# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Was uns in diesen Tagen beschäftigt: der Papst und seine Twitterfollower
       > und ein Polizeigesetz, das im letzten Jahr schon obsolet war.
       
 (IMG) Bild: Am Wochenende gab es viel jubelrassistische Begeisterung für die Herkunft der Braut Meghan Herzogin von Sussex
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Google streicht seine Maxime „don’t be evil“ aus
       dem Mitarbeiterhandbuch.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Zum Abfassen dieser Kolumne hab ich ziemlich evil gegoogelt.
       
       Mesut Özil und Ilkay Gündoğan [1][posieren mit dem türkischen Präsidenten]
       Erdoğan und überreichen ihm Geschenke. Wie konnte das passieren? 
       
       Mutwillig auf einem Foto mit zwei gebürtigen Gelsenkirchenern – Erdoğan
       provoziert den Austritt Dortmunds aus der osmanischen Völkerfamilie.
       Teammanager Oliver Bierhoff gibt launig zum Besten, man wisse, „wie der
       Türke tickt“, was man so rausplappert, wenn man mit den Gedanken schon in
       der Amine ist. Beim Missbrauch sportlicher Ämter für politische Botschaften
       setzte er selbst Maßstäbe, als er 2010 den „Energiepolitischen Appell“ von
       40 Managern und Politikern unterzeichnete: „Realistisch bleiben –
       Deutschland braucht Kernenergie und Kohle“. Damals führte Greenpeace
       Bierhoffs väterliche Nähe zum Stromkonzern RWE an. Diesmal soll es bei
       Gündoğan um großzügige Baugenehmigungen für ein familiäres
       Supermarkt-Projekt in der Türkei gehen. Im Hintergrund bollert der
       Wettbewerb der Türkei und Deutschlands um die Austragung der EM 2024.
       DFB-Chef Reinhard Grindel begeht also ein kluges taktisches Revanchefoul,
       indem er sagt: „Fußball und DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdoğan
       nicht hinreichend beachtet werden.“ Das gilt dem Bewerbungsverfahren, und
       außerdem ist es nicht ganz falsch.
       
       Der Vatikan weist Nonnen an, [2][weniger im Internet zu surfen]. Facebook
       und Twitter störten angeblich die „besinnliche Ruhe“ der Ordensschwestern.
       Warum freut sich der Papst nicht darüber, dass endlich mal wieder was los
       ist in den Klöstern? 
       
       Das vatikanische Dokument „Cor orans“ – „betendes Herz“ – gilt den
       kontemplativen Orden, die sich Meditation und Gebet verpflichtet haben. Die
       anderen dürfen chatten und zählen vermutlich zu den 17,8 Mio Followern des
       Papstes bei Twitter.
       
       Zum ersten Mal steht eine Frau an der Spitze der CIA: [3][Gina Haspel]. Sie
       soll nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mitgeholfen haben,
       ein geheimes Verhörprogramm zu entwickeln, das bei Terrorverdächtigen
       Foltermethoden wie Waterboarding vorsah. Empören Sie solche Nachrichten aus
       Trump-Country eigentlich noch? 
       
       Haspel führte ein Gefängnis in Thailand, in dem gefoltert wurde.
       Vergleichsweise humaner Befragung im Geheimdienstkomitee wich sie
       salbadernd aus und entsagte Qualverhören eher nur rustikal, weil „die nicht
       effektiv seien“. Das wird viele Opfer trösten. Trump preist ihre Eignung
       mit „Tapferkeit gegen Terror“. Der Tumormarker, den auch wir uns merken,
       ist ebendiese Allzweckwendung.
       
       Italiens voraussichtliche neue Regierung aus 5-Sterne-Bewegung und Lega
       [4][will den Sparkurs beenden]. Ist das schon Populismus? 
       
       „Digitalismus“ eher, oder traditionell gesprochen: „Spontis von rechts“.
       Die Programmatik, mit der die „5 Sterne“ ihre 32 Prozent einfuhren, folgt
       der Melodie „Kunden, denen Rentenerhöhung gefallen hat, kauften auch
       Grundeinkommen, Steuersenkung, Ausländer raus und Schuldenmachen“. Der
       „Bewegungs“– Charakter, wesentlich in sozialen Netzwerken basiert, scheint
       derzeit rechts so zu funktionieren, wie sich Grüne und Linke das für ihr
       Spektrum eher noch fromm wünschen. Demokratie ist „da kann ja jeder
       kommen“.
       
       Die CSU hat nun tatsächlich [5][das umstrittene Polizeigesetz] erlassen.
       Trauen Sie sich da noch einzureisen? 
       
       Man kennt das aus der Natur: Die Vögel verstummen, das Vieh legt sich hin,
       Schlangen und Mäuse fliehen ihre Nester. Und Stunden später beginnt das
       Erdbeben. Woher wissen die Tiere das? Ähnlich verhält es sich mit der
       Kriminalität und der CSU. Schon 2017 „sinkt die Kriminalität deutlich“ und
       „Seehofer verkündet klare Tendenz“, so Schlagzeilen vor 14 Tagen. Dabei
       wurde Hotte erst 2018 Innenminister und das bayerische
       „Polizeiaufgabengesetz“ wird dieses Jahr mit Argumenten begründet, die
       schon voriges Jahr schwanden. DNA-Analysen bei Unbeteiligten, Bodycams,
       Eingriffe in Post, Paket und Online-Kommunikation – bei „konkreter Gefahr“
       kann das auch jetzt schon ein Richter anordnen; nun genügt Bayerns Polizei
       ein diffuser Flausch aus „drohender Gefahr“, the danger formerly known as
       „Uns war halt danach“. Kann sein, dass Verfassungsgerichte das noch
       kassieren – ganz sicher liegen vergleichbare Gesetze in Bremen,
       Niedersachsen, NRW bereit. Wo kann man sich da heute noch sicher fühlen?
       
       Kann die [6][Hochzeit von Harry und Meghan] in Europa kitten, was der
       Brexit bisher kaputt gemacht hat? 
       
       Klassische monarchische Heiratspolitik hätte Harry hier zu parship.de oder
       -.fr führen müssen. Nein, das deutlichste Signal an eine Gesellschaft mit
       wachsender ethnischer und religiöser Intoleranz ist die sacht
       jubelrassistische Begeisterung für die Herkunft der Braut.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Samstag während des Pokalfinales im Garten am Feuer in Dortmund-Barop.
       Torjubel, Fehlpass-Leidensrufe, Abpfiff-Klatschen, dann, ich fass es nicht:
       Hupkonzert. Welcher Club ist eigentlich deutschlandweit so beliebt wie die
       Bayern unbeliebt?
       
       Fragen: Afro, AW
       
       21 May 2018
       
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