommermonaten ist der Bereich stärker frequentiert“, sagt Matthiesen.
       „Einsatzkräfte berichten bei zunehmenden Außentemperaturen von einer
       höheren Aggressivität – auch der Polizei gegenüber.“
       
       Streetworker Pot d'Or sagt: „Man darf dort betteln, aber die Leute dürfen
       nicht aggressiv werden.“ Und einfach irgendwo hin pinkeln gehe natürlich
       auch nicht.
       
       Die Polizei ist mit dem bisherigen Erfolg ihrer Aktion jedenfalls
       zufrieden: „Die uniformierten Maßnahmen führen regelmäßig dazu, dass sich
       Passanten und Anrainer sicherer fühlen. Entsprechende Rückmeldungen
       bestätigen das.“
       
       ## Neues Sicherheitskonzept
       
       Die Erfahrungen aus der Schwerpunktaktion sollen auch in das neue, vom
       Senat geplante Sicherheitskonzept für den Hauptbahnhof einfließen, das in
       Kürze vorgestellt werden soll. Es gebe vor dem Bahnhof „eine Melange aus
       Nordafrikanern, die auch kriminell unterwegs waren“, sagte Rose
       Gerdts-Schiffler, die Sprecherin des Innenressorts, im April bei der
       Ankündigung des Konzepts.
       
       Dazu seien andere Gruppen gekommen, die für Verunsicherung gesorgt hätten:
       Drogenabhängige und die Trinker. Diese sollten allerdings nicht vom Bahnhof
       vertrieben werden. Vielmehr gehe es bei dem Konzept um die Frage, wie man
       dort „alles unter einen Hut bringt“.
       
       7 Jun 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Karolina Meyer-Schilf
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Polizei Bremen
 (DIR) Obdachlosigkeit
 (DIR) Sicherheit
 (DIR) Ladendiebstahl
 (DIR) Alkoholabhängigkeit
 (DIR) Gewaltverbrechen
 (DIR) Bremen
 (DIR) Polizei Bremen
 (DIR) Polizei Bremen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Polizeieinsatz am Hauptbahnhof: Ladendiebin in die Hand geschossen
       
       Festnahme eskaliert: Eine Jugendliche und mutmaßliche Ladendiebin soll ein
       Messer gezückt haben, ein Polizist schießt ihr in die Hand.
       
 (DIR) Aufregung über Elend am Bahnhof Altona: Erscheinungen der Großstadt
       
       CDU und SPD finden öffentliches Urinieren und Alkoholismus am Bahnhof
       Altona „unerträglich“. Vielleicht würde es helfen, Toiletten aufzustellen.
       
 (DIR) Gewaltkriminalität in Bremen: Flutlicht am Ziegenmarkt
       
       Seit Juli sind Gewalttaten im Viertel um 17 Prozent gestiegen. Dabei ist
       die Polizeipräsenz dort erhöht worden. Jetzt wird noch mal nachgelegt.
       
 (DIR) Gewalt auf der Diskomeile: Bremen legalisiert Glasflaschen
       
       Auf der Diskomeile durften seit 2014 keine Glasflaschen mehr mitgeführt
       werden. Das Verbot hat das Oberverwaltungsgericht jetzt gekippt
       
 (DIR) Großeinsätze gegen Drogenhändler: Bremer Polizei fährt groß auf
       
       Polizei und Staatsanwaltschaft in Bremen präsentieren Ermittlungserfolg
       gegen mutmaßliche Drogendealer. Sechs Männer sitzen in U-Haft, auch
       mutmaßliche Drahtzieher
       
 (DIR) Rassismus im Alltag: Racial Profiling ist eine Tatsache
       
       Zwar will Bremens Polizeiführung die illegalen Kontrollen aufgrund der
       Hautfarbe stoppen. Aber geklappt hat das noch nicht ganz.