# taz.de -- Zahlen des Innenministeriums: Täglich drei Angriffe auf Muslime
       
       > Mindestens 950 islamfeindliche Angriffe verzeichnete die Polizei im
       > vergangenen Jahr. Gegen Geflüchtete waren es sogar mehr als doppelt so
       > viele.
       
 (IMG) Bild: Auf Moscheen zählten die Behörden allein knapp 60 Anschläge, Schmierereien und Schändungen
       
       Berlin taz | Im vergangenen Jahr haben die Polizeibehörden von Bund und
       Ländern erstmals Angriffe gegen Muslime gesondert erfasst. Die nun
       vorliegenden Zahlen des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der
       Linkspartei zeigen, wie alltäglich antiislamische Gewalt in Deutschland
       ist: Mindestens 950 Angriffe auf Muslime und deren Einrichtungen hat es
       2017 gegeben, 33 Menschen wurden dabei verletzt.
       
       Auf Moscheen zählten die Behörden allein knapp 60 Anschläge, Schmierereien
       und Schändungen – etwa durch einen Schweinekopf wie an einer Moschee im
       niedersächsischen Helmstedt. Dort hatten drei Männer Anfang September einen
       Schweinekopf samt Nazi-Symbolen vor dem Gotteshaus abgelegt.
       
       Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, geht davon
       aus, dass die Statistik die Wirklichkeit nur in Teilen abbildet. Es gebe
       wohl ein großes Dunkelfeld, weil Polizei und Staatsanwaltschaften „noch
       nicht dafür sensibilisiert“ seien. Zudem würden Betroffene häufig keine
       Anzeige erstatten.
       
       Dazu kommen Ungenauigkeiten bei der Erfassung in der Polizeilichen
       Kriminalstatistik (PKS): Bei einer Mehrfachtat wird nur das jeweils
       schlimmste Delikt registriert. Schmiert also ein Neonazi ein Hakenkreuz an
       die Moscheemauer und legt danach einen Brandsatz, so taucht in der
       Statistik nur der versuchte Brandanschlag auf.
       
       Zwar ging die Zahl der Übergriffe im vierten (167) im Vergleich zum dritten
       Quartal (288) deutlich zurück. Für die innenpolitische Expertin der Linken
       im Bundestag, Ulla Jelpke, ist das jedoch „kein Grund zur Entwarnung“.
       Jelpke befürchtet mit Blick auf die AfD, dass sich eine muslimfeindliche
       Stimmung in Deutschland verfestigt: „Die Islamhasser haben inzwischen den
       Sprung von der Straße in den Bundestag geschafft und tragen von der
       Parlamentstribüne zur Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas gegenüber
       muslimischem Leben in Deutschland bei.“
       
       Erst am politischen Aschermittwoch hatte der sachsen-anhaltische AfD-Chef
       André Poggenburg die Türkische Gemeinde in Deutschland [1][als
       „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“ bezeichnet]. Die „rassistische Hetze“
       von AfD, Pegida & Co. trifft Jelpke zufolge auch noch eine zweite Gruppe:
       die Geflüchteten. Laut Innenministerium zählte die Polizei 2017 1.906
       Straftaten gegen Geflüchtete sowie 313 Angriffe auf Unterkünfte.
       
       4 Mar 2018
       
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