# taz.de -- AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt: Poggenburg tritt als S.-A.-Chef ab
       
       > In einer Rede hatte der Politiker in Deutschland lebende Türken als
       > „Kameltreiber“ bezeichnet. Jetzt kündigt er seinen Rücktritt an.
       
 (IMG) Bild: André Poggenburg steht intern schon länger wegen seines Führungsstils in der Kritik
       
       Hamburg taz | Ende des Monats ist mit den Spitzenämtern Schluss.
       Sachsen-Anhalts AfD-Partei- und Landtagsfraktionschef André Poggenburg gibt
       seine Ämter auf. Er erkläre „freiwillig und verbindlich“ seinen Rücktritt
       zum 31. März, teilte der 42-Jährige am Donnerstag in einer persönlichen
       Erklärung in Magdeburg mit.
       
       Nach seiner Rede zum politischen Aschermittwoch, in der Poggenburg die
       Türkische Gemeinde in Deutschland als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“
       bezeichnet hatte, brach auch in den eigenen Reihen die Kritik an dem
       völkisch-nationalistischen Politiker nicht ab. Er wolle den „Druck von
       Partei und Fraktion“ nehmen, heißt es nun.
       
       In der Landtagsfraktion und im Landesverband herrscht seit Monaten ein
       harten Machtkampf. Denn als Landeschef erwartete Poggenburg bedingungslose
       Gefolgschaft. Die Landesliste zur Bundestagswahl passte ihm nicht, also
       wurde sie neu gewählt. Den Kreisverband Börde löste er auf, als dieser
       Widerspruch wagte. „Mit einem nahezu ‚bonapartischen‘ Führungsstil führte
       Poggenburg auch die Fraktion“, sagt der Rechtsextremismusexperte David
       Begrich vom Verein Miteinander – Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit
       in Sachsen-Anhalt. Die Folge: Die anfänglich 25 Personen umfassende
       Fraktion verlor drei Mandatsträger. Poggenburg fehle die Fähigkeit zur
       Selbstkritik, heißt es. Hinzu kommt der Vorwurf der Vetternwirtschaft.
       
       Persönliche Seilschaften durch Abhängigkeiten hatten Poggenburg bislang die
       Hausmacht gesichert. Doch das scheint nun vorbei. In einer geheimen
       Vertrauensabstimmung der Fraktion erhielt er nur noch drei Stimmen von
       Unterstützern, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Fraktionskreisen erfuhr.
       17 Abgeordnete stimmten demnach gegen ihn, zwei enthielten sich.
       
       Der angekündigte Rückzug Poggenburgs dürfte aber nicht als „inhaltliche
       Kurskorrektur in Partei und Fraktion“ bewertet werden, warnt Begrich. In
       der gesamten Landespartei habe der völkisch-nationalistische Flügel eine
       stabile Mehrheit. Zu dem zählt auch Poggenburgs bisheriger Stellvertreter
       Oliver Kirchner, der nun als sein Nachfolger gehandelt wird.
       
       Die gefestigte Rechtsaußenausrichtung verdankt der Landesverband
       Poggenburg. Bereits 2013, während der kurzen Ära des damaligen
       AfD-Bundesvorsitzenden Bernd Lucke, trieb er die rechten Positionen voran.
       Mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke legte er die „Erfurter Resolution“ vor.
       Mit ihr, so Poggenburg, hätten sie sich die Partei zurückgeholt von
       führenden AfD-Politikern, die einen moderateren Kurs wollten.
       
       Wenn Poggenburg Ende der Monats zurücktritt, war er genau zwei Jahre im
       Amt. Im Fraktionsvorstand will er aber weiter mitarbeiten. „Gern stehe ich
       der Partei oder Fraktion zu einem späteren Zeitpunkt für weitere Aufgaben
       zur Verfügung, wenn das Mitglieder oder Fraktionskollegen wünschen“, sagte
       er nun. Und er erklärte, sich jetzt auf seine neue Aufgabe als Vorsitzender
       der Landtagskommission zur Untersuchung des Linksextremismus konzentrieren
       zu wollen.
       
       8 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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